Wie die Zuwanderung den Schweizer Arbeitsmarkt beeinflusst

Konkurrieren ausländische Arbeitskräfte die einheimischen und setzen ihre Löhne unter Druck? Oder sind Firmen auf die Immigrantinnen und Immigranten angewiesen, um wachsen zu können? Forschende der KOF haben diese Fragen untersucht. Die wichtigsten Antworten im Video.

Seit 2004 dürfen Schweizer Firmen Grenzgängerinnen und Grenzgänger ohne Einschränkungen einstellen. Die Folge dieser Liberalisierung: Bis 2010 stieg der Anteil von Immigrantinnen und Immigranten an den Beschäftigten in den Grenzregionen um 10 Prozentpunkte stärker als im Rest der Schweiz. Das heisst: In grenznahen Regionen war der Zuwanderungsdruck aufgrund der Öffnung des Arbeitsmarktes in diesem Zeitraum bedeutend grösser als in grenzfernen Regionen.

Für die Forschenden war die unterschiedliche Entwicklung in grenznahen und -fernen Regionen ein Glücksfall. Denn sie hat eine Situation wie in einem Labor geschaffen. Die Ökonomen konnten untersuchen, wie sich die Beschäftigung in Grenzregionen im Vergleich zum Rest der Schweit entwickelte – vor und nach der Öffnung des Schweizer Arbeitsmarktes.

Dabei haben sie kaum Evidenz für Verdrängungseffekte gefunden. Die Löhne und die Beschäftigung der heimischen Arbeitskräfte haben sich in den Grenzregionen gleich entwickelt wie weiter weg. Die Löhne von hochqualifizierten Einheimischen sind in Grenznähe sogar stärker gestiegen als weiter weg. Bei den Niedrigqualifizierten können leichte Verdrängungseffekte nicht ganz ausgeschlossen werden, allerdings ist die Evidenz dafür nicht robust.

Firmen nutzen die sich ergebenden Chancen

Warum kamen die Löhne nicht unter Druck, obwohl die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt gestiegen ist? Die Forschenden erklären sich die Resultate mit dem Fachkräftemangel, über den Ende der 1990er-Jahre viele Schweizer Firmen klagten. Die schrittweise Einführung der Personenfreizügigkeit linderte diesen Mangel und erlaubte den Unternehmen, zu wachsen. Die Studie zeigt, dass wissensintensive Firmen in Grenznähe ihre Forschungs- und Entwicklungsbereiche stärker ausbauten und tendenziell innovativer wurden. In den Grenzregionen wurden zudem mehr Firmen gegründet als im Rest der Schweiz. Von diesem Wachstum konnten auch die Einheimischen profitierten. Für Hochqualifizierte ergaben sich zum Beispiel vermehrt berufliche Aufstiegsmöglichkeiten. 

Gemäss den Ökonomen verdeutlicht das Beispiel der Schweizer Grenzöffnung ein generelles Phänomen, auf das schon lange hingewiesen wird: Der Arbeitsmarkt ist kein starres Gebilde mit einer fixen Anzahl Stellen. Kommen Immigrantinnen und Immigranten in ein Land, wird nicht einfach dieselbe Anzahl Jobs auf mehr Köpfe verteilt. Im Gegenteil, die Firmen nutzen die sich ergebenden Chancen und schaffen zusätzliche Stellen.

Eine ausführliche Version dieser Studie finden Sie hier.

Das Video auf Youtube finden Sie externe Seite hier.

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