Reproduktionszahl: Stärkerer Rückgang in Kantonen mit strengeren Schutzmassnahmen

In Kantonen mit restriktiveren Corona-Schutzmassnahmen sank die Reproduktionszahl im Oktober stärker als in anderen. Im November blieb sie auf tieferem Niveau. Das zeigt der neue KOF Stringency-Plus Index. Er erfasst die ergriffenen Massnahmen in den einzelnen Kantonen und erlaubt so einen Vergleich zwischen diesen.

Im Kampf gegen die Corona-Pandemie setzen die Länder und Regionen weltweit auf unterschiedlichste Schutz- und Eindämmungsmassnahmen. Der externe Seite Oxford Stringency Index ermöglicht einen Überblick über diese Massnahmen. Er erfasst die ergriffenen Instrumente in mehr als 180 Ländern. Basierend darauf werden die Länder auf einer Skala von 0 bis 100 eingeordnet (100 = strikteste Massnahmen).

Für die Schweiz ist der Oxford Stringency Index nur auf nationaler Ebene verfügbar. Das Vorgehen im Zusammenhang mit COVID-19 unterscheidet sich allerdings von Kanton zu Kanton. Die KOF hat deshalb einen Stringency-Plus Index konstruiert, der die Strenge der Massnahmen nicht nur auf nationaler, sondern auch auf kantonaler Ebene abbildet. Der Index umfasst zehn Sub-Indikatoren: Schliessung von Schulen sowie von Arbeitsplätzen, Veranstaltungs- sowie Versammlungsverbote, Einschränkung des öffentlichen Verkehrs, Ausgangssperren, Einschränkung der Inlandsreisen, internationale Reiserestriktionen, öffentliche Informationskampagnen und Richtlinien für die Verwendung von Mund- und Nasenschutz.

Kantone in zwei Gruppen unterteilt

Die Grafik bildet die Entwicklung der Reproduktionszahl in den Kantonen ab. Dabei wurden zwei Gruppen gebildet: Kantone mit einem tiefen KOF Stringency-Plus Index, also unterdurchschnittlich strengen Schutzmassnahmen (rot markierte Fläche), und Kantone mit einem hohen KOF Stringency-Plus Index, also überdurchschnittlich strengen Schutzmassnahmen (blau markierte Fläche). Die Linien zeigen den durchschnittlichen Reproduktionswert innerhalb der jeweiligen Gruppe (inkl. das Zweifache der Standardfehler).

Die bundesrätlichen Beschlüsse vom 18. und 28. Oktober 2020 haben die Mindestanforderungen an die Schutzmassnahmen schweizweit erhöht und somit die Gruppe der überdurchschnittlich restriktiven Kantone am nächsten Tag auf jeweils vier reduziert.1 In den darauffolgenden Tagen ergriffen einzelne Kantone restriktivere Massnahmen und wechselten so die Gruppe.

Der Index zeigt: Kantone mit strengeren Schutz- und Eindämmungsmassnahmen konnten die Reproduktionszahl im Oktober stärker reduzieren und im November auf einem tieferen Niveau halten.

Die strengsten Richtlinien herrschen gemäss dem Index derzeit in den Kantonen Genf, Jura, Neuenburg und Waadt. Generell ist das Niveau der Massnahmen in den Westschweizer Kantonen höher. Dies ist vor allem auf die strengeren Regeln im Kultur- und Gastronomiebereich sowie Versammlungseinschränkungen zurückzuführen.

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1) Am 19. Oktober gehörten die Kantone TG, VD, VS und ZH zu dieser Gruppe. Am 29. Oktober waren es AI, BS, JU und VS.

Weitere Informationen zum KOF Stringency-Plus Index finden Sie hier.

Kontakte

Prof. Dr. Jan-Egbert Sturm
Ordentlicher Professor am Departement Management, Technologie und Ökonomie
Direktor KOF Konjunkturforschungsstelle
  • LEE G 305
  • +41 44 632 50 01

Professur f. Wirtschaftsforschung
Leonhardstrasse 21
8092 Zürich
Schweiz

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