KOF Wirtschaftsforum: Was bedeutet Chinas «Belt and Road»-Initiative für Schweizer Unternehmen?

Das Projekt «Neue Seidenstrasse» wirft viele Fragen auf. Am KOF Wirtschaftsforum debattierten Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Forschung darüber, ob und wie Schweizer Firmen davon profitieren können. Es zeigte sich: Gerade für kleinere und mittlere Unternehmen sind die Herausforderungen gross.

KOF Wirtschaftsforum
Das KOF Wirtschaftsforum im Hauptgebäude der ETH Zürich.

Das wirtschaftliche Potenzial der chinesischen «Belt and Road»-Initiative (BRI) ist enorm. Die sogenannte Neue Seidenstrasse soll die wirtschaftlichen Verbindungen von China mit Afrika, Asien, Europa, Lateinamerika und dem Nahen Osten verbessern. Tatsächlich ist der Bedarf an Infrastruktur in Schwellen- und Entwicklungsländern riesig. Laut der Asiatischen Entwicklungsbank fehlen allein in Asien jedes Jahr 1660 Milliarden Franken für Infrastrukturinvestitionen.

Allerdings: Genau so gross wie die Chancen der BRI sind die Unsicherheiten, die mit diesem multidimensionalen Projekt verbunden sind. Welchen geografischen Rahmen umfasst es, was ist sein inhaltlicher Fokus? Die BRI ist eine aussenpolitische Initiative Chinas: Welche geostrategischen Überlegungen muss die Schweiz sich hier machen? Und vor allem: Wie sollen sich Schweizer Firmen jetzt am besten verhalten – können sie proaktiv nach Geschäftschancen suchen oder sollen sie abwarten, da sich die BRI noch stark verändern dürfte?

Schwieriger Einstieg in globale Lieferketten

Die letzte Frage stand beim KOF Wirtschaftsforum im Zentrum. Heinz Karrer (Economiesuisse), Stefan Klötzli (Eidgenössisches Departement des Äusseren EDA), Dr. Urs Leimbacher (Swiss Re), Markus Herrmann (Sinolytics), Dr. Stefan Brupbacher (Swissmem), Jörg Gasser (Schweizerische Bankiervereinigung) und Dr. Vera Eichenauer (KOF) brachten ihre Perspektiven ein. Gerade die Branchenvertreter sind optimistisch, dass sich durch die BRI Geschäftsmöglichkeiten für Schweizer Unternehmen eröffnen. Doch um davon tatsächlich profitieren zu können, sind noch einige Anstrengungen nötig.

So ist es etwa für kleinere und mittlere Unternehmen eine grosse Herausforderung, den Einstieg in globale Lieferketten zu finden. Um das zu schaffen, brauche es Unterstützung, Austausch und Zusammenarbeit, betonten mehrere Teilnehmer. Denn es fehle an Transparenz: Weder gebe es Ausschreibungsplattformen, noch seien die Entscheidungsprozesse bei der Projektvergabe bekannt.

Auch die Absichtserklärung («Memorandum of Understanding»), welche die Schweiz und China im vergangenen April unterzeichnet haben, wirft Fragen auf. Einerseits wird sie als sehr vielversprechend bezeichnet, weil darin ein Katalog an internationalen Normen, etwa soziale und ökologische Nachhaltigkeit, sowie konkrete Kooperationsplattformen genannt werden. Andererseits wird darauf hingewiesen, dass auf die Erklärung nun konkrete Schritte zur Umsetzung folgen müssen. Deshalb lautet das Zwischenfazit: Es gilt, sich innerhalb der Schweiz zu organisieren und sich über die Aktivitäten anderer westlicher Länder in Bezug auf die BRI informiert zu halten. Denn die Schweiz ist bei Weitem nicht das einzige Land, das eine solche Erklärung mit China unterzeichnet hat. 

Kontakt

Dr. Vera Eichenauer
Dozentin am Departement Geistes-, Sozial- und Staatswissenschaften
  • LEE G 120

Professur f. Wirtschaftsforschung
Leonhardstrasse 21
8092 Zürich
Schweiz

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