Anstieg des Anteils der Gesundheitsausgaben am BIP flacht sich ab

Die Gesundheitsausgaben werden in diesem Jahr um 2.9% steigen. Die Wachstumsrate wird sich mit 3.6% im Jahr 2023 leicht erhöhen und mit 3.1% im Jahr 2024 wieder leicht sinken. Im Vergleich zur Wirtschaftsleistung steigen die Gesundheitsausgaben weniger stark als in den vergangenen Jahren. Das sind die zentralen Ergebnisse der Gesundheitsausgabenprognose der KOF, die mit einem Forschungsbeitrag von comparis.ch erstellt wurde.

Gesundheitskosten steigen bis 2024 um durchschnittlich 3.5% pro Jahr

Von Anfang 2020 bis ins Jahr 2022 hinein hatte die COVID-19-Pandemie einen beträchtlichen Einfluss auf das Schweizer Gesundheitssystem. Die Folgen dürften aber noch einige Zeit spürbar bleiben: Einerseits aufgrund aufgeschobener Behandlungen während der akuten Phasen der Epidemie, andererseits wegen der schwer abschätzbaren Wahrscheinlichkeit neuer schwerer Infektions- und Krankheitswellen sowie wegen der möglichen Langzeitfolgen von COVID-19-Erkrankungen. Die KOF erwartet für 2021 einen Anstieg der nominalen Gesundheitsausgaben von 4.4%, der massgeblich durch den im Jahr 2020 aufgestauten Nachholbedarf an Gesundheitsbehandlungen getrieben sein dürfte. Für das laufende Jahr beträgt die Prognose 2.9%. Die Wachstumsrate sollte sich danach allmählich normalisieren, mit 3.6% im Jahr 2023 und 3.1% im Jahr 2024. Über den Prognosezeitraum (2021–2024) hinweg beträgt der durchschnittliche jährliche Anstieg 3.5%, nach 2.9% über die 10 Jahre zuvor und 4.0% über die Jahre 2001–2010.

Im Prognosezeitraum erwartet die KOF Gesundheitsausgaben in Höhe von 86.9 Mrd. Franken im Jahr 2021, 89.5 Mrd. im Jahr 2022, 92.7 Mrd. im Jahr 2023 und 95.6 Mrd. im Jahr 2024, wie in der Tabelle weiter unten angeführt. Pro Kopf ergeben sich daraus jährliche Gesundheitsausgaben von 9 993 Fr. (2021), 10 190 Fr. (2022), 10 416 Fr. (2023) und 10 612 Fr. (2024).

Gesundheitsausgaben im Verhältnis zum BIP im Prognosezeitraum weitgehend konstant

Die Gesundheitsausgaben im Verhältnis zum Bruttoinlandprodukt (BIP) im Jahr 2021 betragen 11.9%, nach 12.0% im Vorjahr. Im Jahr 2022 dürfte das Verhältnis nochmals leicht sinken (auf 11.6%) und sich dann in den Jahren 2023 und 2024 bei 11.8% einpendeln. Über den gesamten Prognosezeitraum (2021–2024) hinweg beträgt das Verhältnis der Gesundheitsausgaben zum BIP durchschnittlich 11.8%, nach 11.1% über die zehn Jahre zuvor und 9.8% über die Jahre 2001–2010. Damit flacht sich der Anstieg des Anteils der Gesund-heitsausgaben am BIP ab.

Pandemie sorgt für ungewöhnlich hohe Staatsausgaben – KOF erwartet Normalisierung bis 2024

Bei der Betrachtung der Finanzierung der Gesundheitsausgaben zeigt sich, dass die COVID-19-Pandemie im Jahr 2020 zu einem im historischen Vergleich für die Schweiz ungewöhnlich hohen Wachstumsbeitrag des Staates geführt hat. Diese Entwicklung hat sich im Jahr 2021 aber bereits wieder umgekehrt und wird sich bis 2024 normalisieren. Dies alles unter der Annahme, dass die Pandemie im weiteren Verlauf nicht doch noch ein verstärktes finanzielles Engagement des Staates im Gesundheitswesen nötig machen wird. Die zweite Auffälligkeit ist der hohe Wachstumsbeitrag durch die von den privaten Haushalten im Jahr 2021 selbst getragenen Gesundheitsausgaben. Hierfür dürften grösstenteils die Kosten von nicht vom Bund übernommenen bzw. erstatteten COVID-19-Tests verantwortlich sein.

Das ungewöhnlich starke finanzielle Engagement des Staates im Gesundheitswesen während der Pandemie zeigt sich auch bei der Betrachtung der Anteile an den Gesundheitsausgaben nach Finanzierungsquellen. Da sich der Bund normalerweise kaum an der Finanzierung der Gesundheitsausgaben beteiligt, stellt das Jahr 2020 eine erkennbare Ausnahme dar. Verantwortlich dafür war der schnelle Entscheid zur Übernahme der Kosten für einen Grossteil der diagnostischen COVID-19-Tests sowie die Versorgung der Bevölkerung mit Impfstoffen. Hinzu kam die Verabreichung der empfohlenen Impfungen, wobei die Kosten für Impfungen in Apotheken ebenfalls vom Bund getragen werden. In den kommenden Jahren dürften die Finanzierungsströme aber wieder normalisieren, sofern die Pandemie keine neuen unangenehmen Überraschungen birgt.

Vergrösserte Ansicht: KOF Gesundheitsausgabenprognose, Herbst 2022

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