Tourismus

Inländische Touristen sind Erfolgsgarant für Schweizer Wintersaison

Gemäss der KOF Tourismusprognose befindet sich der Schweizer Tourismus auf dem Weg der Besserung: Während die Sommersaison gut anlief, dürfte der Tourismus im Winter den Schwung beibehalten und das Vorcorona-Niveau überschreiten. Insgesamt wird die Zahl der Logiernächte in der Wintersaison 2022 um fast 2.4 Millionen (+16%) steigen.

Rückblick Sommersaison

Seit Februar 2022 hat sich die Tourismusnachfrage mit der schrittweisen Aufhebung der COVID-Restriktionen rasch erholt. In der vergangenen Sommersaison erreichte die Zahl der Logiernächte in der Schweiz nahezu das Niveau der Saison 2019. Die Logiernächte lagen nur noch 2% unter dem Vorcorona-Niveau. Die hohe Reiselust, insbesondere der Schweizerinnen und Schweizer, schien zu Beginn der Sommersaison ungebrochen und der Trend zu vermehrten Urlauben im eigenen Land hat sich gehalten. In vielen Feriengebieten machte sich aber auch die Rückkehr der Fernreisenden, insbesondere aus den USA, bemerkbar.  

Ein Vergleich mit den Nachbarländern zeigt, dass die Entwicklung der Übernachtungszahlen in Italien, Deutschland, Österreich und der Schweiz ähnlich positiv verlief. In Österreich war im Juni ein besonders starker Zuwachs zu beobachten. Aufgrund grösserer Restriktionen wurde dort die Zahl der Übernachtungen stärker eingeschränkt, weshalb es dann im Sommer zu grösseren Nachholeffekten kam. Die Schweiz zeigt ein im Vergleich robustes Wachstum.

Positive Trends bei den Auslandtouristen:

- Vereinigte Staaten: Bereits vor Corona wies die Zahl der Touristen aus den Vereinigten Staaten einen stark positiven Trend auf – so stieg die Zahl der Logiernächte von 2009 bis 2019 um fast zwei Drittel. Ihre geografische Lage macht die Schweiz für Europareisen amerikanischer Touristen besonders attraktiv. Mit der Lockerung der Reiserestriktionen waren im Sommer fast schon Besucherzahlen wie vor der Krise zu beobachten. Im August lag das Niveau sogar erstmalig wieder über jenem vor Ausbruch der COVID-19-Pandemie.

- Frankreich & Niederlande: Die Bergregionen gehörten in diesem Jahr zu den grossen Favoriten bei den Gästen aus Frankreich und den Niederlanden. So verzeichneten die Ostschweiz und Bern Rekordzahlen von Reisenden aus diesen Ländern. Die Schweiz dürfte in diesem Sommer von den stark gestiegenen Preisen für Flugreisen profitiert haben.

- Golfstaaten & Indien: Diese Regionen werden für den Tourismus in der Schweiz immer wichtiger. Um das zu veranschaulichen: Die Zahl der Logiernächte beider Regionen waren vor der Pandemie so hoch wie die der italienischen Gäste. In Zukunft dürfte zu erwarten sein, dass Touristen aus den Golfstaaten als auch aus Indien noch an Bedeutung gewinnen dürften.

Negative Trends:

- China: Im Jahr 2019, vor dem Ausbruch von COVID-19, reisten laut Weltbank 154.6 Millionen Festlandchinesen ins Ausland. Sie verbrachten 2019 mehr als 1.4 Mio. Übernachtungen in der Schweiz, was knapp 3.5% der Gesamtübernachtungen ausmachte und damit zum Beispiel die Anzahl der französischen Touristen übertraf. In den Sommermonaten gab es jedoch kaum Veränderungen im Vergleich zu den Vormonaten. Noch immer lag das Niveau in diesen Monaten unverändert bei knapp 7% des Niveaus zur Vorkrisenzeit. Wann sich die Reisetätigkeit wieder normalisieren wird, ist allerdings noch unklar.

