Schweizer Wirtschaft in einem schwierigen Währungsumfeld

Das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) hat in verschiedenen Studien die Auswirkungen der Frankenaufwertung auf die Exportstruktur, Beschäftigung sowie Investitionen und F&E-Ausgaben untersuchen lassen. Unter diesen Studien waren auch drei Studien, die von KOF-Forschern erarbeitet wurden.

Im Fokus der Studien stehen die Auswirkungen einer Frankenaufwertung auf verschiedene Aspekte der Wirtschaft. Untersucht wurden die Effekte einerseits im Zeitraum von 2001 bis 2014, als auch durch die Aufhebung des Mindestkurses im Januar 2015.

Auswirkungen auf die Industrie

So untersuchten Daniel Kaufmann, assoziierter Forschungsprofessor an der KOF, und Tobias Renkin, Universität Zürich, die Auswirkungen auf Preise und Beschäftigung in der Industrie. Die Studie zeigt: Die Preise von Produkten die auf dem Inlandsmarkt verkauft wurden sowie Exportpreise die in Schweizer Franken gesetzt waren, sanken nur leicht. Dagegen sanken Exportpreise die in Euro gesetzt waren, sowie auch Importpreise schneller und stärker (gemessen in Schweizer Franken). Ein Grund für diese unterschiedliche Entwicklung ist, dass sich Preise in derjenigen Währung in der sie gesetzt wurden, kaum veränderten. Dies ist ein Anzeichen für sogenannte Preisrigiditäten. Die Ergebnisse der Studie zeigen auch, dass Industrieunternehmen die Zahl der Beschäftigten zwei Jahre nach der Aufwertung um mehr als 4% reduzierten. Der graduelle Rückgang der Beschäftigung ging mit einer sofortigen Reduktion der offenen Stellen einher. Daher wurde die Beschäftigung in erster Linie über natürliche Fluktuation und nicht mittels grösserer Entlassungen reduziert. Die Autoren finden zudem keine Evidenz, dass vor allem Sektoren oder Firmen mit tiefer Produktivität von der Aufwertung betroffen waren.

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Auswirkungen auf Innovationen und F&E-Ausgaben

In einer zweiten Studie warfen die Autoren das Schlaglicht auf die Auswirkungen auf Innovationen, Investitionen, Produktivität und Unternehmensdemografie. Das Autorenteam Boris Kaiser (B,S,S.), Michael Siegenthaler, Andrin Spescha und Martin Wörter (alle KOF) zeigt, dass es von der sogenannten Nettoexponiertheit (der Differenz zwischen Export- und Importanteil am Umsatz) abhängt, wie sich die F&E-Ausgaben entwickelten. Firmen mit einer durchschnittlichen Nettoexponiertheit senkten die F&E-Ausgaben um 17%. Unternehmen mit Nischenprodukten oder besonders hohen Gewinnmargen erhöhten die F&E-Ausgaben dagegen leicht. Insgesamt zeigen die Untersuchungen, dass Frankenaufwertungen sowohl Investitionen wie auch F&E-Ausgaben in exponierten Firmen kurzfristig stark belasten. Mittelfristig dürfte die Wettbewerbsfähigkeit der betroffenen Firmen darunter leiden. Der negative Effekt von Aufwertungen auf F&E-Ausgaben zeigt sich vor allem bei grossen, international exponierten Firmen. Da dieses Firmensegment von besonderer volkswirtschaftlicher Bedeutung ist, könnten längere Aufwertungsphasen somit die Attraktivität des Standorts Schweiz beeinträchtigen. Da insbesondere das Verarbeitende Gewerbe überdurchschnittlich exponiert ist, dürften längere Aufwertungsphasen zudem die Deindustrialisierung beschleunigen.

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Auswirkungen auf Wettbewerbsfähigkeit

Die dritte Studie unter Beteiligung der KOF ging der Frage der Auswirkungen auf die Beschäftigung aus einem internationalen Blickwinkel nach. Sie fokussierten aber auf die Periode 2001 bis 2014, ohne das Jahr 2015 mit der Aufhebung des Mindestkurses. Die Autoren Peter Egger (KOF), Johannes Schwarzer (CEP) und Anirudh Shingal (World Trade Institute) untersuchten die Auswirkungen einer starken Währung auf die Wettbewerbsfähigkeit inländischer Unternehmen. Sie untersuchten die Effekte auf die Wettbewerbsfähigkeit entlang von drei Wirkungskanälen: Erstens erhöht der starke Preisdruck durch ausländische Konkurrenten den Wettbewerbsdruck auf dem Inlandsmarkt. Zweitens erhöht sich der Wettbewerbsdruck für Exporteure auf dem Auslandsmarkt. Drittens reduziert sich der Wettbewerbsdruck auf heimische Anbieter am Inlands- und Auslandsmarkt durch eine Vergünstigung ausländischer Vorprodukte. Die Studie zeigt, dass die Beschäftigung beim ersten Wirkungskanal um 1,1 Prozentpunkte sinkt. Beim zweiten Wirkungskanal nimmt sie um 1,2 Prozentpunkte ab. Demgegenüber steigt die Beschäftigung beim dritten Wirkungskanal aufgrund günstigerer Vorleistungen aus dem Ausland um mehr als 2,1 Prozentpunkte. Insgesamt schlugen die Wechselkursänderungen zwischen 2001 und 2014 im Durchschnitt der Schweizer Gemeinden mit Beschäftigungsverlusten von etwa 0,14 Prozentpunkten zu Buche. Billigere Vorleistungen aus dem Ausland federten den Wettbewerbsdruck auf die Exporte mehr als ab. Der Frankenschock muss demnach differenziert betrachtet werden: Nicht nur die Exporte waren von der Aufwertung betroffen, sondern auch die Importe.

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