Schweizer Innovationslandschaft: Stabil trotz Herausforderungen
Die Innovationskraft der Schweizer Wirtschaft bleibt trotz globaler Unsicherheiten ein Fels in der Brandung. Die Innovationslandschaft zeigte in den 2020 bis 2022 ein differenziertes, aber stabiles Bild. Die Unternehmen hielten den Markterfolg innovativer Produkte und Dienstleistungen auf hohem Niveau. Es gibt aber Entwicklungen, die wirtschaftspolitische Aufmerksamkeit erfordern, vor allem in Bezug auf Forschung- und Entwicklung (F&E), digitale Transformation und Innovationshemmnisse.
Konzentration der F&E-Aktivitäten
Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind der Motor der Schweizer Innovationslandschaft. Bei Unternehmen mit 50 bis 250 Mitarbeitenden ist eine gestiegene Bereitschaft zu riskanten F&E-Investitionen zu beobachten. Allerdings zeigt sich eine Konzentration der F&E-Aktivitäten vor allem bei kleinen Unternehmen (<50 Mitarbeitende), was langfristig die Innovationsdynamik beeinflussen könnte. Grossunternehmen weisen hingegen zunehmend eine abnehmende Innovationstiefe aus. Während sie weiter innovativ bleiben, ist der Anteil radikaler Innovationen – also von Marktneuheiten – rückläufig.
Innovationen, die für das Unternehmen neu sind, aber nicht für den Markt, haben an Bedeutung gewonnen. Diese inkrementellen Innovationen stabilisieren den Markterfolg. Über ein Drittel der Unternehmen erzielen konstant etwa ein Drittel ihres Umsatzes durch innovative Produkte und Dienstleistungen. Der Markterfolg radikaler Innovationen, die oft grössere F&E-Bemühungen erfordern, gehen jedoch zurück – eine Entwicklung, die langfristig die Wettbewerbsfähigkeit beeinflussen könnte.
Digitalisierung: Kluft zwischen den Unternehmen steigt
Die digitale Transformation schreitet voran, insbesondere durch die wachsende Nutzung von Cloud Computing, Big Data und Künstlicher Intelligenz (KI). Grosse Unternehmen setzen diese Technologien deutlich häufiger ein als kleinere Firmen, was die Kluft zwischen den Unternehmen weiter vergrössert (34% versus ca. 8%). Ins Auge fällt insbesondere, dass etwa ein Drittel der KI-nutzenden Unternehmen die Software an ihre spezifischen Bedürfnisse anpasst und so Wettbewerbsvorteile schafft. Doch viele Unternehmen schöpfen das Potenzial digitaler Technologien nicht aus, was oft an fehlenden Fachkräften, Infrastruktur oder Datenqualität liegt.
Innovationshemmnisse: Fachkräftemangel und Bürokratie
Hohe Kosten bleiben das häufigste Innovationshemmnis. Besonders auffällig ist jedoch der steigende Einfluss des Fachkräftemangels und bürokratischer Hürden, wie Bauvorschriften und Raumplanung. Diese Aspekte haben sich zu den zweit- und drittwichtigsten Hemmnissen entwickelt. Es unterstreicht die Notwendigkeit gezielter wirtschaftspolitischer Massnahmen, um die Innovationsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft langfristig zu sichern.
Die Innovationsförderung in der Schweiz zeigt Wirkung: Kantonale Programme und steuerliche Anreize, wie beispielsweise die zusätzliche Abzugsfähigkeit von F&E-, werden von Unternehmen zunehmend genutzt. Doch es gibt auch Kritik. Rund ein Viertel der Unternehmen bewertet den (Teil-)Ausschluss der Schweiz aus Horizon Europe negativ, da er den Zugang zu internationalen Forschungsnetzwerken erschwert.
Wettbewerbsfähigkeit sichern durch Innovation
Die Innovationsstudie zeigt deutlich, wie entscheidend F&E und Digitalisierung für die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz sind. Besonders Investitionen in KI und Big Data versprechen erhebliche Potenziale. Gleichzeitig bleibt die Innovationskraft von einem starken politischen Engagement abhängig, das gezielt Hemmnisse abbaut und die Rahmenbedingungen verbessert.
Zur Studie
externe Seite www.innovationserhebung.chZur Innovationserhebung
Im Auftrag des externe Seite Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) erhebt die KOF alle zwei Jahre mittels Umfragen die Innovations- und Digitalisierungsaktivitäten der Unternehmen in der Schweiz. Die Umfrage wurde erstmals 1990 durchgeführt.
Die aktuelle Umfrage deckt den Zeitraum 2020 bis 2022 ab. Die Ergebnisse der Innovationserhebung sind repräsentativ für die Schweizer Privatwirtschaft ab fünf Beschäftigten im Industrie-, Bau- und Dienstleistungssektor sowie für die sieben Grossregionen. Insgesamt nahmen an dieser im Frühling 2023 durchgeführten Umfrage mehr als 2000 Unternehmen aus der gesamten Schweiz teil.
Weitere Informationen zur Innovations- und Digitalisierungsumfrage
Kontakt
KOF Konjunkturforschungsstelle
Leonhardstrasse 21
8092
Zürich
Schweiz
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