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Wie Schweizer Unternehmen ihre Investitionen finanzieren
Schweizer Unternehmen planen 2025 eine moderate Erhöhung ihrer Investitionen. Erstmals beleuchtet die KOF Investitionsumfrage auch, aus welchen Quellen diese finanziert werden. Das Ergebnis: Drei Viertel der Investitionen werden durch Innenfinanzierung gedeckt. Doch nicht alle Unternehmen können die benötigten Mittel mobilisieren: 17 Prozent berichten von Finanzierungsengpässen, wobei insbesondere hohe Finanzierungskosten den Zugang zu externen Mitteln erschweren.
Die Schweizer Unternehmen planen im Jahr 2025 eine Erhöhung ihrer Investitionen gegenüber dem Vorjahr. Laut den Ergebnissen der KOF Investitionsumfrage vom Herbst 2024 sollen die Bruttoanlageinvestitionen nominal um 4.3 Prozent steigen. Diese Wachstumserwartung liegt jedoch unter dem historischen Durchschnitt von 8.9 Prozent. Die Zunahme wird insbesondere von Bauinvestitionen angetrieben, die um 9.0 Prozent zunehmen sollen. Die Ausrüstungsinvestitionen und die Investitionen in Forschung und Entwicklung sollen dagegen nahezu unverändert bleiben (je +0.8%).
Zwischen den Sektoren zeigen sich deutliche Unterschiede: Der Dienstleistungssektor rechnet mit einem soliden Investitionswachstum (+5%). In der Industrie (+1%) soll die Investitionstätigkeit dagegen nur geringfügig zunehmen, und im Baugewerbe stagnieren. Diese sektoralen Unterschiede spiegeln sich auch in den Investitionsmotiven wider. Während Dienstleistungsunternehmen vermehrt in Erweiterungen investieren wollen, stehen in der Industrie Rationalisierungen im Vordergrund, die nach Ersatzinvestitionen das zweitwichtigste Investitionsmotiv in diesem Sektor darstellen.
Von der Ertragslage gehen im Jahr 2025 keine wesentlichen Investitionsimpulse aus
Die Unternehmen bewerten die Realisierbarkeit ihrer Investitionspläne für 2025 insgesamt optimistischer als noch vor einem Jahr. Besonders im Baugewerbe ist die Unsicherheit stark gesunken: 86 Prozent der Unternehmen sind sich der Realisierung ihrer Investitionen eher sicher oder sehr sicher (Herbst 2023: 79 Prozent). Gleichzeitig reduzierte sich der Anteil der Unternehmen, die ihre Pläne als unsicher einschätzen, von 21 Prozent auf 14 Prozent.
Der technische Fortschritt ist der Hauptmotor für Investitionspläne im laufenden Jahr. Während die Nachfrage in der Industrie und im Dienstleistungssektor weniger stimulierend wirkt als im Vorjahr, ist sie im Baugewerbe – zusammen mit finanziellen Ressourcen und der Ertragslage – ein starker Investitionsimpuls. In den anderen Sektoren gehen von den zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel jedoch keine bedeutenden positiven Effekte aus.
Die Verfügbarkeit finanzieller Mittel ist eine wesentliche Voraussetzung für Investitionen. Besonders dann, wenn Unternehmen den Grossteil ihrer Investitionen aus internen Quellen finanzieren, spielt die Ertragslage eine entscheidende Rolle. Bisher war allerdings wenig darüber bekannt, aus welchen Quellen Unternehmen ihre Investitionen tatsächlich finanzieren. Um ein besseres Verständnis darüber zu gewinnen, wie Unternehmen ihre Investitionen finanzieren und welche Hindernisse dabei auftreten, hat die KOF in ihrer aktuellen Investitionsumfrage erstmals gezielt nach den Finanzierungsquellen gefragt.
Innenfinanzierung stellt die wichtigste Finanzierungsquelle für Investitionen von Schweizer Unternehmen dar
Die Ergebnisse zeigen, dass Schweizer Unternehmen den überwiegenden Teil ihrer Investitionen durch Innenfinanzierung decken. Mehr als drei Viertel der Investitionen wurden im vergangenen Jahr aus internen Quellen finanziert (siehe Grafik). Dazu gehören beispielsweise einbehaltene Gewinne, Abschreibungen, Rückstellungen, der Verkauf von Vermögensteilen oder finanzielle Mittel von der Muttergesellschaft.
