Umweltpolitische Instrumente: Wie wirken sie auf Unternehmen?

Die Schweizer Politik berät derzeit über einen Katalog von Massnahmen, mit denen die Klimapolitik angepasst werden soll. Dabei spielt auch das Verhalten von Unternehmen eine wichtige Rolle. Studien der KOF zeigen: Die Wirkungen energiepolitischer Massnahmen auf Firmen hängen wesentlich von den Preisen für neue Energietechnologien und den Energiekosten ab.

Solarpanel

Die Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Ständerates (UREK-S) hat vor Kurzem ein externe Seite Massnahmenpaket für die Schweizer Klimapolitik präsentiert. Unter anderem plant sie eine schweizweite Lenkungsabgabe auf Flugtickets. Auch Benzin und Diesel sollen nach dem Willen der Kommission teurer werden. Ausserdem will die UREK-S einen neuen Klimafonds einführen. Die Mittel sollen für Massnahmen zur langfristigen Verminderung der CO2-Emissionen von Gebäuden verwendet werden. Der Ständerat wird in der Herbstsession ab dem 9. September über das Gesetz beraten.

Die gewählten Instrumente zielen vor allem auf das Verhalten einer breiten Öffentlichkeit ab. Ihre mittel- und langfristige Wirkung hängt aber auch von ihrem Einfluss auf das Verhalten der Unternehmen ab. Erst die konkrete Ausformulierung und Implementierung der Massnahmen wird zeigen, ob es dadurch gelingt, die wesentlichsten Hürden für die Einführung von umweltfreundlichen Energietechnologien zu senken.

Lange Amortisationszeiten stellen Hindernis dar

Für die Schweizer Unternehmen sind dies vor allem die hohen Preise für neue Energietechnologien und zu lange Amortisationszeiten. Hinzu kommt, dass viele Unternehmen ihren Handlungs- beziehungsweise Entscheidungsspielraum eingeschränkt sehen, weil sie – beispielsweise über bauliche Veränderungen am Gebäude – nicht frei entscheiden können.

Auffallend ist auch, dass der Mangel an Finanzierungsquellen Schweizer Unternehmen deutlich häufiger davon abhält, energieeffizientere Technologien einzuführen, als deutsche oder österreichische (siehe G 1). Das sind einige wichtige Ergebnisse einer Umfrage, die in den drei Ländern Österreich, Deutschland und der Schweiz im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms «Steuerung des Energieverbrauchs» (NFP 71) durchgeführt wurde. Die Umfrage bezog sich auf den Zeitraum 2012 bis 2014 (siehe Kasten).

Hemmnisse für die Einführung von umweltfreundlichen Energietechnologien

Vertiefende Analysen hinsichtlich der Wirksamkeit von energiepolitischen Massnahmen haben gezeigt: Unternehmen, die stark von energiebezogenen Steuern und Abgaben betroffen sind oder die freiwillige Vereinbarungen, öffentliche Subventionen oder die Nachfrage nach energieeffizient hergestellten Produkten und Dienstleistungen als sehr relevant betrachten, führten im Zeitraum 2012 bis 2014 mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit neue, umweltfreundliche Energietechnologien ein. Mit Ausnahme von Subventionen hatten diese Instrumente aber keinen Einfluss auf die Intensität der Einführung, also auf die Höhe der Investitionen in umweltfreundliche Energietechnologien (siehe Woerter et al. 2017). Die Höhe der Investitionen ist jedoch entscheidend, wenn die Umweltbelastung deutlich reduziert werden soll. Um die privaten Investitionen in energieeffiziente Technologien zu erhöhen, wären Subventionen das mächtigste, aber auch ein kostspieliges politisches Instrument.

Energiekosten betragen nur 1.4% des Umsatzes

Die geringe Wirkung der meisten Instrumente auf die Intensität der Verbreitung von Energietechnologien könnte mit der Stärke des politischen Impulses, aber vor allem mit der geringen relativen Bedeutung von Energiekosten im Unternehmen zusammenhängen. Im Durchschnitt betrugen die Energiekosten eines befragten Unternehmens in der Schweiz nur 1.4% des Umsatzes. Somit ist es kaum verwunderlich, dass die Aufmerksamkeit des Managements bei vielen Unternehmen anderen Bereichen gilt, wenn es darum geht, laufende Kosten einzusparen. Die Analysen zeigten, dass für die Höhe der Investitionen firmeninterne Faktoren, etwa die Energieintensität, wesentlicher sind.

Obwohl die durchschnittliche Energieintensität der Unternehmen relativ gering ist, gaben im Schnitt 41% der Firmen in den untersuchten Ländern an, aufgrund der Einführung von umweltfreundlichen Energietechnologien den Energieverbrauch pro Stück/Vorgang moderat gesenkt zu haben. 22% erzielten eine wesentliche Verringerung. Damit zusammenhängend verbesserte sich auch die CO2-Bilanz der befragten Unternehmen; 26% der Unternehmen mit neuen, umweltfreundlichen Energietechnologien reduzierten zwischen 2012 und 2014 den CO2-Ausstoss moderat, 17% sogar wesentlich.

Zusammenfassend lässt sich also sagen: Es sind vor allem die hohen Preise und zu lange Amortisationszeiten, die Schweizer Firmen von der Einführung neuer Energietechnologien abhalten. Die Wirkung energiepolitischer Massnahmen hängt zudem wesentlich von der Bedeutung der Energiekosten für die Unternehmen ab.

Die Ergebnisse basieren auf einer schriftlichen Umfrage bei einer repräsentativen Stichprobe von 5789 schweizerischen, 6374 deutschen und 7091 österreichischen Firmen. Die Stichproben aus den jeweiligen Ländern waren geschichtet nach Firmengrösse und Branchen. Die Rücklaufquote lag bei 31.4% in der Schweiz, 36.4% in Deutschland und 7.6% in Österreich. Die Umfragen wurden zum selben Zeitpunkt in allen drei Ländern und auf Basis eines einheitlichen Fragebogens durchgeführt.

Literatur

Woerter, M., T. Stucki, S. Arvanitis, C. Rammer, and M. Peneder (2017): The adoption of green energy technologies: The role of policies in Austria, Germany, and Switzerland. International Journal of Green Energy, 14(14). externe Seite https://doi.org/10.1080/15435075.2017.1381612  

Kontakt

Prof. Dr. Martin Wörter
Dozent am Departement Management, Technologie und Ökonomie
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KOF Konjunkturforschungsstelle
Leonhardstrasse 21
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Schweiz

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