Schwächerer Konjunktureinbruch in der Schweiz als in Nachbarländern

Eine Sonderumfrage zeigt, dass ein Grossteil der Schweizer Unternehmen für 2020 mit einem Rückgang des Gesamtumsatzes wegen der Corona-Krise rechnet. Allerdings erwartet die KOF, dass sich die Wirtschaft in der Schweiz schneller erholen dürfte als in den angrenzenden Ländern. In diesem Jahr wird das BIP um 5.1% sinken. Die KOF belässt ihre Prognose vom Mai für 2020 damit nahezu unverändert.

Im Mai ergänzte die KOF ihre Konjunkturumfragen mit Sonderfragen zur aktuellen Krise. Mehr als 3000 Unternehmen haben diese Sonderfragen beantwortet. 74% von ihnen befürchten einen Rückgang des Gesamtumsatzes im Jahr 2020 aufgrund der COVID-19-Pandemie. Im Durchschnitt rechnen die befragten Unternehmen damit, dass ihr Umsatz um etwa 20% sinken wird. Besonders starke Rückgänge werden etwa bei den übrigen Dienstleistern erwartet.

Die wirtschaftlichen Konsequenzen der Krise treffen 11% der befragten Unternehmen so heftig, dass sie ihre Existenz als stark oder sehr stark gefährdet ansehen. Gefragt nach Restriktionen durch die Pandemie, nennen 68% der Befragten einen Rückgang der Nachfrage. 30% berichten, dass Kunden nicht bedient/beliefert werden dürfen oder können. 28% der Unternehmen geben als Problem an, dass Kunden zahlungsunfähig sind oder Zahlungen aufschieben. Die Verfügbarkeit von Waren, Vorprodukten und Betriebsmitteln ist für 22% ein Problem. Lediglich 11% der befragten Firmen berichten, dass sie durch die Pandemie nicht beeinträchtigt werden.

Vergleichsweise rasche Erholung in der Schweiz erwartet

Der Konjunktureinbruch in der Schweiz dürfte allerdings milder ausfallen als in den umliegenden Ländern. Ein Vergleich der Verläufe des Bruttoinlandprodukts (BIP) zeigt, dass die Erholung in der Schweiz recht schnell vonstattengehen dürfte. Ähnliches gilt für Deutschland. In Frankreich und insbesondere Italien ist von einem stärkeren Einbruch sowie einer langsameren Erholung auszugehen.

Bezüglich der im Rahmen der Krise beschlossenen fiskalischen Massnahmen ist die Schweiz im Vergleich zu den meisten Nachbarländern allerdings eher zurückhaltend. So hat die Schweizer Regierung bisher Massnahmen beschlossen, die einem direkten Fiskalimpuls von 3-4% des BIP von 2019 entsprechen. Zu diesen Massnahmen zählen unter anderem Zusatzausgaben für Kurzarbeitsentschädigungen und für die Arbeitslosenversicherung sowie Erwerbsersatzleistungen. In Deutschland liegt dieser direkte Fiskalimpuls bei 13-14%, in Italien lediglich bei rund 1% des BIP von 2019.

Die ausführlichen Resultate des internationalen Vergleichs sowie der Sonderfragen zur Corona-Krise sind in der aktuellen KOF Konjunkturanalyse zu finden. Anlässlich der Publikation der Analyse hat die KOF eine Aktualisierung ihrer Konjunkturprognose vorgenommen. Sie geht für das Jahr 2020 derzeit von einem Rückgang des BIP-Wachstums um 5.1% aus (letzte Prognose: -5.5%). Im Jahr 2021 ist dann wieder ein Plus von 4.3% zu erwarten (letzte Prognose: 5.4%). Die Arbeitslosenquote gemäss Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) erreicht in diesem Jahr 3.6% und gemäss International Labour Organization (ILO) 5.1%. Im kommenden Jahr ist mit einer Quote von 4.6% (SECO) und 6.2% (ILO) zu rechnen.

vja 2002

Den ausführlichen Konjunkturbericht finden Sie Download hier (PDF, 1.1 MB).

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