KOF Konjunkturumfragen im Verarbeitenden Gewerbe: Unternehmen nutzen Preiserhöhungsspielräume

Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe sehen sich mit steigenden Preisen für ihre Vorprodukte konfrontiert. Dies wirft die Frage auf, ob sie diese Preissteigerungen kompensieren oder über ihre Verkaufspreise weitergeben. Die KOF Konjunkturumfragen deuten darauf hin, dass die Unternehmen bisher tendenziell die Preise angehoben und damit ihre Ertragslage gesichert haben.

Lieferkettenrprobleme und Preise von Vorprodukten werden immer mehr zu einem Problem für die Unternehmen.
Lieferkettenrprobleme und Preise von Vorprodukten werden immer mehr zu einem Problem für die Unternehmen.

Die Verfügbarkeit und die Preise von Vorprodukten sind in den vergangenen Monaten zunehmend als Problem für die Konjunkturerholung wahrgenommen worden. So berichten viele Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes in den KOF-Umfragen, dass der schwierige Zugang zu Vorprodukten ihre Produktionstätigkeit behindert. Dieses Problem tritt nicht nur in der Schweiz auf, sondern in vielen Ländern. Es führt dazu, dass sich die Unternehmen mit steigenden Preisen für ihre Vorprodukte konfrontiert sehen. So berichteten in der KOF Konjunkturumfrage vom Juli mehr als zwei Drittel der über 800 Teilnehmenden Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe, dass sie mit höheren Einkaufspreisen in den nächsten drei Monaten rechnen.

Quartalsweise, nämlich jeden ersten Monat eines Quartals, fragt die KOF nach der rückwirkenden Veränderung der eigenen Verkaufspreise und der Veränderung der Ertragslage in den letzten drei Monaten. Mit dieser Datenkonstellation und den Ergebnissen der Oktoberumfrage kann daher der Frage nachgegangen werden, wie die Unternehmen, die im Sommer mit höheren Einkaufspreisen rechneten, bei ihrer Preissetzung reagiert haben. Steigende Vorproduktekosten können die Unternehmen über höhere Verkaufspreise oder alternativ über eine Reduzierung der Gewinnmarge kompensieren. Zusätzlich kommen noch betriebsinterne Reaktionsmöglichkeiten hinzu, wie etwa eine Umstellung der Produktion, Produktivitätssteigerungen oder Kostenreduzierungen. Diese internen Reaktionsmöglichkeiten lassen sich nicht direkt durch die Fragen der KOF beobachten. Im Fragebogen bewerten die Unternehmen ihre Preispolitik und die Entwicklung ihrer Ertragslage aber selbst.

Unternehmen haben derzeit Spielraum für Preiserhöhungen

Von den Unternehmen, die im Juli mit höheren Einkaufspreisen rechneten, haben nach eigenen Angaben im Oktober mehr als die Hälfte die Verkaufspreise über den Sommer hinweg angehoben (fast 54%). Dies spricht dafür, dass die Unternehmen momentan einen Spielraum für Preissteigerungen haben. Höhere Preise müssen im Marktumfeld auch möglich sein. Nicht immer ist das Umfeld so, dass die Preise angepasst werden können. Dann müssen die Unternehmen verstärkt über andere Mittel kompensieren, wie etwa einem geringeren Ertrag.

Grafik 1: KOF Befragungsergebnisse Oktober 2021 für das Verarbeitenden Gewerbe

Vergrösserte Ansicht: Grafik 1: KOF Befragungsergebnisse Oktober 2021 für das Verarbeitenden Gewerbe
Quelle KOF, Antwortanteile in % auf die Fragen nach der Entwicklung der Verkaufspreise und der Ertragslage, (+) gestiegen/verbessert, (=) nicht verändert, (-) gesunken/verschlechtert.

Obwohl der Kostendruck hoch ist, berichtet lediglich eine Minderheit der Unternehmen (18.3%) von einer Verschlechterung der Ertragslage. Die Erträge werden bislang daher nur von einem eher kleinen Teil der Unternehmen als Puffer verwendet. 24% konnten bei einer Preisanhebung die Ertragslage stabil halten (siehe Grafik 1) und 21.2% erhöhten die Preise und steigerten die Ertragssituation. Knapp 9% der Unternehmen konnten trotz (oder wegen) eines Preisaufschlags die Ertragslage nicht halten. Wobei es neben den höheren Vorproduktekosten auch andere Effekte geben kann, die die Ertragsentwicklung beeinflussen. Diese Antwortverteilung gibt aber insgesamt einen Hinweis darauf, dass die Unternehmen ihre Ertragsentwicklung bisher weitgehend schonen konnten. Dafür nutzen sie auch die Möglichkeit, höhere Verkaufspreise durchzusetzen.

Ertragslage konnte stabil gehalten werden

Werden die Unternehmen in sogenannte Hauptgruppen eingeteilt, zeigen sich Nuancen in der Preis- und Ertragslageentwicklung (Grafik 2). Reichlich die Hälfte der Vorprodukteher-steller (Textil, Holz, Papier, Glass, Steine und Erden, Gummi und Kunststoff, Chemie ohne Pharma, Metallerzeugung) passte die Verkaufspreise nach oben an. Knapp ein Fünftel ho-ben die Preise an und berichten von einer positiven Ertragsentwicklung. 5% konnten die Ertragssituation ohne Preisanpassung verbessern.

Bei den Investitionsgüterherstellern (Stahl- und Leichtmetallbau, Maschinenbau, Messgeräte, Uhren, Fahrzeugbau) waren Preisanhebungen deutlich weniger verbreitet, 35% der Befragten schlugen auf ihre Preise auf. Die Unternehmen in diesem Bereich konnten aber dennoch nicht weniger häufig als die Vorproduktehersteller ihre Ertragslage halten oder verbessern. Ein Drittel der Unternehmen hatte stabile Preise und keine Veränderung der Ertragslage.

Ähnlich häufig wie die Vorproduktehersteller hoben die Gebrauchsgüterproduzenten (Haushaltsgeräte, Unterhaltungselektronik, Möbel) ihre Preise an. Ein Grossteil der Firmen konnte mit Preisanhebungen auch die Ertragslage stabil halten (44.4%). Mehr war allerdings nicht drin: zu einer Verbesserung der Ertragslage kam es kaum.

Eine deutlich andere Preispolitik als die Gebrauchsgüterproduzenten verfolgten die Verbrauchsgüterhersteller (Nahrungs- und Genussmittel, Bekleidung, Pharma). Preisanpassungen waren hier eher selten: 70% der Umfrageteilnehmenden gaben an, ihre Verkaufspreise hätten sich nicht geändert. Dies ist aber gleichzeitig der Einzige der vier Bereiche, in der mehr Unternehmen eine Verschlechterung der Ertragssituation (25.7%) als eine Ver-besserung (20%) meldete. Dies spricht dafür, dass es für die Verbrauchsgüterhersteller schwierig ist, Preisanhebungen durchzusetzen.

Grafik 2: KOF Befragungsergebnisse Oktober 2021 nach Hauptgruppen des Verarbeitenden Gewerbes

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Quelle KOF, Antwortanteile in % auf die Fragen nach der Entwicklung der Verkaufspreise und der Ertragslage, (+) gestiegen/verbessert, (=) nicht verändert, (-) gesunken/verschlechtert.

Kontakt

Dr. Klaus Abberger
  • LEE G 121
  • +41 44 632 51 56

KOF Konjunkturforschungsstelle
Leonhardstrasse 21
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Schweiz

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