Jedes dritte im Euroraum tätige Unternehmen klagt über schlechtere Wettbewerbsfähigkeit
Die Geschäftslage der Schweizer Unternehmen verbesserte sich im Januar geringfügig. Im Verarbeitenden Gewerbe sank der Indikator nach 13 Rückgängen in Folge nicht mehr weiter. Doch die Unternehmen dieses Bereichs klagen fünf Jahre nach Aufhebung der Frankenuntergrenze weiterhin über eine schlechtere Wettbewerbsfähigkeit im Euroraum. Das ergab eine Sonderumfrage der KOF zur Schweizer Geldpolitik. Bei der Beurteilung der Negativzinsen zeigen sich grosse Unterschiede zwischen den Branchen.
KOF Konjunkturumfragen: Schweizer Unternehmen atmen zu Jahresbeginn durch
Die Geschäftslage der Schweizer Unternehmen hat sich im Januar in fast allen Bereichen zumindest leicht verbessert. Im Verarbeitenden Gewerbe gibt der Geschäftslageindikator nicht weiter nach, nachdem er letztes Jahr kontinuierlich gesunken war. Die Unzufriedenheit mit den Auftragsbeständen nimmt nicht weiter zu, für die weitere Entwicklung der Bestellungseingänge herrscht etwas mehr Zuversicht. Im Detail- und Grosshandel sowie im Baubereich ist die Geschäftslage ebenfalls günstiger als bisher. Im Gastgewerbe laufen die Geschäfte solide, die Betriebe rechnen mit leichten Umsatzzuwächsen in der nächsten Zeit. Bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistern trübt sich die Lage leicht ein, sie bleibt aber sehr gut.
Sonderumfrage: Wie Schweizer Firmen die Geldpolitik beurteilen
Im Januar jährte sich die Aufhebung der Frankenuntergrenze zum fünften Mal. Aus diesem Anlass hat die KOF ihre Konjunkturumfragen mit Sonderfragen ergänzt. So wollte sie etwa wissen, wie die Schweizer Unternehmen ihre Wettbewerbsposition heute im Vergleich zur Situation vor fünf Jahren beurteilen. In Bezug auf den Heimmarkt hat sich die Position für den überwiegenden Teil der Unternehmen kaum verändert. Bezogen auf die Euromärkte berichten allerdings 36% der dort tätigen Unternehmen von einer leicht oder deutlich schlechteren Wettbewerbsfähigkeit als vor fünf Jahren. Besonders verbreitet sind diese Klagen im Gastgewerbe und im Verarbeitenden Gewerbe.
Die aktuelle Wirkung der Negativzinspolitik bewerten 60% der Unternehmen neutral, die Vor- und Nachteile gleichen sich ihrer Ansicht nach aus. Ein deutliches Zeichen setzen jedoch die Unternehmen der Finanz- und Versicherungswirtschaft: 65% von ihnen kommen zum Schluss, dass die Nachteile leicht oder deutlich überwiegen. In keinem anderen Wirtschaftsbereich wird die Negativzinspolitik so klar abgelehnt. Gleichzeitig geben 84% der Finanzinstitute an, von den Negativzinsen ein wenig oder stark betroffen zu sein – ebenfalls der höchste Wert über alle Wirtschaftsbereiche hinweg. Im Baugewerbe hingegen werden die Negativzinsen tendenziell sogar leicht positiv beurteilt.
Auch bei der Bewertung des aktuellen Euro-Franken-Kurses unterscheiden sich die Antworten je nach Branche. Während im Schnitt 38% der Unternehmen den Franken als überbewertet bezeichnen, sind es im Verarbeitenden Gewerbe 52% (zugrunde gelegter Kurs: 1.10). Es sind also vor allem die Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes, die einerseits einen zu starken Franken und andererseits eine geringere Wettbewerbsfähigkeit in den Euromärkten beklagen.
Die detaillierten Ergebnisse der KOF Konjunkturumfragen finden Sie Download hier (PDF, 103 KB).
Die detaillierten Ergebnisse der Sonderumfrage zu den Negativzinsen finden Sie Download hier (PDF, 125 KB).
In die Ergebnisse der aktuellen KOF Konjunkturumfragen vom Januar 2020 sind die Antworten von mehr als 4500 privatwirtschaftlichen Unternehmen aus der Industrie, dem Baugewerbe und den wichtigsten Dienstleistungsbereichen eingeflossen. Dies entspricht einer Rücklaufquote von etwa 56%. Die Sonderfragen zu den Themenkomplexen Wettbewerbsfähigkeit, Negativzinspolitik und Wechselkurs wurden rund 3900 Unternehmen gestellt. Die Rücklaufquote lag bei 52%.
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