KOF Consensus Forecast: Konjunkturexperten prognostizieren für 2020 deutlichen BIP-Rückgang
Die im Juni 2020 von der KOF befragten Ökonominnen und Ökonomen revidieren ihre kurzfristigen Prognosen hinsichtlich der Entwicklung des realen Bruttoinlandproduktes (BIP) deutlich nach unten, die mittelfristigen Erwartungen hingegen deutlich nach oben. Für das Jahr 2020 rechnen die Umfrageteilnehmenden im Durchschnitt mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 5.0% und für das Jahr 2021 mit einer Zunahme um 4.2%.
Konjunktur
Die Konjunkturexpertinnen und -experten revidieren ihre Prognose im Vergleich zum März und zeigen sich deutlich pessimistischer hinsichtlich der konjunkturellen Entwicklung im aktuellen Jahr. Allerdings sind sie deutlich optimistischer für das kommende Jahr. Sie erwarten für das Jahr 2020 im Durchschnitt eine Abnahme des BIP um 5.0% und für das Jahr 2021 eine Zunahme um 4.2%. In der März-Umfrage, als die COVID-19 Pandemie noch nicht mit voller Wucht in der Schweiz angekommen war, gingen sie noch von einer Abnahme um 0.2% in diesem und einer Zunahme um 1.3% im kommenden Jahr aus. Im fünf Jahren rechnen sie mit einem Zuwachs des BIP um 1.5% (März: 1.4%).
Die Umfrageteilnehmenden passen ihre Erwartungen im Vergleich zum März für das Jahr 2020 und für das Jahr 2021 deutlich an. In diesem Jahr rechnen sie mit einer Abnahme der realen Anlageinvestitionen um 6.3% (März: -0.6%) und für 2021 prognostizieren sie einen Anstieg um 3.2% (März: 1.3%). Zudem rechnen sie in diesem Jahr mit einem Rückgang der realen Ausrüstungsinvestitionen um -8.9% (März: -1.0%) und 2021 mit einer Zunahme um 4.3% (März: 1.8%). Die Erwartungen der realen Exporte wurden für das aktuelle Jahr von -0.9% auf -7.1% revidiert und für das kommende Jahr von 3.3% auf 6.9%.
Die befragten Ökonominnen und Ökonomen zeigen sich deutlich pessimistischer hinsichtlich der Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt als noch im März. Die Erwartungen für die Arbeitslosenquote gemäss SECO liegen für das Jahr 2020 bei 3.8% (März: 2.7%) und für das Jahr 2021 bei 4.2% (März: 2.8%). Bemerkenswert ist auch die Veränderung der langfristigen Erwartungen. Der Mittelwert liegt neu bei 3.2% (März: 2.7%), der Median bei 3.0% (März: 2.5%).
Die Umfrageteilnehmenden erwarten für dieses Jahr eine Abnahme der Konsumentenpreise um 0.7% und für das Jahr 2021 eine Zunahme um 0.3%. Im März lag die erwartete Teuerung für das Jahr 2020 noch bei 0.1% und für das Jahr 2021 bei 0.6%. Die langfristigen Erwartungen für die Entwicklung der Teuerung lagen bei der März-Befragung bei 0.8% (Mittelwert) beziehungsweise 0.6% (Median). Neu liegen die Erwartungen bei 1.1% (Mittelwert) beziehungsweise bei 1.0% (Median).
Finanzmärkte
Die Konjunkturauguren revidieren ihre Zinserwartungen im Vergleich zum März deutlich nach oben. Sie erwarten, dass sich die kurzfristigen Zinsen kaum verändern werden. Dementsprechend liegt der Consensus-Wert des 3-Monats-Libors sowohl für in drei als auch in zwölf Monaten bei -0.73%. Bei den langfristigen Zinsen erwarten sie einen Anstieg und prognostizieren einen Kassazins der 10-jährigen Bundesobligationen von -0.47% in drei Monaten und von -0.30% in zwölf Monaten.
Der prognostizierte Wechselkurs des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro liegt in drei Monaten bei 1.06 CHF/EUR und in zwölf Monaten bei 1.07 CHF/EUR. Er ist somit nahezu unverändert im Vergleich zur März-Befragung. Der erwartete Wechselkurs gegenüber dem US-Dollar liegt in drei Monaten bei 0.97 CHF/USD und in zwölf Monaten bei 0.96 CHF/USD und ist leicht höher als noch in der März-Befragung. Der Consensus-Wert des Swiss Performance Index (SPI) in drei Monaten liegt bei 12 000 Punkten und in zwölf Monaten bei 12 300 Punkten.
Teilnehmende
Am 98. Consensus Forecast der KOF vom Juni 2020 nahmen 17 Ökonominnen und Ökonomen teil. Die Umfrage wurde vom 3. bis 17. Juni durchgeführt. Sie prognostizieren für 2020, 2021 und 2025 zum einen gesamtwirtschaftliche Entwicklungen (Wachstum des BIP, der Bau- und Ausrüstungsinvestitionen, Entwicklung des Preisniveaus und der Arbeitslosenquote), zum anderen Finanzmarktgrössen (kurz- und langfristige Zinsen, Wechselkurse, Börsenentwicklung). Der Consensus Forecast ergibt sich aus den gemittelten Antworten. Der Consensus Forecast nutzt die Erfahrungen von Ökonomen aus Wirtschaft, Verwaltung und Hochschulen zur Prognose der Wirtschaftsentwicklung.
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