Symbolbild Investitionsumfrage

Für 2026 erwarten Unternehmen einen Investitionsboom

Die Investitionstätigkeit der Schweizer Unternehmen dürfte 2025 zunehmen, wenn auch verhaltener als zuletzt erwartet. Eine quasi-experimentelle Analyse in der KOF Investitionsumfrage deutet darauf hin, dass die Zollankündigung der USA die Investitionspläne und -sicherheit negativ beeinflusst hat. Für 2026 zeigen sich die Unternehmen jedoch so optimistisch wie noch nie.

Die Schweizer Unternehmen planen im Jahr 2025 eine Erhöhung ihrer Investitionen gegenüber dem Vorjahr. Laut der KOF Investitionsumfrage vom Frühling 2025 sollen die Bruttoanlageinvestitionen nominal um 2.9 Prozent steigen. Das entspricht jedoch einer Verlangsamung des erwarteten Investitionswachstums – nicht nur liegt diese Erwartung unter dem historischen Durchschnitt, sondern auch unter jener der vorangegangenen Umfrage. Im Herbst 2024 hatten die Unternehmen für das laufende Jahr noch einen Zuwachs von 4.3 Prozent erwartet.

Die Verlangsamung betrifft insbesondere die Bauinvestitionen. Dennoch bleibt diese Kategorie der Haupttreiber der Investitionstätigkeit: Die Bauinvestitionen sollen 2025 um 4.5 Prozent zunehmen. Die Ausrüstungsinvestitionen steigen laut Umfrage um 2.2 Prozent, die Investitionen in Forschung und Entwicklung (F&E) um 2.5 Prozent.

Im Vergleich zur Umfrage im Herbst 2024 haben sich die Investitionserwartungen vor allem im Dienstleistungssektor und im Baugewerbe eingetrübt. Anstelle des damals erwarteten Wachstums von 4.7 Prozent rechnen die Dienstleistungsunternehmen nun noch mit einem Anstieg von 3.1 Prozent. Im Baugewerbe dürften die Anlageinvestitionen sogar um 1.1 Prozent zurückgehen, nachdem zuvor eine Stagnation erwartet worden war. Nur im Verarbeitenden Gewerbe bleiben die Erwartungen nahezu unverändert: Hier wird weiterhin mit einem Anstieg von 1.4 Prozent gerechnet.

Quasi-experimentelle Analyse zeigt den Einfluss der Zollankündigung auf Investitionspläne

Eine mögliche Erklärung für die eingetrübte Investitionsstimmung liegt in den gestiegenen geopolitischen Spannungen und einem wieder aufkommenden Protektionismus. Am sogenannten «Liberation Day» Anfang April kündigte US-Präsident Donald Trump Strafzölle auf Importe aus nahezu allen Ländern an – für die Schweiz sah er Zölle in der Höhe von 31 Prozent vor.

Ob diese Ankündigung die Investitionspläne der Schweizer Unternehmen beeinflusst hat, lässt sich anhand der Investitionsumfrage empirisch untersuchen. Da ein Teil der Unternehmen den Fragebogen im Frühling noch vor der Zollankündigung am 2. April 2025 beantwortet hat und ein anderer Teil danach, lassen sich die Auswirkungen dieser Ankündigung in einem quasi-experimentellen Rahmen analysieren. Und zwar wird dabei untersucht, wie sich die Investitionspläne für das laufende Jahr im Frühling gegenüber den Erwartungen verändert haben, die dieselben Unternehmen bereits im Herbst 2024 geäussert hatten.

Zollankündigung führte zu Investitionskürzungen

Grafik 1 zeigt die Anteile der Unternehmen, die – im Vergleich zu ihrer Einschätzung im Herbst 2024 – für 2025 höhere, gleichbleibende oder tiefere Investitionen planen. Die Abbildung unterscheidet zwischen Unternehmen, die vor bzw. nach der Zollankündigung geantwortet haben, sowie zwischen Ausrüstungs-, Bau- und F&E-Investitionen. Vor der Ankündigung planten rund 30 Prozent der Unternehmen geringere Ausrüstungsinvestitionen – etwa gleich viele wie jene mit Expansionsplänen. Nach der Ankündigung stieg der Anteil mit tieferen Investitionsplänen auf 35 Prozent, während der Anteil mit gleichbleibenden Plänen von 40 auf 36 Prozent sank. Der Anteil der Unternehmen mit höheren Plänen blieb stabil bei rund 30 Prozent.

Dies deutet darauf hin, dass die Zollankündigung insbesondere jene Unternehmen beeinflusst hat, die ursprünglich keine Änderungen ihrer Investitionen geplant hatten – diese reduzierten ihre Vorhaben. Unternehmen mit bereits geplanten Erweiterungen hielten hingegen weitgehend an ihren Plänen fest. Ein ähnliches Muster zeigt sich bei den Bauinvestitionen, wobei bereits vor der Ankündigung mehr Unternehmen eine Reduktion als eine Erhöhung vorgesehen hatten. Investitionen in Forschung und Entwicklung scheinen hingegen kaum von der Zollankündigung betroffen zu sein.

