Zufällig ausgetauscht: Wo entstehen die besten Ideen?

Portrait von Santosh Jatrana

Früher Vogel – Kolumne zum Forschungsalltag von Santosh Jatrana, Professorin an der Deakin Universität Melbourne in Australien. Hier teilt sie ihre Erfahrung: Als Demographin in einem Wirtschaftsinstitut.

Mein dreimonatiger Aufenthalt als Visiting Fellow an der KOF war ein bereicherndes Kapitel auf meinem beruflichen Weg. Im Gegensatz zu früheren Stipendien hat er mich über die Grenzen meines Fachgebiets hinausgeführt und mich in das ungewohnte Terrain der Wirtschaftswissenschaften eintauchen lassen.

Die Wirtschaftswissenschaften arbeiten häufig mit einem ausgeprägten analytischen Rahmen, der den Schwerpunkt auf Modelle, datengestützte Vorhersagen und politische Implikationen legt. Die Demographie ist zwar reich an Daten, konzentriert sich aber von Natur aus auf Phänomene auf Bevölkerungsebene und deren soziale Determinanten. Die Integration dieser Ansätze verlangte von mir, kritisch zu denken und disziplinäre Grenzen zu überbrücken.

Demographie und Ökonomie sind eng miteinander verbunden, doch ihre unterschiedlichen Methoden stellten sowohl eine Herausforderung als auch eine Chance dar. Die Aufgabe bestand darin, die menschliche Dimension der Migration in den Mittelpunkt zu stellen und gleichzeitig eine demographische Perspektive auf konstruktive Weise in wirtschaftliche Debatten einzubringen. Durch den Dialog, die Zusammenarbeit und die Bereitschaft zu lernen, gewann ich wertvolle Erkenntnisse darüber, wie Migration die Arbeitsmärkte prägt und wie wirtschaftliche Anreize die Mobilität beeinflussen. Diese Perspektiven bereicherten wichtige demographische Fragen wie: Welche Qualifikationen sollten Migranten mitbringen? Wie hoch ist das optimale Migrationsniveau und wie kann es gemessen werden? Wie wirkt sich die Migration auf Alterung, Abhängigkeitsquotienten, Stadtentwicklung und Wohnungsnachfrage aus?

Die Macht des zufälligen Austauschs

Einer der lohnendsten Aspekte des Stipendiums war der zufällige Gedankenaustausch in informellen Situationen – in Kaffeepausen, Seminaren, beim Mittagessen oder auf Zugfahrten. Diese ungeplanten Gespräche waren oft disziplinenübergreifend und führten zu neuen Erkenntnissen und unerwarteten Kooperationen.

So entfachte zum Beispiel eine Zugfahrt durch die Weinberge von Lausanne eine Diskussion über punktuelle Einwanderungssysteme, die sich bald zu einem politischen Briefing entwickelte, das derzeit in Arbeit ist. Ebenso inspirierte ein zwangloses Kaffeegespräch über die Diskriminierung bei der Einstellung von Arbeitskräften in der Schweiz zu einem Förderungsantrag an den Australischen Forschungsrat. Diese Momente zeigen die transformative Kraft des interdisziplinären Dialogs, bei dem der informelle Austausch Annahmen infrage stellt, neue Perspektiven eröffnet und Kreativität und Innovation fördert.

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