- Russland: Die Schweizer Regierung hat im September 2022 beschlossen, keine erleichterten Visa mehr für russische Staatsangehörige auszustellen. Mit diesem Schritt wurden die Schweizer Visabestimmungen denen der Europäischen Union angeglichen. Infolgedessen dürften die ohnehin rückläufigen Tourismuszahlen erneut sinken, auch wenn sie im August knapp ein Drittel des Vorkrisenniveaus erreicht hatten.

Prognose der Logiernächte in der Wintersaison 2022/23

Das internationale Umfeld der Schweizer Konjunktur hat sich in den letzten Monaten deutlich verschlechtert. Insbesondere im nahen europäischen Umfeld ist weder im Winter noch im kommenden Jahr mit einem starken Wirtschaftswachstum zu rechnen. Dies dürfte sich sowohl auf den Konsum als auch auf die Tourismusnachfrage auswirken. Auch die Aufwertung des Frankens dürfte die Tourismusnachfrage weiter dämpfen (mehr dazu im kommenden KOF Bulletin am 4. November 2022). Insbesondere die Parität des Frankens zum Euro dürfte für viele Reisende ein Alarmsignal sein und unabhängig von Preissteigerungen negative Auswirkungen auf den Tourismussektor haben. Dennoch ist die Erholung sowie die Planungssicherheit für Fernreisen ein gewichtigerer Faktor, der weiterhin für Wachstum in der Tourismusbranche sorgen dürfte. Derzeit ist noch unklar, inwieweit das Coronavirus zu weiteren Einschränkungen führen wird. Deshalb gehen wir in dieser Prognose von keinen zusätzlichen Restriktionen aus.  

Tourismus

Die Wintersaison 2022/23 dürfte in der Schweiz der erste Winter seit Ausbruch der Pandemie ohne starke Einschränkungen sein. Die erhöhte Planungssicherheit und auch die Ersparnisse im Ausland überlagern die Effekte aufgrund der konjunkturellen Rückgänge. Zudem ist die Wintersaison, aufgrund ohnehin höherer Preise, weniger preissensibel als die Sommersaison. Somit wird ein Nachholeffekt die konjunkturellen Rückgänge in Europa in der Wintertourismus überlagern.

Allerdings dämpfen die gestiegenen Strompreise die Erholung. Versorgungsunsicherheiten und hohe Preise belasten in letzter Zeit auch die Stimmung in der Tourismusbranche. Jüngste Umfragen in europäischen Ländern zeigen, dass die positiven Aussichten für die kommenden Monate abgenommen haben. Die Schweiz hat jedoch einen Vorteil gegenüber ihren Nachbarländern: Die Preise für Übernachtungen und Skipässe sind stabiler, unter anderem aufgrund einer Energieversorgung, die deutlich weniger von russischen Rohstofflieferungen abhängig ist als in den europäischen Nachbarländern.

Vor allem der Trend zu mehr Ferien im eigenen Land, der sich seit der Corona-Krise verfestigt hat, dürfte sich positiv auf den Tourismus auswirken. In der Wintersaison wird ein höherer Anteil an Schweizer Gästen als in der Vergangenheit erwartet. Zudem dürfte die im Vergleich zum Ausland klarere Preisgestaltung der Bergbahnbetreiber positive Impulse haben.  

Die Zahl der Fernreisenden wird allerdings weiterhin unter dem Vorkrisenniveau bleiben. So ist es Japanerinnen und Japanern erst seit diesem Oktober wieder möglich, vereinfacht ins Ausland zu reisen. Russische Gäste werden im Prognosezeitraum weitgehend ausbleiben. Für diese war die Schweiz in der Vergangenheit vor allem im Januar und Februar ein beliebtes Urlaubsziel.

So entwickelt sich der Schweizer Tourismus in der Wintersaison 2022/23

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Einschätzung zur Entwicklung des Schweizer Tourismus, Herbst 2022

Die mittel- und langfristigen Trends für die kommenden Saisons werden im KOF Bulletin vom November vorgestellt, mit speziellem Fokus auf den Einfluss der Wechselkurse. Dieses wird am Freitag, 4. November 2022 veröffentlicht.

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