Schweizer Konjunktur im Höhenflug

Die Schweizer Wirtschaft befindet sich in einer Hochkonjunktur. Dieses Jahr steigt das Bruttoinlandprodukt voraussichtlich um beachtliche 2.9%. Die internationale Konjunktur liefert positive Impulse und auch die heimische Wirtschaft stützt die wirtschaftliche Entwicklung. Die Arbeitslosigkeit wird dank der guten Konjunktur ebenfalls sinken. Für das kommende Jahr rechnet die KOF mit einem etwas verlangsamten Wachstumstempo von 1.7%. Im Jahr 2020 dürfte das BIP dann wieder um 2.1% zunehmen.

Die Schweizer Wirtschaft befindet sich in einer konjunkturellen Hochphase. Die gute Verfassung der Weltwirtschaft und die Binnenwirtschaft liefern positive Impulse für die Schweizer Konjunktur. So ist die Kapazitätsauslastung in der Industrie inzwischen so hoch wie zuletzt im Jahr 2011. Die starke Wirtschaftsleistung ist breit abgestützt, sowohl die Industrie als auch die Dienstleistungsbranchen konnten ihre Produktion ausweiten. Die KOF revidiert ihre Prognose für das BIP im Jahr 2018 von 2.3% auf 2.9%.

Die Expansion der Weltwirtschaft wird sich in der zweiten Jahreshälfte 2018 noch leicht beschleunigen. Ab 2019 wird sich die konjunkturelle Entwicklung dann etwas abflachen. Insbesondere die US-Wirtschaft wird aufgrund fiskalischer Impulse in der nahen Zukunft kräftig expandieren, aber auch hier werden die hohen Wachstumsraten des Vorjahres wohl nicht mehr erreicht. In China ist die konjunkturelle Dynamik weiterhin lebhaft, der Euroraum entwickelte sich etwas schwächer. Die Konjunktur in vielen Schwellenländern wird in diesem und den kommenden Quartalen durch Liquiditätsabflüsse und Währungsabwertungen gedämpft werden. Insgesamt dürften allerdings nur allmählich die Aussichten für das internationale wirtschaftliche Umfeld sich leicht eintrüben. Somit gehen vom Aussenhandel zunächst weiterhin positive Impulse für die Schweizer Konjunktur aus.

Stabile Entwicklung des privaten Konsums
Als grösste einzelne Nachfragekomponente trägt der inländische private Konsum massgeblich zur Entwicklung der volkswirtschaftlichen Endnachfrage bei. Im Prognosezeitraum wird er sich weiter stabil entwickeln: Eine solide Einkommensentwicklung mit leicht steigenden Löhnen stützen die Entwicklung des privaten Konsums. Da im nächsten Jahr die Teuerung weniger stark steigen wird als die Nominallöhne, resultiert auch ein kleiner Reallohnzuwachs.

Die Ausrüstungsinvestitionen waren in den vergangenen Jahren stark von der Erneuerung und Erweiterung von Transportmitteln geprägt. Nun gehen die Flottenerneuerungen langsam zu Ende, so dass das Wachstum der Ausrüstungsinvestitionen nach 2019 allmählich nachlassen wird. Der Rückgang wird aber zum Teil durch Investitionen in anderen Teile der Wirtschaft kompensiert werden, wozu vermehrt auch Erweiterungsinvestitionen beitragen.

Die KOF erwartet, dass sich die konjunkturellen Zuwächse des Bruttoinlandprodukt (BIP) über den Prognosezeitraum bis Ende 2020 abschwächen werden. Zwar dürfte für 2019 der Anstieg des BIP bei 1.7% liegen und für 2020 bei 2.1%. Der tiefere Wert für 2019 ist aber nicht auf die Konjunkturentwicklung, sondern auf geringere Einnahmen der in der Schweiz ansässigen internationalen Sportverbände zurückzuführen.

Arbeitslosigkeit auf tiefem Niveau
Der Konjunkturaufschwung hat sich auch auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt: Die Beschäftigung steigt (2018: +1.9% in Vollzeitäquivalenten) und die Zahl der Arbeitslosen geht zurück. In diesem Jahr wird die Quote der bei den Arbeitsämtern registrierten Arbeitslosen bei 2.7% liegen, in den nächsten zwei Jahren bleibt sie stabil bei 2.5%. Die Arbeitslosenquote nach der international vergleichbaren Definition der internationalen Arbeitsorganisation (ILO) wird sich im Prognosezeitraum von 4.7% in diesem Jahr auf 4.4% in den kommenden zwei Jahren abschwächen.

Breit abgestützte Konjunktur
Im Prognosezeitraum sollte sich die positive Entwicklung über die Branchen hinweg fortsetzen. Die von der Frankenaufwertung 2015 am stärksten betroffenen Branchen, der Maschinenbau und die metallverarbeitende Industrie sowie die Tourismusdienstleister, haben in der letzten Zeit kräftig aufgeholt und können bei der unterstellten stabilen Wechselkursentwicklung mit weiteren Zunahmen ihrer Produktion rechnen. Der Detailhandel hat wieder Marktanteile zurückgewonnen und wird gemäss der aktuellen KOF Prognose künftig weiter expandieren. Für die Finanzdienstleistungen ist die KOF skeptischer, und das Baugewerbe, welches seit 2007 Jahr für Jahr die Produktion erhöhen konnte, ist nun an einem Wendepunkt angelangt. Die KOF erwartet im Baugewerbe für die nächsten Jahre eine Stagnation der Wertschöpfung.

SNB wartet mit Zinssteigerungen auf ersten Schritt der EZB
Der seit etwas mehr als einem Jahr schwächere Kurs des Frankens gegenüber dem Euro hat zur Verbesserung der Gewinne der mit ausländischen Anbietern im Wettbewerb stehenden Unternehmen beigetragen. In der Prognoseperiode geht die KOF als technische Annahme von einem stabilen Wechselkurs von 1.13 gegenüber dem Euro aus. Angesichts der guten Wirtschaftslage wäre eine Anhebung der Zinsen vorstellbar. Im Euroraum bleiben die Kurzfristzinsen aber wohl noch ein Jahr deutlich negativ. Eine frühere Anhebung der schweizerischen Zinsen wäre darum mit einer Aufwertungsgefahr verbunden. Deswegen erwartet die KOF, dass die Schweizerische Nationalbank ihre Zinsen nicht vor der Europäischen Zentralbank anheben wird. Die Langfristzinsen, die zuletzt wieder etwas sanken, werden voraussichtlich bereits zur Jahreswende nach oben tendieren. Der Anstieg wird aber langsam erfolgen, so dass die Rendite auf 10-jährige Bundesanleihen bis zum Ende der Prognoseperiode unter 1% verbleibt.

Prognoserisiken
Abwärtsrisiken für die KOF Prognose kommen insbesondere aus dem internationalen Umfeld, vor allem ein Einbruch des Welthandels aufgrund von Handelskriegen könnte die Schweizer Wirtschaft treffen. Angesichts eines drohenden ungeordneten Brexit und einer möglichen Wiederbelebung der Sorgen um die Stabilität des Euro könnte der Schweizer Franken als traditionelle «sicherer Hafen»-Währung die Erholung der Schweizer Exportwirtschaft vom Aufwertungsschock 2015 rückgängig machen.
 

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