Unsicherheit hat nach Zollankündigung deutlich zugenommen

Auf ähnliche Weise lässt sich untersuchen, ob sich die Einschätzungen der Unternehmen zur Realisierungssicherheit ihrer Investitionen verändert haben. Auch hier erlaubt der Umstand, dass ein Teil der Unternehmen den Fragebogen vor und ein anderer Teil nach der Zollankündigung ausgefüllt hat, eine differenzierte Betrachtung – zumal bereits in der Umfrage vom Herbst 2024 entsprechende Einschätzungen zur Realisierungssicherheit erhoben wurden.

Grafik 2 zeigt die Anteile der Unternehmen, die die Realisierung ihrer Investitionen im laufenden Jahr im Vergleich zu ihrer Einschätzung vom Herbst nun als sicherer, gleich (un)sicher oder unsicherer einschätzen. Die Zollankündigung hat zu einer markanten Erhöhung der Unsicherheit geführt: Vor der Ankündigung gaben 12 Prozent der Unternehmen an, sich bei der Realisierung ihrer Investitionspläne für 2025 unsicherer geworden zu sein. Nach der Ankündigung lag dieser Anteil bei 22 Prozent – fast doppelt so hoch. Der Anteil mit gleichbleibender Sicherheit sank dabei von ungefähr zwei Drittel auf 56 Prozent. Der Anteil der Unternehmen, die sich sicherer fühlten, blieb mit rund 21 Prozent nahezu unverändert.

Unternehmen setzen verstärkt auf Rationalisierung und Klimainvestitionen

Die zunehmende Zurückhaltung der Unternehmen spiegelt sich auch in ihren Investitionsmotiven. Insgesamt planen weniger Unternehmen Erweiterungsinvestitionen – einem der risikoreicheren Verwendungszwecke. Stattdessen gewinnt insbesondere in der Industrie der Rationalisierungsgedanke an Bedeutung. Auch die Bedeutung von Umweltschutzinvestitionen ist im Aggregat leicht gestiegen: Rund 60 Prozent der befragten Unternehmen haben im vergangenen Jahr in Massnahmen zur Bewältigung von Wetterereignissen und zur Reduktion von CO₂-Emissionen investiert. Für die kommenden drei Jahre plant ein leicht höherer Anteil (69 Prozent) entsprechende Klimainvestitionen.

Dies, obwohl ein wachsender Anteil der Unternehmen angibt, dass der Klimawandel und veränderte Wettermuster derzeit keinen Einfluss auf ihre Geschäftstätigkeit haben. Knapp ein Drittel der Befragten sieht sich keinen physischen Risiken ausgesetzt. Die Hälfte berichtet von einem geringen Einfluss, und 18 Prozent von einem grossen. Den Übergang zu strengeren Klimastandards und -vorschriften bewerten nach wie vor mehr Unternehmen als Chance denn als Risiko. Gleichzeitig nimmt jedoch der Anteil jener zu, die die Transformation als Risiko einstufen (28 Prozent), während der Anteil jener, die sie als Chance sehen, auf 39 Prozent gesunken ist.

Für 2026 zeigen sich die Unternehmen so optimistisch wie noch nie

Für 2026 zeichnen sich deutlich optimistischere Erwartungen ab. Per saldo wollen so viele Unternehmen wie noch nie seit Beginn der Erhebung ihre Investitionen im kommenden Jahr erhöhen (siehe Grafik 3). Dies gilt gleichermassen für Ausrüstungs- wie für Bauinvestitionen. 28 Prozent der Unternehmen planen eine Erhöhung der Ausrüstungsinvestitionen, 29 Prozent eine Zunahme bei den Bauinvestitionen. Gleichzeitig sinkt der Anteil jener, die mit Rückgängen rechnen – auf je 14 Prozent. Dieser positive Ausblick wird vor allem von Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes und des Dienstleistungssektors getragen.  

Die Investitionsumfrage

Die konjunkturelle Entwicklung wird durch die Investitionstätigkeit der Unternehmen stark beeinflusst. Aus diesem Grund führt die KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich jeweils im Frühling und im Herbst eine Umfrage bei inländischen Unternehmen durch. Die halbjährliche Umfrage im Frühling 2025 wurde vom 17. Februar bis zum 11. Mai 2025 durchgeführt. Im Rahmen dieser Umfrage wurden 5'219 Firmen angeschrieben und 2'226 haben geantwortet, was einer Rücklaufquote von 43% entspricht.

Kontakt

Dr. Pascal Seiler
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KOF FB Konjunkturumfragen
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