Firmenkonkurse schiessen im Mai nach oben

Infolge der staatlichen Stützungsmassnahmen sind seit Beginn der Corona-Krise deutlich weniger Firmen Konkurs gegangen als zu normalen Zeiten. Im vergangenen Monat stiegen die Konkurse nun allerdings massiv an. Betroffen waren vor allem Sektoren, die aufgrund des geänderten Konsumverhaltens einen Strukturwandel durchmachen. Der Trend zu höheren Konkurszahlen als noch im vergangenen Jahr dürfte sich fortsetzen.

Konkurse

Die KOF untersucht die Entwicklung der Firmenkonkurse auf Basis von Handelsregisterzahlen, die Dun & Bradstreet Schweiz AG (vormals Bisnode D&B) , aufbereitet und der KOF zur Verfügung stellt. Entgegen der allgemeinen Erwartung zu Anfang der Jahres 2020 resultierte infolge der Corona-Krise für die Schweiz ein deutlicher Rückgang der Firmenkonkurse. Im Jahr 2020 lagen die Firmenkonkurse ohne konkursamtliche Liquidationen durchschnittlich 18% niedriger als im Vorjahr. Während zu normalen Zeiten jeden Monat zwischen 0.06% und 0.07% aller Firmen Konkurs anmelden, lag dieser Wert im vergangenen Jahr durchschnittlich nur bei knapp 0.05%, im April 2020 sogar bei 0.02%. Wie Grafik 1 zeigt, kontrastiert dies mit der Entwicklung in bzw. nach vergangenen Krisen. Dort stiegen die Konkurse infolge der Krise (Frankenschock) oder bewegten sich kaum (Grosse Rezession). 1

Konkursmonitoring

Konkursanstieg im Mai vor allem in besonders von der Corona-Krise betroffenen Sektoren

Im Mai 2021 nahm die saisonbereinigte Anzahl Firmenkonkurse nun allerdings sprunghaft zu. Eine sektorale Betrachtung zeigt, dass die Firmenkonkurse vor allem in denjenigen Sektoren zunahmen, die von den behördlichen Eindämmungsmassnahmen besonders stark betroffen waren. Dies dürften auch mehrheitlich diejenigen Branchen sein, in denen ein Strukturwandel durch geänderte Konsumpräferenzen eingesetzt oder sich beschleunigt hat. Als Beispiel ist hier der Geschäftstourismus zu nennen, der wohl permanent auf einem niedrigeren Wachstumspfad bleiben dürfte. So nahmen die Konkurse im Gastgewerbe und der Unterhaltungsindustrie weiter zu (vgl. Grafik 2). Zu einem deutlichen Anstieg kam es auch im Transportwesen, dem Detail- und Grosshandel, und den sonstigen (vor allem unternehmensnahen) Dienstleistungen.

Konkurse

Disaggregiert nach Grossregionen macht sich der jüngste Anstieg mehrheitlich in der Genferseeregion (vor allem im Kanton Waadt), der Ostschweiz (vor allem im Kanton St. Gallen) und in Zürich bemerkbar (vgl. Grafik 3).  

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Risiko einer starken Konkursflut ist derzeit gering

Angesichts von Nachholeffekten, der gestiegenen Verschuldung und des strukturellen Wandels in einigen Branchen geht die KOF von einem weiteren trendmässigen Anstieg der Konkurse aus. Das volle Ausmass des Strukturwandels wird sich erst im Zuge der epidemiologischen und wirtschaftspolitischen Normalisierung zeigen. Der derzeitige kräftige konjunkturelle Aufschwung und das COVID-19-Härtefallprogramm von Bund und Kantonen dürfte jedoch das Risiko einer starken Konkursflut in der Schweiz geringhalten. Ein weiterer wichtiger Grund für unsere Einschätzung eines derzeitig geringen Konkursflut-Risikos ist das COVID-19-Kreditprogramm des Bundes, mit dem sich wohl einige gefährdete Unternehmen in der ersten Pandemiewelle mit Liquidität versorgt haben. Dies fördert eine Verteilung der Konkurse über die Zeit, wodurch das Risiko temporärer Spitzen reduziert wird. Die zeitliche Glättung ist ein wirtschaftspolitisch erwünschter Effekt des Programms. Vor diesem Hintergrund hält die KOF eine Ausweitung der bisher gesprochenen Unterstützungsmassnahmen für Unternehmen nicht für notwendig. Eine umfassende Bewertung sollte zudem auch die Dynamik bei den Firmengründungen mit einbeziehen. Eine positive Katalysatorwirkung der Corona-Krise zeigt sich beispielsweise im Gross- und Detailhandel, wo die Neugründungen seit einigen Monaten sehr hoch sind (vgl. Grafik 4). Auch im Gastgewerbe und der Unterhaltungsindustrie lagen die Neugründungen in vergangenen Monaten über dem Trend.

Konkurse

1 Die unmittelbaren Gründe für den massiven Einbruch der Konkurse im Frühjahr 2020 waren der vom Bundesrat angeordnete Rechtsstillstand (19. März bis 4. April 2020), die anschliessenden Betreibungsferien (bis 19. April) und die ausgesetzte Pflicht zur Überschuldungsanzeige (bis Ende Oktober 2020). Vgl. hierzu auch externe Seite"Konkurs-Monitoring für die Schweiz: Droht eine Konkurswelle?" Das COVID-19-Kreditprogramm des Bundes, in dessen Rahmen Unternehmen bis Juli 2020 ohne grossen bürokratischen Aufwand und zu günstigen Konditionen staatlich garantierte Überbrückungskredite erhalten konnten, dürfte ein wichtiger Grund sein, warum es bisher nicht zu starken Nachholeffekten gekommen ist. Die Ausweitung und Vereinfachung der Kurzarbeit erlaubte es zudem den betroffenen Unternehmen, den Personalaufwand zu decken. Mit den seit dem laufenden Jahr verfügbaren kantonalen Härtefallhilfen erhalten besonders stark betroffene Unternehmen zusätzliche Beiträge. 

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