KOF Konjunkturprognose, Winter 2023: Schweizer Wirtschaft im Sog der internationalen Konjunkturschwäche
Für das Jahr 2023 erwartet die KOF in ihrer aktuellen Prognose ein Wachstum des sportbereinigten Bruttoinlandprodukts (BIP) von 1.2%. Stütze der Schweizer Konjunktur wird bis ins Jahr 2025 primär die Binnenkonjunktur sein, während der Aussenhandel von einer schwachen weltwirtschaftlichen Entwicklung gedämpft wird. Für das Jahr 2024 prognostiziert die KOF einen Anstieg des sportbereinigten BIP von 1.3%, der sich bis Ende des Prognosezeitraums 2025 erhöhen wird.
Während die KOF ihre Erwartungen für die Entwicklung des Schweizer BIP in diesem Jahr nahezu unverändert belässt, hat sie ihre Prognose für das kommende Jahr geringfügig nach unten korrigiert (von sportbereinigt 1.5% auf 1.3%). Dies insbesondere aufgrund des schwierigen weltwirtschaftlichen Umfelds, das die Aussichten für die Schweizer Wirtschaft eintrübt.
Die Weltwirtschaft entwickelt sich seit 2022 deutlich weniger dynamisch als in den Jahren zuvor. Die KOF erwartet im Prognoseverlauf nur eine leicht anziehende Dynamik der Weltkonjunktur. Viele für die Schweizer Wirtschaft wichtige Handelspartner befinden sich derzeit in einer konjunkturell schwachen oder schwierigen Lage. So etwa die deutsche Wirtschaft. Auch viele andere Länder des Euroraums wiesen im dritten Quartal 2023 enttäuschende BIP-Zahlen aus. Belastet wurden die Volkswirtschaften insbesondere durch geopolitische Unsicherheiten, die hohe Inflation und eine restriktive Geldpolitik. Konjunkturelle Lichtblicke bleiben die Entwicklung der US-Wirtschaft, die sich in den letzten beiden Quartalen gut behauptete, sowie die Entwicklungen auf den internationalen Arbeitsmärkten, die in vielen Ländern trotz tiefer Wertschöpfungszuwächse in einer sehr guten Verfassung sind. So verharrten die Arbeitslosenraten wichtiger OECD-Länder auch im dritten Quartal 2023 auf sehr tiefen Niveaus.
Verhaltene Exportaussichten
Im kommenden Jahr erwartet die KOF nur eine leichte Erholung der Weltwirtschaft aufgrund der weiterhin bestehenden Unsicherheiten für private Haushalte und Unternehmen. Dies dämpft die Exportaussichten für die Schweizer Unternehmen bis in die zweite Jahreshälfte 2024. Als Folge davon setzen die Waren- und Dienstleistungsexporte ab Beginn des nächsten Jahres zu einem gleichmässigen, aber nur langsamen Wachstum an.
Privater Konsum verliert an Zugkraft
Im kommenden Jahr dürfte die Schweizer Konjunktur zunehmend an Fahrt aufnehmen und mit einem BIP-Anstieg von um internationale Sportevents bereinigt 1.3% solide wachsen. Die Binnenkonjunktur wird hierbei die wichtigste Stütze sein. Der private Konsum ist mit einem Anstieg von 1.2% im kommenden Jahr und 1.5% im Jahr 2025 eine wichtige Zugkraft. Die Inflation, die an der Kaufkraft der Nominallöhne nagt, bremst die Ausgaben der privaten Haushalte als auch die weniger dynamische Entwicklung des Arbeitsmarktes.
Stellenaufbau verliert an Fahrt – Arbeitslosigkeit bleibt aber auf moderatem Niveau
Es mehren sich die Anzeichen, dass der Schweizer Arbeitsmarkt eine Atempause einlegen wird. So stagnierte die vollzeitäquivalente Beschäftigung und die Zahl der Erwerbstätigen ging zuletzt zurück. Gleichzeitig nahmen die Arbeitslosenquote gemäss International Labour Organization (ILO) und die Quote der registrierten Arbeitslosen jüngst auf tiefem Niveau leicht zu. Allerdings blieb die Zuwanderung in den Schweizer Arbeitsmarkt in den vergangenen Monaten ungebrochen hoch. Die KOF erwartet, dass der Stellenaufbau in den kommenden Quartalen im Vergleich zu den letzten zwei Jahren mit deutlich langsamerem Tempo fortschreitet. Insgesamt wächst die Beschäftigung in Vollzeitäquivalenten im Jahr 2024 um 0.7% und 2025 um 0.8%. Im Zuge der vergleichsweise geringen Beschäftigungsdynamik steigt die Arbeitslosigkeit leicht an, bleibt aber im gesamten Prognosezeitraum auf moderaten Niveaus. So wird die Arbeitslosenquote gemäss ILO nach 4.1% in diesem, 4.4% im nächsten Jahr und 4.6% im Jahr 2025 betragen. Die Quote der registrierten Arbeitslosen gemäss SECO steigt im Prognosezeitraum ebenfalls auf tiefem Niveau leicht an (2023: 2%, 2024: 2.3%; 2025: 2.4%).
