KOF Konjunkturumfragen vom Oktober: Unternehmen überwinden Corona-Tal

Die Geschäftslage der Schweizer Unternehmen verbessert sich im Oktober weiter (siehe G 7). Sie ist nun fast so gut wie im Frühjahr 2018. Das Coronatal ist weitgehend überwunden. Die Erwartungen der Unternehmen bezüglich der weiteren Entwicklung sind nach wie vor optimistisch und die Unsicherheit nimmt erneut ab.

Nach Wirtschaftsbereichen unterschieden ist die Entwicklung der Geschäftslage uneinheitlich. Zudem deutet sich eine grundsätzliche Musteränderung an: bei den bisher schon positiven Bereichen Verarbeitendes Gewerbe und Finanz- und Versicherungsdienstleistungen beruhigt sich tendenziell die Lage. Dagegen holen die bisher besonders schwachen Bereiche Gastgewerbe und übrige Dienstleistungen auf. Die Schere, die sich durch die Pandemie zwischen den Branchen geöffnet hatte, schliesst sich daher ein Stück weit (siehe Tabelle T 1).

G7
T1

Viele Unternehmen klagen über Mangel an Fachpersonal

Zu der Branchenannäherung dürfte auch beitragen, dass es in den warenproduzierenden und -vertreibenden Bereichen – Verarbeitendes Gewerbe, Baugewerbe, Detailhandel, Grosshandel – nach wie vor erhebliche Probleme mit der Vorprodukteversorgung gibt. Diese Schwierigkeiten haben sich jüngst in einigen Branchen sogar weiter akzentuiert. Überdies macht sich aber nicht nur bei den Warenproduzenten, sondern auch in vielen Dienstleistungs­bereichen nun ein weiteres Problem bemerkbar: die Verfügbarkeit von zusätzlichem Fachpersonal. Viele Unternehmen suchen zusätzliche Mitarbeitende, klagen aber vermehrt, dass es schwierig sei, welche zu finden.

Hoch ist in diesem Umfeld in weiten Teilen der Wirtschaft auch nach wie vor der Druck, die Preise heraufzusetzen. Immerhin hat dieser Auftrieb in einigen Bereichen, etwa im Baugewerbe und bei den übrigen Dienstleistern, nicht mehr weiter zugenommen und in einigen Bereichen sogar abgenommen, etwa im Grosshandel und im Gastgewerbe. Dennoch sind die Preisplanungen fast überall nach wie vor klar nach oben gerichtet.

Die Situation im Verarbeitenden Gewerbe kühlt sich leicht ab

Im Verarbeitenden Gewerbe beruhigt sich die Geschäftslage ein wenig. Der Geschäftslageindikator verbleibt aber auf einem hohen Niveau. Für eine insgesamt weiterhin gute Situation spricht die gestiegene und überdurchschnittlich starke Kapazitätsauslastung. Zudem sind die Auftragsbücher reichlich gefüllt. Die Unternehmen werden aber nach wie vor durch einen schwierigen Zugang zu Vorprodukten beeinträchtigt. Dies zeigt sich auch daran, dass sie ihre Lagerbestände an Vorprodukten als eher zu klein ansehen, obwohl sie diese schon aufgefüllt haben. Nun kommt als zweites Produktionshemmnis zunehmend ein Mangel an Arbeitskräften hinzu. Die nach wie vor starke Nachfrage auf der einen und die Knappheit der Vorprodukte und des Personals auf der anderen Seite führen zu einem unverminderten Preiserhöhungsdruck bei den Einkaufs- und Verkaufspreisen der Unternehmen.

Gute Auftragslage im Baugewerbe

In den mit der Bautätigkeit verbundenen Wirtschaftsbereichen Projektierung und Baugewerbe hat sich die Geschäftslage über den Sommer hinweg nur wenig verändert. Trotz steigender Materialkosten ist die Ertragslage der Unternehmen stabil, die Betriebe sind gut ausgelastet und die Baupreise steigen deutlich an. Die Auftragslage ist vorwiegend gut, im Baugewerbe steigt die Reichweite der Auftragsbestände weiter an. Allerdings empfinden die Unternehmen es als schwierig, geeignetes zusätzliches Personal zu finden.

