Wie Politikmassnahmen auf die Einführung neuer Energietechnologien wirken
Warum entwickeln und setzen Unternehmen neue Energietechnologien ein oder warum nicht? Und welche Politikmassnahmen werden von den Unternehmen als einschneidend empfunden? Diesen Fragen ging ein internationales Forscherteam im Rahmen des nationalen Forschungsprogramms «Steuerung des Energieverbrauchs» nach.
Eines der Hauptziele der bundesrätlichen «Energiestrategie 2050» ist die Nutzung existierender Potenziale der Energieeffizienz, wobei die Grösse dieser Potenziale von der Entwicklung neuer Technologien und deren Verbreitung innerhalb einer Volkswirtschaft abhängt. Der wirtschaftliche Anreiz, solche Technologien für andere Unternehmen zu entwickeln oder diese im eigenen Unternehmen einzusetzen, ist nicht immer gegeben. Das Risiko des technischen Erfolgs und die Entwicklungskosten derartiger Technologien sind oftmals zu hoch oder es fehlt an der notwendigen Zahlungsbereitschaft respektive ist die Amortisationszeit der Technologie zu lang (siehe hierzu Beitrag im KOF Bulletin Nr. 102 von Dezember 2016). Nicht zuletzt deshalb sind energiepolitische Massnahmen notwendig, wenn man den Einsatz von umweltfreundlichen Energietechnologien erhöhen möchte.
Mit finanzieller Unterstützung des Schweizerischen Nationalfonds im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms «Steuerung des Energieverbrauchs» (NFP 71) konnte die KOF in Kooperation mit dem Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung in Wien (WIFO) und dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim (ZEW) die Einführungsmuster und technologischen Aktivitäten bzw. effektive Politiken in Deutschland, Österreich und der Schweiz analysieren und vergleichen.
Politikmassnahmen: Energiesteuern sind am wichtigsten
Um Umweltziele zu erreichen, versuchen die Regierungen in den betrachteten Ländern Deutschland, Österreich und der Schweiz durch politische Massnahmen die Einführung und Entwicklung von Energietechnologien zu fördern. Allerdings gab es bislang wenige Informationen darüber, wie häufig diese Massnahmen und andere energiebezogene Faktoren von Firmen als einschneidend empfunden werden (siehe G 4).
Wirksamkeit politischer Massnahmen
Das Setzen von energiepolitischen Rahmenbedingungen ist eine Sache – ob diese auch positiv auf die Einführung von Energietechnologien wirken, eine andere. Die im Rahmen der Analyse erhobenen Umfragedaten zeigen, dass Firmen, die Steuern oder freiwilligen Vereinbarungen, öffentlichen Subventionen oder der Nachfrage nach energieeffizient hergestellten Produkten und Dienstleistungen eine hohe Relevanz beimessen, im Zeitraum 2012 bis 2014 mit grösserer Wahrscheinlichkeit Energietechnologien eingeführt haben.
Im Gegensatz dazu zeigt Regulierung keinen Effekt. Wahrscheinlich haben die meisten Firmen die Regulierungsanforderungen bereits vor dem Untersuchungszeitraum erfüllt, weshalb keine weiteren Effekte zu beobachten sind. Dieser Befund verweist auf die dynamischen Nachteile von Regulierungsmassnahmen, die sich den neuen technologischen Entwicklungen nicht oder sehr verzögert anpassen. Dadurch wird nicht nur die Einführung von bzw. Nachfrage nach neuen Technologien gebremst, sondern es fehlen auch die Anreize, solche zu entwickeln.
Bemerkenswert ist jedoch, dass mit Ausnahme der öffentlichen Subventionen keine der politischen Faktoren in einem signifikanten Verhältnis zur Höhe der Investitionen in Energietechnologien stehen. Das deutet darauf hin, dass wesentliche Teile der Energiepolitik zwar die Entscheidung zur Einführung einer Energietechnologie positiv beeinflussen, jedoch das Ausmass der Investitionsbereitschaft davon nicht beeinflusst wird; andere firmenspezifische Faktoren, wie etwa die Höhe der Energiekosten, dürften dafür wichtiger sein.
Politikmassnahmen fördern die Entwicklung und Vermarktung
Positive Effekte von energiepolitischen Rahmenbedingungen zeigen sich vor allem dann, wenn die getroffenen Massnahmen die Nachfrage nach Energietechnologien fördern oder wenn sie sich – wie im Fall von öffentlichen Subventionen – direkt auf die Innovationsanstrengungen der Unternehmen beziehen. Ist dies nicht der Fall, können einzelne Politikinstrumente, wie Steuern/Abgaben und Regulierung, die Innovationsanreize verringern. Dieser negative Einfluss ist darauf zurückzuführen, dass Steuern/Abgaben und Regulierungen in erster Linie betriebliche Kosten verursachen, denen beispielsweise mit der Einführung von energieeffizienteren Produktionsprozessen begegnet werden kann. Die dafür notwendigen finanziellen Mittel fehlen dem Unternehmen dann für andere Investitionen wie z. B. die Entwicklung und Vermarktung von neuen Energietechnologien. Somit lässt sich nachvollziehen, dass einzelne Politikmassnahmen negativ auf die Innovationsleistung einer Firma wirken, vor allem dann, wenn den zusätzlichen Kosten kein potenzieller Ertrag aus einer Nachfrageerhöhung gegenübersteht.
Insgesamt zeigen die vorläufigen Ergebnisse, dass der aktuelle energiepolitische Rahmen in erster Linie positiv auf die Einführung von Energietechnologien wirkt und dass die vermutete positive Wirkung von Politikmassnahmen auf die Entwicklung von Energietechnologien nur dann gegeben ist, wenn diese die Nachfrage nach Energietechnologien stimulieren. Ansonsten überwiegt deren Kosteneffekt und die Innovationsneigung der betroffenen Firmen verringert sich.
Informationen zur Umfrage
Die Ergebnisse des Projekts basieren auf einer schriftlichen Umfrage bei einer repräsentativen Stichprobe von 5789 schweizerischen, 6374 deutschen und 7091 österreichischen Firmen. Die Stichproben aus den jeweiligen Ländern waren geschichtet nach Firmengrösse und Branchen. Die Rücklaufquote lag bei 31.4% in der Schweiz, 36.4% in Deutschland und 7.6% in Österreich. Die Umfragen wurden zum selben Zeitpunkt in allen drei Ländern und auf Basis eines einheitlichen Fragebogens durchgeführt.
Die dem Beitrag zugrunde liegenden Working Paper finden Sie hier.
Ansprechpartner
KOF Konjunkturforschungsstelle
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