Die KOF Ökonomen Hans Gersbach und Sebastian Zelzner analysieren in ihrem Beitrag das Credit Suisse Dilemma und beschreiben drei Auswege aus diesem Dilemma.
Das Dilemma: Im Rahmen der aktuellen Abwicklungs- bzw. Sanierungsstrategien für inter- nationale Banken, geben diese Banken sogenannte Bail-in Bonds aus, die dazu dienen, Verluste im Krisenfall auf die Gläubiger abzuwälzen (Bail-in Abwicklung). Eine zentrale Erkenntnis während des Kollapses der Credit Suisse war jedoch, dass eine solche Abwicklung in der Praxis nicht ohne erhebliche Risiken umsetzbar ist.
Daraus ergibt sich ein Dilemma: Während die Bail-in Abwicklungspläne die Notwendigkeit staatlicher Intervention in einer Bankenkrise eigentlich vermeiden sollten, können sie, falls der Bail-in in einer Krise letztendlich nicht aktiviert wird, den notwendigen Umfang einer solchen Intervention paradoxerweise sogar erhöhen. Falls man sich nämlich im Krisenfall dazu entscheidet die Investoren dieser Bonds vor Verlusten zu schützen, und stattdessen mit staatlichen Rettungspaketen eingreift, dann wird diese Rettung umso teurer – denn dann bleiben die hohen Zinszahlungen auf die Bail-in Bonds bestehen.
Im Zuge des Kollapses der Credit Suisse wurden ca. 57 Mrd. Fr. an Bail-in Bonds nicht aktiviert – diese mussten daher weiter bedient werden. Folglich bedeuten Bail-in Strategien, die in der Praxis letztlich kaum umsetzbar sind, erhöhte Risiken für Staat und Steuerzahler.
Lösungsansätze: Die Autoren beschreiben drei möglich Lösungsansätze, um diesen Risiken entgegenzuwirken. Sie gehen dabei von der Annahme aus, dass die Schweizer Politik – wie angekündigt – das Ziel verfolgt, eine global agierende UBS und damit die internationale Finanzmarktstellung des Landes zu erhalten.
Die Optionen sind: (i) Einfache Verbesserungen; Es gibt eine Reihe von Verbesserungen, die relativ einfach umgesetzt werden können. Dazu zählen beispielsweise eine Stärkung der Aufsicht für die Krisenprävention, die Eliminierung von Erleichterungsmöglichkeiten bei der Berechnung des Eigenkapitals, eine Reform der AT1 Bonds und eine erhöhte Liquiditätskapazität. Im Krisenfall würden aber erhebliche Risiken für die Steuerzahler, den Schweizer Finanzplatz und die Schweizer Wirtschaft insgesamt verbleiben, weshalb diese Option nicht befriedigend ist.
(ii) Risikoreduktion und internationales Krisenmanagement bei der Abwicklung; Zusätzlich zu Option (i) wäre das Ziel, die Glaubwürdigkeit der Abwicklung einer globalen systemrelevanten Bank zu erhöhen. Neben der Reduktion von Rechtsrisiken und operationellen Risiken sowie zusätzlichen Optionen bei der Sanierung, braucht es dazu ein in guten Zeiten geplantes internationales Krisenmanagement für den Fall einer solchen Abwicklung. Insbesondere müssten sich dazu die relevanten Institutionen, allen voran die wichtigsten Zentralbanken, proaktiv und eng koordinieren, um im Fall einer Abwicklung schnell intervenieren zu können und Ansteckungsgefahren und das Risiko einer Finanzkrise zu minimieren.
(iii) Einführung eines Austauschmechanismus “Bail-in Bonds gegen Eigenkapital”; Zusätzlich zu Option (i), und insbesondere falls Option (ii) nicht realisierbar ist, besteht die Option Bail-in Bonds teilweise und über die Zeit zu reduzieren und dafür zusätzliches Eigenkapital auszugeben. Beispielsweise könnte die Ausgabe von jeweils zwei oder drei Einheiten an Bail-in Bonds durch eine zusätzliche Einheit an Eigenkapital ersetzt werden, um eine Balance zwischen den vorgegebenen politischen Zielen und den Vorteilen höheren Eigenkapitals zu erreichen. Ein solcher Austauschmechanismus wäre für die UBS in der Schweiz im Einklang mit den Basel III Anforderungen grundsätzlich umsetzbar und es könnten sich damit klare Vorteile für die Bankenstabilität ergeben.
Fazit: Auswege aus dem Credit Suisse Dilemma werden dringend benötigt. Dieser Beitrag beschreibt drei Ansätze dazu.
Das Hintergrundpapier
Gersbach, H., Zelzner, S., Zhang, J. (2025): externe Seite The Credit Suisse Dilemma. CEPR Discussion Paper.
Kontakt
Makroökonomie, Gersbach
Leonhardstrasse 21
8092
Zürich
Schweiz
Makroökonomie, Gersbach
Leonhardstrasse 21
8092
Zürich
Schweiz