Zwischenergebnisse der KOF Konjunkturumfragen vom April 2020: In vielen Branchen macht sich Pessimismus breit

Viele Unternehmen stellen sich auf einen Nachfragerückgang in den nächsten Wochen ein. Zwar sind die Auftragsbestände in manchen Wirtschaftsbereichen momentan noch einigermassen stabil, etwa im Verarbeitenden Gewerbe. Dennoch wird auch hier erwartet, dass die Produktion in der nächsten Zeit gedrosselt wird. Dies sind erste Tendenzen, die sich in einer Zwischenauswertung der KOF Konjunkturumfragen vom April abzeichnen.

Im Verlauf des März hat sich die COVID-19-Pandemie in der Schweiz immer weiter zugespitzt. Am 16. März sah sich der Bundesrat genötigt, eine «ausserordentliche Lage» zu erklären. Die getroffenen Schutzmassnahmen beschränken die Wirtschaftsaktivität. Aber nicht nur die Massnahmen haben Auswirkungen. Auch Veränderungen im Nachfrageverhalten der Kunden sowie mögliche Reibungen oder Unterbrüche in den Lieferketten und -netzen beeinflussen die Unternehmen.

Um einen ersten Eindruck von der Situation der Unternehmen zu bekommen, hat die KOF am 15. April eine Zwischenauswertung ihrer regulär im April stattfindenden Konjunkturumfragen durchgeführt. Die Umfragen sind noch nicht abgeschlossen, daher können die endgültigen Resultate von denen der Zwischenauswertung abweichen. Dennoch lassen sich für einige Wirtschaftssektoren Tendenzen erkennen.

Verarbeitendes Gewerbe: Auftragsbestände noch stabil, aber starker Nachfragerückgang erwartet

Im Verarbeitenden Gewerbe kühlt die Geschäftslage deutlich ab. Sie ist momentan allerdings nicht so schlecht wie in der Finanzkrise 2009. Zu Jahresbeginn war die Entwicklung im Verarbeitenden Gewerbe verhalten positiv und aktuell sind die Auftragsbestände noch recht stabil. Es gäbe somit noch Aufträge, die abgearbeitet werden könnten. Allerdings sind die Unternehmen mit Blick auf die kommenden Monate sehr pessimistisch. Sie erwarten einen deutlich stärkeren Rückgang der Bestellungen als etwa während der Finanzkrise zu Beginn des Jahres 2009. Auch die Produktionsplanungen sehen heftigere Einschränkungen vor als damals. Somit dürften die kommenden Monate für das Verarbeitende Gewerbe sehr schwierig werden.

Die Unternehmen planen auch vermehrt, die Zahl der Mitarbeitenden zu reduzieren. Immerhin sind die Personalpläne aber derzeit nicht so negativ wie während der Finanzkrise. Möglicherweise können Massnahmen wie etwa die Kurzarbeit den Beschäftigungsabbau etwas bremsen.

Detailhandel: Zu hohe Warenbestände, aber keine Abwärtsspirale bei Preisen erwartet

Im Detailhandel verschlechtert sich die Geschäftslage ebenfalls erheblich. Da Kunden oftmals gar nicht oder nur unter erschwerten Bedingungen bedient werden können, klagen viele Detailhändler über zu hohe Warenbestände. Auch mit Blick auf die nächsten Monate rechnen sie mit deutlichen Umsatzrückgängen. Trotz der vollen Warenlager und der ungünstigen Umsatzperspektiven hoffen sie aber, dass keine Abwärtsspirale bei den Verkaufspreisen in Gang kommt – im Gegensatz zur Situation nach Aufhebung des Frankenmindestkurses im Januar 2015.

Dienstleistungssektor: Schlechtere Geschäftslage als während Finanzkrise 2009

Vor einer historisch schwierigen Situation steht der ansonsten erfolgsverwöhnte Dienstleistungssektor. Die Geschäftslage ist deutlich schlechter als etwa in der Finanzkrise 2009. Die Dienstleistungsunternehmen erwarten einen schärferen Nachfragerückgang als damals. Dieser Pessimismus durchzieht dabei viele Bereiche des Sektors: Sowohl im Bereich Verkehr, Information, Kommunikation als auch in den Bereichen wirtschaftliche Dienstleistungen und persönliche Dienstleistungen sind die Nachfrageerwartungen deutlich negativer als während der Finanzkrise.

Diese Zwischenauswertung basiert auf Antworten von Unternehmen zwischen Monatsbeginn und dem 14. April. In diesem Zeitraum hat die KOF 707 Antworten aus dem Verarbeitenden Gewerbe, 467 Antworten aus dem Detailhandel und 863 Antworten von den übrigen Dienstleistern erhalten. Dies bedeutet, dass erfahrungsgemäss etwa 80% der im Gesamtmonat zu erwartenden Antworten aus dem Verarbeitenden Gewerbe und aus dem Bereich übrige Dienstleistungen in der Zwischenauswertung berücksichtig sind. Beim Detailhandel sind es knapp 50%.

Teilnahme an der Umfrage

Zeitnahe Informationen zur Lage der Unternehmen sind jetzt noch wichtiger als sonst. Bitte nehmen Sie an den KOF Konjunkturumfragen teil – trotz der schwierigen Situation. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Information von EntscheidungsträgerInnen aus Politik und Wirtschaft. Herzlichen Dank.

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Kontakt

Dr. Klaus Abberger
  • LEE G 121
  • +41 44 632 51 56

KOF Konjunkturforschungsstelle
Leonhardstrasse 21
8092 Zürich
Schweiz

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