KOF Geschäftslage: Schweizer Unternehmen im Höhenflug
Der KOF Geschäftslageindikator steigt im Juni wieder und erreicht damit einen neuen Jahreshöchstwert. Das Verarbeitende Gewerbe stuft seine Geschäftslage sogar deutlich günstiger ein als in den ersten fünf Monaten dieses Jahres. Insgesamt ist die Schweizer Konjunktur derzeit robust.
Die Entwicklung der Geschäftslage ist in den befragten Wirtschaftsbereichen im Juni recht unterschiedlich. Im Verarbeitenden Gewerbe bessert sich die Geschäftslage markant. Vor allem bei den exportorientierten Unternehmen wird die Lage günstiger als im Vormonat eingeschätzt. Die Firmen sind insgesamt mit den Auftragsbeständen zufriedener als bisher und konnten auch ihre Vorproduktelager etwas auffüllen. Der Detailhandel kann sich nach einem Dämpfer im Vormonat im Juni wieder erholen. Der Warenabsatz entwickelte sich günstiger als zuvor. Weiterhin sind im Detailhandel verbreitet Preisanhebungen vorgesehen. Auch im Baugewerbe ist der Preisauftrieb nach wie vor sehr stark. Die Geschäftslage verbessert sich hier im Juni jedoch kaum. Bei den Projektierungsbüros kühlt sich die Geschäftslage ab, bleibt aber vorwiegend gut. Im Bereich Finanz- und Versicherungsdienstleistungen trübt sich die Lage ebenfalls leicht ein. Im Vergleich mit dem Jahresbeginn ist die Lage in diesem Wirtschaftsbereich nun merklich weniger gut.
Regional betrachtet, verbessert sich die Geschäftslage insbesondere in der Nordwestschweiz. Leicht günstiger als im Vormonat ist die Geschäftslage in der Zentralschweiz und der Ostschweiz. Praktisch unverändert ist sie in der Region Zürich, dem Espace Mittelland und der Genferseeregion. Dagegen ist die Geschäftslage im Tessin ungünstiger als im Vormonat.
Die KOF Geschäftslage verdeutlicht die augenblickliche konjunkturelle Situation der Unternehmen. Das KOF Konjunkturbarometer ist dagegen ein Indikator für die Konjunkturperspektiven. Die Konjunkturuhr zeigt, dass die Konjunktur im Jahr 2020 von der Pandemie im April jäh abgebremst wurde. Nach einem eher schwachen Start in das Jahr 2021 erholte sich die Schweizer Wirtschaft im Weiteren. Das Jahr 2022 brachte in den ersten Monaten eine Fortsetzung der Erholung, die im Frühjahr aber an Kraft verliert.
Erläuterung
Grafik G 14 zeigt die KOF Geschäftslage über alle in die Befragung einbezogenen Wirtschaftsbereiche. Für Wirtschaftsbereiche, die nur vierteljährlich befragt werden, wird die Geschäftslage in den Zwischenmonaten konstant gehalten.
Grafik G 15 stellt die Geschäftslage in den Grossregionen gemäss Bundesamt für Statistik dar. Die Regionen sind je nach Geschäftslage unterschiedlich eingefärbt. Die Pfeile innerhalb der Regionen deuten die Veränderung der Lage im Vergleich zum Vormonat an. Ein aufwärtsgerichteter Pfeil bedeutet etwa, dass sich die Lage im Vergleich zum Vormonat verbessert hat.
In der KOF Konjunkturuhr (Grafik G 16) wird der Geschäftslageindikator gegen das KOF Konjunkturbarometer abgetragen. Der Lageindikator spiegelt die derzeitige konjunkturelle Situation wider, während das Barometer ein Frühindikator für die Veränderung der Aktivität ist. Die Uhr lässt sich in Quadranten einteilen: Während der Erholungsphase ist die Geschäftslage unterdurchschnittlich, aber die Wachstumsperspektiven sind überdurchschnittlich. Im Konjunkturhoch sind die Lage und die Perspektiven überdurchschnittlich. Während der Abkühlungsphase ist die Lage über dem Durchschnitt und die Perspektiven darunter. Im Konjunkturtief sind Lage und Perspektiven unterdurchschnittlich. Idealtypisch durchläuft der Graph die Quadranten im Uhrzeigersinn.
Die KOF Geschäftslage basiert auf mehr als 4500 Meldungen von Betrieben in der Schweiz. Monatlich werden Unternehmen in den Wirtschaftsbereichen Industrie, Detailhandel, Baugewerbe, Projektierung sowie Finanz- und Versicherungsdienstleistungen befragt. Unternehmen im Gastgewerbe, im Grosshandel und in den übrigen Dienstleistungen werden vierteljährlich, jeweils im ersten Monat eines Quartals, befragt. Die Unternehmen werden unter anderem gebeten, ihre gegenwärtige Geschäftslage zu beurteilen. Sie können ihre Lage mit «gut», «befriedigend» oder «schlecht» kennzeichnen. Der Saldowert der gegenwärtigen Geschäftslage ist die Differenz der Prozentanteile der Antworten «gut» und «schlecht».
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KOF Konjunkturforschungsstelle
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