Abschwung im Wohnungsmarkt wird gestoppt
Der Teuerungsdruck in den Baupreisen normalisiert sich wieder zusehends und die Hypothekarzinsen bewegen sich nun bereits wieder nach unten. Die KOF erwartet, dass sich die Dynamik der Bauinvestitionen im kommenden Jahr erholen wird (+1.9%) und im Prognosezeitraum wieder an Fahrt gewinnt (+2.7%). Im nächsten Jahr sorgen unter anderem Investitionen in neue Infrastrukturbauten für Bildung und Gesundheit für eine erhöhte Dynamik. Zusätzlich beflügeln neu angelaufene Transportinfrastrukturprojekte die Investitionen im Tiefbausektor im gesamten Prognosezeitraum. Das erhöhte Bevölkerungswachstum, gepaart mit der soliden Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt in den kommenden Jahren, werden die laufende Verknappung an freiem Wohnraum verstärken und somit den Druck für die Schaffung von neuen Wohneinheiten erhöhen. So sollte der Abschwung im Wohnbau zu einem Halt kommen und die Wohnbauinvestitionen gegen Ende des Prognosezeitraums (2025) wieder zunehmen.
Ausrüstungsinvestitionen entwickeln sich schwach
Die realen Ausrüstungsinvestitionen sind im dritten Quartal 2023 zum zweiten Mal in Folge relativ stark gesunken. Da viele Indikatoren, wie beispielsweise die Kapazitätsauslastung oder die Ertragslage der Firmen, nicht auf Verbesserung hindeuten, revidiert die KOF ihre Prognose für die Ausrüstungsinvestitionen nach unten. Gemäss der neusten Prognose schrumpfen die Ausrüstungsinvestitionen im laufenden Jahr um 0.7% (Herbst: 1.5%). Auch für das kommende Jahr geht die KOF von einem deutlich verlangsamten Anstieg der Ausrüstungsinvestitionen aus. Sie revidiert die Prognose von zuvor 3.1% auf neu nur noch 1%.
Mietpreisanstiege geringer als erwartet
Die Teuerung befindet sich seit diesem Sommer gegenüber den entsprechenden Vorjahresmonaten unter 2%. Der erwartete deutliche Anstieg der Wohnungsmieten, der einen deutlichen Anteil an der Teuerung hat, fiel bescheidener als es die KOF erwartet hatte. Allerdings ist der Hypothekarische Referenzzinssatz Anfang Dezember weiter gestiegen, was einen inflationsstärkenden Impuls darstellt. Dennoch geht die KOF von einem insgesamt geringeren Einfluss der beiden Erhöhungen des Referenzzinssatzes auf die Preise aus als in ihrer vergangenen Prognose. Deswegen revidiert sie ihre Prognose für die Teuerung im nächsten Jahr auf 1.7% (Herbst: 2.2%) und 1% im übernächsten Jahr (Herbst: 1.5%).
SNB senkt Zinsen anfangs 2025
Da sich die Kerninflation gemäss der Prognose nur langsam in die Zielbänder der Notenbanken bewegt, geht die KOF weiterhin nicht davon aus, dass es bereits im nächsten Jahr zu einer Reduktion der Leitzinsen in den wichtigsten Währungsräumen kommt. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat derweil in ihrer Septembersitzung beschlossen, den Leitzins auf 1.75% zu belassen. Die KOF erwartet kein Drehen seitens der SNB an der Zinsschraube in den nächsten Quartalen. Allerdings könnte sie den Leitzinssatz anfangs 2025 senken. Die zinspolitische Kehrtwende erwartet die KOF auch in anderen Währungsräumen wegen der etwas schlechteren konjunkturellen Aussichten früher als im Herbst angenommen.
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