Corona-Krise könnte die Schweizer Volkswirtschaft von März bis Juni 35 Milliarden Franken kosten

Anhand von vier Szenarien hat die KOF die kurzfristigen wirtschaftlichen Folgen der COVID-19-Pandemie berechnet. Im positivsten Szenario muss die Schweiz zwischen März und Juni mit einem Verlust der Wertschöpfung von 22 Milliarden Franken rechnen. Im negativsten Szenario steigt dieser Verlust auf 35 Milliarden Franken an. Die hohen Kosten werden massgeblich von der internationalen Entwicklung getrieben.

Um die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen, steht das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben in der Schweiz und vielen anderen Ländern zu grossen Teilen still. Die KOF hat geschätzt, wie hoch die volkswirtschaftlichen Kosten sein können, die durch die Ausnahmesituation zwischen März und Juni 2020 entstehen. Die Berechnungen zeigen, dass die Schweiz in diesen vier Monaten mit einem Verlust der Wertschöpfung zwischen 22 und 35 Milliarden Franken rechnen muss.

Den Berechnungen liegen vier Szenarien für die weitere Entwicklung zugrunde. Das positivste Szenario geht von einem einmonatigen Lockdown in der Schweiz und einem Einbruch der internationalen Wirtschaftsleistung um 10 Prozent aus. In diesem vergleichsweise «milden» Szenario beläuft sich der Wertschöpfungsverlust zwischen März und Juni auf knapp 22 Milliarden Franken. Das sind zirka 9% der normalen Wirtschaftsleistung im selben Zeitraum. Das negativste Szenario geht von einem zweimonatigen Lockdown und einem Einbruch der internationalen Wirtschaftsleistung um 17 Prozent aus. In diesem «schärferen» Szenario belaufen sich die Gesamtkosten auf 35 Milliarden Franken oder zirka 15% der Wertschöpfung. Auf eine Woche heruntergerechnet, verursacht der Lockdown in der Schweiz Kosten in Höhe von zirka 1.2 Mrd. Franken.

Kosten hängen stark vom internationalen Umfeld ab

Die Berechnungen zeigen auch, welches aus Schweizer Sicht die Haupttreiber der hohen Verluste sind. Zwischen 44 und 71% der wirtschaftlichen Kosten gehen auf die internationale Entwicklung zurück – also auf den Einbruch der Weltwirtschaft. Die Lockdown-Massnahmen in der Schweiz (Betriebsschliessungen und Mobilitätseinschränkungen) verursachen je nach Szenario zwischen 19 und 45% der Kosten. Auf krankheitsbedingte Arbeitsausfälle und Quarantänemassnahmen gehen 8 bis 14% der Kosten zurück. Würde sich allerdings die Infektionsrate stark erhöhen und würden pro Erkranktem zehn weitere Personen unter Quarantäne gestellt, stiegen die Kosten für Arbeitsangebotsausfälle drastisch. Sie könnten in diesem Szenario bis zu 38% des gesamten Verlustes ausmachen.

«Auch bei einer erfolgreichen Umsetzung der momentanen Strategie hängen die wirtschaftlichen Kosten für die Schweiz stark vom internationalen Umfeld ab», sagt dazu Jan-Egbert Sturm, Direktor der KOF. «Ohne eine weltweite Eindämmung der Krise bleiben die wirtschaftlichen Probleme in der Schweiz gross.» Trotzdem würde eine Lockerung der Lockdown-Massnahmen eine grosse Erleichterung für die Schweizer Wirtschaft darstellen – unter der Bedingung, dass eine Rückkehr zu exponentiellen Ansteckungsraten verhindert werden kann. Die Rechnungen legen ausserdem nahe, dass durch effiziente Quarantänemassnahmen unnötige Wertschöpfungsverluste vermieden werden können.

Auswirkungen auf die einzelnen Wirtschaftszweige

Die Szenarien machen zudem deutlich: Vor allem der Bereich Handel, Verkehr und Gastgewerbe leidet unter den Folgen der COVID-19-Pandemie. Er muss mit Wertschöpfungsverlusten zwischen 15 und 25% rechnen und wird in allen vier Szenarien am härtesten getroffen. Auf ihn folgen die Wirtschaftsbereiche Industrie und unternehmensnahe Dienstleistungen. Auch die Einschränkungen im Baugewerbe sowie im Bereich konsumentennahe Dienstleistungen und Staat machen sich bemerkbar. Diese Wirtschaftszweige sind allerdings deutlich weniger abhängig vom internationalen Umfeld.

Den ausführlichen Text zu den Szenarienrechnungen des Lockdowns finden Sie hier:

DownloadSzenarienrechnungen Lockdown (PDF, 168 KB)

Einen Überblick über bisherige Publikationen der KOF zum Coronavirus sowie aktuelle Zahlen und Daten finden Sie hier.

Ansprechpartner

Prof. Dr. Jan-Egbert Sturm
Direktor KOF Konjunkturforschungsstelle
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ETH Zürich
Professur für Wirtschaftsforschung
Schweiz

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