KOF Consensus Forecast: Ökonomen erwarten höhere Inflationsraten und Zinsen
Die von der KOF befragten Ökonominnen und Ökonomen revidieren im März ihre prognostizierte Wachstumsrate des realen Bruttoinlandproduktes für dieses Jahr nach unten, von 2.8% auf 2.5%. Bei den Konsumentenpreisen wird eine Zunahme von 2% für 2022 erwartet, was ein Prozentpunkt mehr ist als in der letzten Umfrage im Dezember. Die Umfrageteilnehmenden passen ihre Erwartungen für die kurzfristigen Zinsen nach oben an, der SARON dürfte in zwölf Monaten bei -0.42% liegen.
Konjunktur
Die im Rahmen des KOF Consensus Forecasts befragten Konjunkturexpertinnen und –experten rechnen für das laufende Jahr im Vergleich zur vorhergehenden Umfrage mit einer weniger günstigen Entwicklung des Bruttoinlandproduktes (BIP). Im Durchschnitt wird mit einer Zunahme um 2.5% gerechnet, im Dezember lag die prognostizierte Wachstumsrate bei 2.8%. Für das Jahr 2023 wurde in dieser Umfrage erstmalig eine Prognose abgegeben: Die Umfrageteilnehmenden rechnen mit einem BIP-Wachstum von 1.7%. Die erwartete langfristige Entwicklung blieb im Mittel unverändert bei 1.6%.
Gegenüber der Dezember-Umfrage wurde die Prognose der realen Ausrüstungs- wie auch der realen Bauinvestitionen nach unten korrigiert. Für das laufende Jahr wird eine Zunahme der Ausrüstungsinvestitionen um 2.4% (Dezember: 2.8%) und der Bauinvestitionen um 0.5% (Dezember: 0.7%) erwartet. Die prognostizierten Wachstumsraten für das Jahr 2023 betragen 2.8% für die Ausrüstungs- beziehungsweise 0.7% für die Bauinvestitionen. Für die Anlageinvestitionen als gewichtete Summe der beiden Investitionskategorien resultiert daraus eine Zunahme um 1.7% in diesem Jahr und um 2.1% im nächsten Jahr. Auch die Aussichten hinsichtlich der diesjährigen Entwicklung der realen Exporte haben sich eingetrübt: Statt einer Veränderungsrate von 5.2% wird neu mit einer Zunahme um 4.1% gerechnet. Für das kommende Jahr wird ein Anstieg von 3.3% erwartet.
Inflation und Arbeitsmarkt
Eine deutliche Aufwärtsrevision resultiert für die erwartete Preisentwicklung. Während im Dezember die prognostizierte Zunahme der Konsumentenpreise 1% betrug, gehen die Umfrageteilnehmenden im März von einer Zunahme um 2% aus. Für das Jahr 2023 wird mit einer Inflationsrate von 1.1% gerechnet. Die langfristigen Inflationserwartungen wurden ebenfalls nach oben angepasst und liegen nun bei 1%. In der vorhergehenden Umfrage betrug der Durchschnitt 0.8%. Die Konjunkturexpertinnen und –experten halten an ihrer günstigen Einschätzung der künftigen Entwicklung des Arbeitsmarktes fest. Die prognostizierten Arbeitslosenquoten liegen im Mittel bei 2.4% für das Jahr 2022, bei 2.3% für das Jahr 2023 und bei 2.4% in fünf Jahren.
Finanzmärkte
Gemäss der jüngsten Befragung wird vermehrt von einem Anstieg des SARON in den nächsten drei Monaten ausgegangen. Der Mittelwert aller Antworten steigt von -0.73% auf -0.69%. Noch deutlicher gestiegen sind die Erwartungen für die kommenden zwölf Monate: Der Consensus-Wert nahm von -0.66% auf -0.42% zu. So hoch waren die 12-Monats-Erwartungen seit der Einführung der Negativzinsen im Jahr 2015 nicht mehr. Der Kassazins der 10-jährigen Bundesobligationen war im Januar und Februar 2022 erstmals seit drei Jahren wieder positiv. Entsprechend wurden auch die Prognosen für den langfristigen Zins nach oben angepasst. Die Befragten rechnen in drei Monaten mit einem Zinssatz von 0.21% und in zwölf Monaten von 0.48%.
Die befragten Ökonominnen und Ökonomen revidieren ihre Erwartungen hinsichtlich des Wechselkurses des Schweizer Frankens nach der jüngsten Aufwertung gegenüber dem Euro nach unten. Gemäss der aktuellen Umfrage wird aber nicht mit einer weiteren Aufwertungstendenz gerechnet. Die Umfrageteilnehmenden prognostizieren einen Wechselkurs von 1.03 CHF/EUR in drei Monaten und von 1.04 CHF/EUR in zwölf Monaten. Gegenüber dem US-Dollar wird weitestgehend mit einer stabilen Entwicklung des Schweizer Frankens gerechnet. Die Consensus-Prognose liegt bei 0.92 CHF/USD in drei Monaten beziehungsweise bei 0.91 CHF/USD in zwölf Monaten. Der Swiss Performance Index (SPI) wies im ersten Quartal 2022 eine leicht negative Tendenz auf. Für die kommenden drei Monate tendieren die Prognostikerinnen und Prognostiker zu einer leichten Abnahme des SPI (14 400 Punkte). Der Erwartungswert für die kommenden zwölf Monate liegt bei rund 15 200 Punkten.
Teilnehmende
Am 105. Consensus Forecast der KOF vom März 2022 nahmen 18 Ökonominnen und Ökonomen teil. Die Umfrage wurde vom 28. Februar bis 23. März 2022 durchgeführt. Die Teilnehmenden prognostizieren für die Jahre 2022, 2023 und 2027 zum einen gesamtwirtschaftliche Entwicklungen (Wachstum des BIP, der Bau- und Ausrüstungsinvestitionen, Entwicklung des Preisniveaus und der Arbeitslosenquote), zum anderen Finanzmarktgrössen (kurz- und langfristige Zinsen, Wechselkurse, Börsenentwicklung). Der Consensus Forecast ergibt sich aus den gemittelten Antworten. Der Consensus Forecast nutzt die Erfahrungen von Ökonomen aus Wirtschaft, Verwaltung und Hochschulen zur Prognose der Wirtschaftsentwicklung.
Die Expertenbefragung ist nicht mit der Konjunkturprognose der KOF zu verwechseln. Die KOF veröffentlichte ihre jüngste Konjunkturprognose am 23. März 2022.
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