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Trumps Handelszölle würden jeden Schweizer mindestens 200 Franken pro Jahr kosten

Sollte sich Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen am 5. November durchsetzen und die angekündigten Handelszölle einführen, würde dies zu einem weltweitem Wohlstandsverlust führen. Am meisten würden die USA selbst leiden. Aber auch die Schweizer und Schweizerinnen wären gemäss Berechnungen der KOF mit Kosten von mindestens rund 200 Franken pro Kopf in jedem Jahr spürbar getroffen.

Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat umfangreiche neue Zölle auf US-Importe vorgeschlagen. Der besondere Schwerpunkt soll auf Waren aus China liegen. Damit sollen Handelsungleichgewichte verringert und die heimische Industrie geschützt werden. Eine Variante, die Trump genannt hat, besteht darin, dass die USA einen Zoll von 60% auf Importe aus China und einen Zoll von 20% auf Waren aus allen anderen Ländern erheben.

Wie sich diese Zölle auf die Wirtschaft in den USA und der ganzen Welt auswirken könnten, haben die KOF Ökonomen Hans Gersbach, Paul Maunoir und Kieran Walsh mit dem neu entwickelten KOF Handelsmodell berechnet.

Analyse betrachtet direkte Effekte – Untergrenze für potenzielle BIP-Verluste

Die Autoren konzentrieren sich in ihrer bisher noch unveröffentlichten Arbeit auf die direkten Effekte, den Trumps Handelspolitik auf verschiedene Länder haben könnte. Die direkten Effekte beziehen sich auf die direkten Auswirkungen von Zöllen auf die Produktion und den Output über Nachfrage- und Preiskanäle.

Die Handelszölle können weitere Effekte auslösen, wie z. B. Veränderungen bei ausländischen Direktinvestitionen, potenzielle Unterbrechungen der Lieferkette bei Ausfall oder Ausscheiden von Lieferanten, Auswirkungen auf die Staatseinnahmen oder Verschiebungen bei Innovationsaktivitäten. Diese zusätzlichen Effekte sind nicht einberechnet. Deshalb stellen die Schätzungen für Europa eine Untergrenze für potenzielle Verluste des realen Bruttoinlandprodukts (BIP) in Europa dar.

Die offene Frage: Wie reagiert China?

Die Auswirkungen der Zollerhöhung hängen davon ab, ob China mit Gegenmassnahmen reagiert. Die Autoren betrachten vier verschiedene Szenarien in Bezug auf den Zeitrahmen und die Reaktion Chinas: (1) kurzfristige Auswirkungen, keine politische Reaktion Chinas; (2) kurzfristige Auswirkungen, China reagiert mit einem 60-prozentigen Zoll auf Importe aus den USA; (3) langfristige Auswirkungen, keine politische Reaktion Chinas und (4) langfristige Auswirkungen, China reagiert mit einem 60-prozentigen Zoll auf Importe aus den USA.

Harte Konsequenzen für die USA

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Gemäss den Berechnungen des KOF Handelsmodells sinkt das Niveau des realen BIPs der USA kurzfristig um mehr als 2.5%, während die Verluste in China viel geringer ausfallen (-0.5% mit und fast -0.2% ohne Gegenmassnahmen). Langfristig ist der Rückgang des US-BIP fast einen Prozentpunkt weniger stark, da es einfacher wird, Importe durch inländische und nicht-chinesische Vorleistungen zu ersetzen. Ein Grund, warum die chinesische Volkswirtschaft weniger leidet als die US-amerikanische ist, dass die US-Wirtschaft viel stärker von chinesischen Industrievorleistungen abhängig ist als umgekehrt. Obwohl die Wohlstandsverluste im Durchschnitt für die USA gross sind, können einzelne Industrien und Regionen in den USA durch den Schutz profitieren.

Langfristige Wohlstandsverluste für die Schweiz

Das Niveau des realen BIPs der Schweiz sinkt den Berechnungen zufolge um mehr als 0.2%, solange die Handelsbarrieren in Kraft sind. Direkt betroffen sind vor allem die Pharmaindustrie, aber auch die Hersteller von Maschinen, Geräte, Präzisionsinstrumenten, Uhren und Lebensmittel würden beispielsweise deutlich unter den Zöllen leiden. Aufgrund der grossen Bedeutung der USA für die Schweizer Exporte, ist die hiesige Wirtschaft stärker betroffen als andere europäischen Länder.

Für die Schweiz belaufen sich die abgezinsten Pro-Kopf-Verluste auf mindestens 200 Franken pro Kopf und für jedes Jahr, in welchem die Zölle erhoben werden. Ob China Gegenmassnahmen ergreift oder nicht, hat dabei nur minimale Auswirkungen auf die Verluste für die Schweiz, da dadurch die Schweizer Wirtschaft nicht direkt betroffen wird.

Dieser Artikel basiert auf einer technischen Analyse von Hans Gersbach, Paul Maunoir und Kieran Walsh mit dem Titel «Resilience of a Small Open Economy: The Case of Switzerland», die in absehbarer Zeit veröffentlicht wird.  

Kontakt

Prof. Dr. Hans Gersbach
Ordentlicher Professor am Departement Management, Technologie und Ökonomie
  • LEE F 101
  • +41 44 632 82 80

Makroökonomie, Gersbach
Leonhardstrasse 21
8092 Zürich
Schweiz

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