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Im internationalen Vergleich ist dieser Anteil leicht überdurchschnittlich. Gemäss den Ergebnissen der Investitionsumfrage der Europäischen Investitionsbank liegt der Anteil der innenfinanzierten Investitionen in Europa bei 74 Prozent und in den Vereinigten Staaten bei 75 Prozent (siehe Grafik). Innerhalb Europas bestehen jedoch grosse Unterschiede zwischen den Ländern. Besonders hohe Innenfinanzierungsanteile gibt es in Schweden (88 Prozent) und den Niederlanden (85 Prozent), während Länder wie Frankreich (62 Prozent) und Italien (68 Prozent) deutlich darunter liegen. Die Schweiz weist Werte auf, die am ehesten mit Deutschland vergleichbar sind.
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Bankkredite und -darlehen dominieren bei der Aussenfinanzierung
Das verbleibende Viertel der Investitionen in der Schweiz wird durch Aussenfinanzierung gedeckt. Bankkredite und -darlehen sind dabei mit Abstand die wichtigste Finanzierungsquelle, mit einem Anteil von rund 20 Prozent. Andere Formen der Aussenfinanzierung wie Anleihen oder Beteiligungsfinanzierung spielen eine untergeordnete Rolle und machen lediglich etwa 1 Prozent der Investitionen aus.
Die Finanzierungsstruktur unterscheidet sich nach Sektoren und Unternehmensgrösse. In der Bauwirtschaft (88 Prozent) und der Industrie (83 Prozent) ist der Innenfinanzierungsanteil besonders hoch. Im Dienstleistungssektor hingegen liegt dieser nur bei 71 Prozent, wobei hier die Finanzierungsquellen insgesamt diverser sind. So werden im Durchschnitt 21 Prozent der Investitionen durch Bankkredite finanziert, und Dienstleister greifen eher auf alternative Aussenfinanzierungsformen zurück als Unternehmen anderer Branchen. Grössere Unterschiede zeigen sich auch nach Unternehmensgrösse: Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) finanzieren mit 76 Prozent einen grösseren Anteil ihrer Investitionen intern als Grossunternehmen (72 Prozent).
Finanzierungsengpässe sind für 17 Prozent der Unternehmen ein Hindernis, insbesondere aufgrund hoher Kosten
Warum finanzieren Unternehmen nicht einen grösseren Teil ihrer Investitionen über externe Quellen? Rund 17 Prozent der Schweizer Unternehmen berichten von Finanzierungsengpässen (siehe Grafik), was bedeutet, dass sie gerne einen grösseren Anteil ihrer Investitionen über externe Quellen finanzieren würden, aber daran gehindert werden. Der häufigste Grund sind hohe Finanzierungskosten: 13 Prozent der Unternehmen verzichten auf zusätzliche Fremdfinanzierung, da die Zinskosten als zu hoch eingeschätzt werden. Zwei Prozent der Unternehmen haben sich nicht weiter um Aussenfinanzierung bemüht, da sie eine Ablehnung befürchteten. Ein weiteres Prozent der Unternehmen erhielt ausserdem keine externe Finanzierung oder weniger Mittel als beantragt.
Branchenunterschiede zeigen sich auch hier deutlich: Finanzierungsengpässe sind in der Industrie mit 21 Prozent häufiger als im Dienstleistungssektor (16 Prozent) und im Baugewerbe (12 Prozent). Zudem sind kleine und mittelgrosse Unternehmen (19 Prozent) häufiger von Finanzierungsengpässen betroffen als Grossunternehmen (12 Prozent).
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Die Investitionsumfrage
Die konjunkturelle Entwicklung wird durch die Investitionstätigkeit der Unternehmen stark beeinflusst. Aus diesem Grund führt die KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich jeweils im Frühling und im Herbst eine Umfrage bei inländischen Unternehmen durch. Die halbjährliche Umfrage im Herbst 2024 wurde vom 1. Oktober bis zum 24. Dezember 2024 durchgeführt. Im Rahmen dieser Umfrage wurden 5'383 Firmen angeschrieben und 2'242 haben geantwortet, was einer Rücklaufquote von 42% entspricht.
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KOF FB Konjunkturumfragen
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