Erholung in Europa stützt Schweizer Wirtschaft
Die KOF prognostiziert für das laufende Jahr einen Anstieg des realen sportbereinigten Bruttoinlandprodukts (BIP) von 1.2% (1.6% inklusive Sportevents). Für 2025 wird ein sportbereinigtes Wachstum von 1.8% erwartet (1.4% inklusive Sportevents). Damit ist der Konjunkturausblick der KOF im Vergleich zur Prognose vom Frühjahr praktisch unverändert.
Verbesserte Situation auf europäischen Absatzmärkten – Schweizer Wirtschaft bekommt Aufwind
Die Schweizer Wirtschaft wird sich gemäss der KOF Konjunkturprognose ab der zweiten Jahreshälfte 2024 erholen. Die jüngste unterdurchschnittliche konjunkturelle Entwicklung auf wichtigen europäischen Absatzmärkten wie Deutschland, Frankreich und Italien hatte den exportorientierten Teil der Schweizer Wirtschaft zuletzt gebremst. Laut KOF Prognose wird sich diese Situation aber dank steigender Konsumausgaben und erhöhter Investitionstätigkeit in diesen Volkswirtschaften wieder verbessern, was auch der Schweizer Exportwirtschaft einen Impuls verleiht. So wird für 2024 eine erhöhte Exportdynamik erwartet, mit einem Wachstum der Waren- und Dienstleistungsexporte (ohne Wertsachen) um 2.9% und 2.7% im Jahr 2025.
Wertschöpfung im Verarbeitenden Gewerbe legt wieder zu
Die erwartete Erholung im europäischen Ausland dürfte dazu führen, dass die Zweiteilung der Schweizer Wirtschaft zwischen exportorientierten Branchen und binnenorientierten Dienstleistungssektoren im kommenden Halbjahr weniger markant ausfällt als zuletzt. Insgesamt dürfte beispielsweise die Wertschöpfung im Verarbeitenden Gewerbe nach zuletzt schwachen Quartalen wieder zulegen.
Der Stellenaufbau auf dem Arbeitsmarkt setzt sich fort, verliert aber an Dynamik
Auch im ersten Quartal 2024 verzeichnete der Schweizer Stellenmarkt ein solides Wachstum. Dieses wurde hauptsächlich vom Dienstleistungssektor getrieben. Wichtige Vorlaufindikatoren zum Arbeitsmarkt deuten nun auf eine nachlassende Dynamik am Arbeitsmarkt hin. Entsprechend dürfte sich der sehr starke Beschäftigungsaufbau, der den Schweizer Arbeitsmarkt in den letzten drei Jahren kennzeichnete, nicht in gleichem Ausmass fortsetzen. Trotzdem geht die KOF aufgrund des soliden BIP-Wachstums im Prognosezeitraum von einem anhaltend robusten Beschäftigungs- und Erwerbstätigenwachstum aus. Nach einem Wachstum von 2% (Beschäftigung) bzw. 2.3% (Erwerbstätigkeit) 2023 resultieren dieses Jahr Raten von 1.5% bzw. 1.2%. 2025 dürfte das Wachstum der Beschäftigung 1.2% und jenes der Erwerbstätigen 1.4% betragen.
Niedrigere Inflation entlastet Schweizer Wirtschaft
Die Inflation in der Schweiz fällt 2024 tiefer aus als bislang prognostiziert. Die Zahlen von April und Mai des Landesindex für Konsumentenpreise (LIK) fielen niedriger aus als erwartet, was auf geringere Zweitrundeneffekte der Inflation hinweist. Die Auswirkung der Erhöhung des Referenzzinssatzes auf die Bestandesmietpreise bleibt moderat. Die KOF revidierte daher ihre Inflationsprognose für 2024 um 0.3 Prozentpunkte nach unten auf 1.3%. Auch die Inflationsprognose für 2025 wurde leicht auf 1.0% gesenkt. Diese Entwicklung lässt real höhere Lohnzuwächse erwarten, die den Reallohnverlust der letzten zwei Jahre ausgleichen dürften. Bei den AHV-Durchschnittslöhnen beträgt das Reallohnwachstum in diesem Jahr 0.7%. Im kommenden Jahr erwartet die KOF noch etwas grössere Reallohnzuwächse von 0.9%.
KOF erwartet weitere Zinssenkung in der Schweiz, aber vorerst keine Zinssenkungen in den USA
Die KOF geht davon aus, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) angesichts des günstigen Inflationsumfelds ihren nächsten Zinsschritt noch im Juni vornehmen und den Leitzins auf 1.25% senken wird. Darüber hinaus erwartet die KOF im Prognosezeitraum einen weiteren Zinsschritt um 25 Basispunkte im März nächsten Jahres. In den USA kämpft die amerikanische Notenbank (Fed) mit Inflationsraten von über 3%, was bei einem robusten Arbeitsmarkt Zinssenkungen in naher Zukunft ausschliesst. Die KOF erwartet, dass die Fed die Leitzinsen erst im November senken wird. Für das laufende Jahr prognostiziert die KOF noch drei weitere Zinssenkungen im europäischen und zwei im amerikanischen Währungsraum.
Eine weitere Eskalation geopolitischer Konflikte bleibt ein grosser Unsicherheitsfaktor
Die Prognose unterliegt sowohl positiven als auch negativen Risiken. Ein wesentliches Abwärtsrisiko sind unerwartet starke Zweitrundeneffekte der nach wie vor hohen Inflation im Euroraum und den USA, die den Abbau der Kerninflation erschweren könnten. Dies könnte die Europäische Zentralbank (EZB) und die Fed zwingen, länger auf Zinssenkungen zu verzichten, was die wirtschaftliche Entwicklung in diesen wichtigen Absatzregionen bremsen würde. Geopolitische Konflikte, wie eine Ausweitung der Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, könnten die Energiepreise in die Höhe treiben und den Schweizer Franken stärken, was die Investitionsneigung der Unternehmen verringern würde. Zusätzlich haben erhöhte Staatsausgaben für Militär und Rüstung ohne entsprechende Einnahmensteigerungen die Staatshaushalte vieler entwickelter Länder weiter belastet, was das Risiko einer Staatsschuldenkrise erhöht.
Auf der positiven Seite könnte ein unerwartet starker Rückgang der Inflation in den USA und im Euroraum die Kaufkraft und den privaten Konsum ankurbeln. Robuste Zahlen zu Anlageinvestitionen in wichtigen europäischen Volkswirtschaften könnten Vorboten eines stärkeren wirtschaftlichen Aufschwungs in Europa als derzeit prognostiziert sein.
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