Im Grosshandel laufen die Geschäfte prächtig

Im Detailhandel hellt sich die Geschäftslage im Oktober zwar wieder etwas auf, im Vergleich zum Sommer hat sich die Lage aber insgesamt deutlich abgekühlt. Im sogenannten «Detailhandel nicht in Verkaufsräumen», zu dem auch der Versandhandel gehört, normalisiert sich die Lage nach dem ausserordentlichen Hoch seit Ausbruch der Pandemie. Obwohl die Detailhändler insgesamt seit einigen Monaten Preiserhöhungen vorsehen, hat jüngst die Ertragslage gelitten. Die Warenlager sind im längerfristigen Vergleich eher wenig gefühlt, mit Warenbestellungen werden die Unternehmen aber vorsichtiger. Die Umsatzerwartungen sind stabil und leicht positiv. Im Grosshandel verbessert sich die ohnehin schon gute Geschäftslage weiter. Vor allem im Grosshandel mit Nahrungsmitteln sowie mit Maschinen und Geräten ist die Entwicklung erneut positiv.

Die Lage der Finanz- und Versicherungsdienstleister ist trotz eines Rückschlags ausgezeichnet

Bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistern kühlt die Geschäftslage im Oktober etwas ab, sie ist aber weiterhin ausgezeichnet. In ihren Erwartungen für die Geschäfte in der nächsten Zeit sind die Institute nahezu unverändert optimistisch. Die Erträge entwickelten sich erneut positiv und der zuversichtliche Ausblick hat sich diesbezüglich nicht wesentlich verändert. Die Bankinstitute erwarten besonders einen zusätzlichen Schub von der Nachfrage der Firmenkunden, deren Bonität sie als merklich verbessert ansehen.

Das Gastgewerbe kann aufatmen, auch ausländische Gäste kehren zurück

Im Gastgewerbe entspannt sich die schwierige Geschäftslage deutlich. In den Berggebieten und in den Seezonen hellt sich die Lage weiter auf. Aber auch in den grossen Städten ist die Entwicklung günstig und sie können ihren Rückstand zu den anderen Gebieten deutlich verringern. Die Unsicherheit über den weiteren Geschäftsverlauf ist jedoch insbesondere bei den Gastronomen nach wie vor hoch. Im Beherbergungsbereich ist die Auslastung trotz einer Besserung weiterhin deutlich vom Vorkrisenniveau entfernt. Aber immerhin hat sich nun auch das Geschäft mit ausländischen Kunden etwas belebt. Für die kommenden Monate erwarten die Betriebe eine Zunahme der Logiernächte von inländischen und ausländischen Gästen.

Die übrigen Dienstleister sind noch im Aufholprozess

Bei den übrigen Dienstleistungen macht der Geschäftslageindikator einen weiteren Schritt aus dem Coronatief heraus. Er erreicht aber das Vorkrisenniveau nach wie vor nicht. Dementsprechend ist die Kapazitätsauslastung trotz einer Steigerung weiterhin tiefer als vor der Krise. Besonders leidet immer noch der Bereich Verkehr. Die Bereiche Information und Kommunikation sowie die wirtschaftlichen Dienstleistungen verfehlen das vor Krisenniveau bei der Kapazitätsauslastung nur sehr knapp. Die Ertragslage der Dienstleistungsunternehmen insgesamt verbesserte sich erneut. Da die Befragungsteilnehmenden bezüglich der weiteren Entwicklung optimistisch sind, suchen sie zusätzliches Personal, um dem erwarteten Nachfrageanstieg gerecht zu werden. Allerdings stossen sie wie viele andere Branchen auch zunehmend auf Probleme, geeignetes Personal zu finden.

In die Ergebnisse der aktuellen KOF Konjunkturumfragen vom Oktober 2021 sind die Antworten von mehr als 4 500 Unternehmen aus der Industrie, dem Baugewerbe und den wichtigsten Dienstleistungsbereichen eingeflossen. Dies entspricht einer Rücklaufquote von etwa 60%.

Die detaillierten Ergebnisse der KOF Konjunkturumfragen (inklusive Tabellen und Grafiken) finden Sie auf unserer Webseite.

Kontakt

Dr. Klaus Abberger
  • LEE G 121
  • +41 44 632 51 56

KOF Konjunkturforschungsstelle
Leonhardstrasse 21
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Schweiz

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