KOF Beschäftigungsindikator: Die Aussichten für den Schweizer Arbeitsmarkt bleiben trüb
Der KOF Beschäftigungsindikator erholt sich im dritten Quartal 2020 etwas von seinem historischen Einbruch im zweiten Quartal. Doch trotz der Aufhebung des Lockdowns bleibt der Indikator mit einem Wert von -12.9 Punkten klar im negativen Bereich. In der Industrie und im Gastgewerbe sind die Aussichten gar ähnlich schlecht wie vor drei Monaten. In den kommenden Monaten ist mit einem weiteren Stellenabbau zu rechnen.
Der KOF Beschäftigungsindikator weist im Juli einen Wert von -12.9 Punkten auf. Der Indikator liegt damit zwar deutlicher höher als noch im zweiten Quartal 2020, als er auf -20.6 Punkte (revidiert von -19.9 Punkten) gefallen war und damit den schnellsten und stärksten Einbruch seiner fast dreissigjährigen Geschichte verzeichnet hatte. Trotzdem ist es für eine Entwarnung noch zu früh, da der Indikatorwert nach wie vor sehr tief liegt. In den letzten 15 Jahren wurden nur drei Quartale verzeichnet, in denen der Beschäftigungsindikator einen tieferen Wert aufwies.
Der Beschäftigungsindikator wird aus den vierteljährlichen Konjunkturumfragen der KOF berechnet. Die Auswertungen für dieses Quartal basieren auf den Antworten von rund 4500 Unternehmen, die im Juli zu ihren Beschäftigungsplänen und -erwartungen befragt wurden. Gegenwärtig gibt es deutlich mehr Unternehmen, die ihre Beschäftigung als zu hoch beurteilen und deswegen in den kommenden Monaten einen Beschäftigungsabbau planen, als Unternehmen, welche umgekehrt positive Einschätzungen abgaben. Die Umfrageresultate legen nahe, dass sich die Coronakrise auch in den nächsten Monaten deutlich negativ auf den Arbeitsmarkt auswirken wird.
Einige Lockdown-Branchen erholen sich
Die Unterschiede zwischen den Branchen sind dabei beträchtlich. In einigen der Branchen, die besonders stark unter den direkten Folgen der behördlich verordneten Betriebsschliessungen litten, haben sich die kurzfristigen Aussichten nach dem Ende des Lockdowns aufgehellt. So stiegen die Beschäftigungsindikatoren des Baugewerbes, des Detailhandels und der übrigen Dienstleistungsbranchen merklich. Allerdings ist es trotz der Verbesserung auch in diesen Branchen noch zu früh für eine Entwarnung, da sich die branchenspezifischen Beschäftigungsindikatoren weiterhin im negativen Territorium befinden. Das ist insbesondere für die übrigen Dienstleistungssektoren bemerkenswert, deren Branchenindikator üblicherweise deutlich im positiven Bereich liegt. Dies hängt mit einem strukturellen Stellenaufbau in diesen Sektoren zusammen.
Im Gastgewerbe und der Industrie verbessert sich die Lage nicht
Unerfreulich entwickelte sich der Beschäftigungsindikator des Gastgewerbes, der im dritten Quartal 2020 mit -40 Punkten praktisch gleich tief liegt wie im Vorquartal. Vor 2020 ist es in der langen Geschichte dieses Branchenindikators nie vorgekommen, dass der Wert weniger als -30 Punkte betrug. Auch im Verarbeitenden Gewerbe haben sich die Beschäftigungsaussichten gemäss den Umfragen nicht verbessert – hier ist der Branchenindikator sogar leicht gesunken. Immerhin liegt der Gesamtindikator der Industrie gegenwärtig noch merklich höher als während der schlimmsten Quartale der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009. Auch im Grosshandel bleiben die Beschäftigungsaussichten sehr trüb, was unter anderem daran liegen dürfte, dass Firmen dieser Branche typischerweise auch Firmen im Gastgewerbe und im Verarbeitenden Gewerbe beliefern.
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Der KOF Beschäftigungsindikator
Der KOF Beschäftigungsindikator wird aus den vierteljährlichen Konjunkturumfragen der KOF berechnet. Im Rahmen dieser Umfragen befragt die KOF die privatwirtschaftlichen Unternehmen in der Schweiz, wie sie ihren gegenwärtigen Bestand an Beschäftigten beurteilen und ob sie diesen in den nächsten drei Monaten verändern wollen. Ein positiver Wert des Indikators bedeutet, dass die Zahl der teilnehmenden Unternehmen, welche im Referenzquartal einen Stellenabbau ins Auge fassen, kleiner ist als die Zahl der Unternehmen, die einen Stellenaufbau anpeilen. In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass diese Einschätzungen die tatsächliche Arbeitsmarktentwicklung vorweg nehmen.
Hier finden Sie weitere Informationen zum Indikator und dessen Methodik.
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