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Schweizer Tourismus profitiert im Sommer von stabiler Inlandsnachfrage und wachsenden Fernmärkten

Nach einem Rekordwinter wird der Schweizer Tourismus auch in diesem Sommer weiter zulegen: Die KOF erwartet einen Anstieg der Logiernächte um 0.4%. Vor allem ein aufgehellter Ausblick für die Weltwirtschaft, eine anziehende Nachfrage aus den Fernmärkten sowie eine stabile Binnennachfrage sind wesentliche Gründe. Während die Entwicklung der Gästezahlen aus Europa verhalten bleibt, sorgen vor allem Besuchende aus den USA und China für einen Schub.


Ben Burger Foto Graz - stock.adobe.com

Rückblick Wintersaison: Der Schweizer Tourismus erlebte im Winter 2023/24 eine Rekordwintersaison mit einem Anstieg der Zahl der Logiernächte um mehr als 580’000 gegenüber dem Winter 2022/23 (+3%). Obwohl die KOF einen Rekordwinter prognostiziert hatte, übertrafen die Zahlen die Erwartungen der KOF.

Dieses Wachstum wurde vor allem durch den Zustrom europäischer und chinesischer Touristen getragen. Die Besuche von Touristen aus Europa verzeichneten ein stabiles Wachstum und trugen wesentlich zum Anstieg bei. Insgesamt liegen die Logiernächte der europäischen Touristen jedoch immer noch unter dem Niveau vor der Pandemie, insbesondere die Zahl der deutschen Touristen (-5%). Die Logiernächte der asiatischen Touristen, vor allem aus China, erreichte fast die Hälfte des Niveaus vor der Pandemie und übertraf damit die Prognose der KOF. Rund ein Viertel des Gesamtwachstums entfiel auf die Zunahme der chinesischen Gäste (+130’000 Logiernächte).

Entgegen den ursprünglichen Erwartungen bliebe die Zahl der Logiernächte heimischer Gäste auf einem hohen Niveau. Aufgrund vermehrter Fernreisen hatte die KOF mit einem stärkeren Rückgang der Schweizer Gäste gerechnet. Es zeigt sich jedoch, dass vor allem mehr Ferien gemacht werden: So haben sowohl Fernreisen als auch Ferien im Inland zugenommen.

Makroökonomischer Ausblick: Während sich die Weltwirtschaft im Jahr 2024 allmählich von ihrer Konjunkturschwäche erholt, bleibt die Entwicklung des Schweizer Frankens ein entscheidender Faktor für den Tourismus in der Schweiz in diesem Jahr. Der Franken hat zuletzt etwas an Stärke verloren, was für den Schweizer Tourismus von Vorteil ist. Diese Abschwächung wurde durch die geldpolitischen Lockerungsmassnahmen der Schweizerischen Nationalbank unterstützt.

Auch die Europäische Zentralbank wird voraussichtlich Mitte 2024 die Zinsen senken. Obwohl der Franken seit Jahresbeginn 2024 gegenüber dem Euro an Wert verloren hat, könnte eine Zinssenkung den Euro gegenüber dem Franken erneut schwächen. Dies würde die relativen Kosten für europäische Touristen erhöhen und Reisen in die Schweiz verteuern.

Andererseits könnte der US-Dollar weiter an Stärke gewinnen, wenn die US-Notenbank (Fed) erst später im Jahr mit Zinssenkungen beginnt als wir und die Finanzmärkte noch im April erwartet hatten. Dies würde Reisen in die Schweiz für amerikanische Touristen erschwinglicher machen.

Sommerprognose: Für den Sommer 2024 rechnet die KOF mit einem Wachstum der Logiernächte von 0.4%, was rund 100’000 zusätzlichen Logiernächten entspricht. Die Prognosen für den Schweizer Tourismus wurden leicht nach oben korrigiert, da die Gästezahlen aus den USA und der Schweiz stärker als erwartet ausfallen und nicht mehr als vorübergehende Spitzenwerte, sondern als nachhaltiges Wachstum betrachtet werden.  

Für den Sommer 2025 erwartet die KOF ein stärkeres Wachstum von 2%, verglichen mit 0.4% im Jahr 2024. Die Zahl der einheimischen Gäste war in den letzten Sommern aufgrund der pandemiebedingten Reisetrends besonders hoch. In diesem Sommer normalisiert sich diese Zahl voraussichtlich. Dadurch wird die Wachstumsrate im Jahr 2025 höher ausfallen.

• Inländische Gäste: Statt des ursprünglich prognostizierten Rückgangs von 4% rechnet die KOF nun mit einem Minus von 1.5%. Sobald sich die Fernreisen der Schweizer Bevölkerung auf einem normalen Niveau stabilisieren sollten, dürfte die Zahl der Logiernächte entsprechend dem Bevölkerungswachstum zunehmen und bis 2025 wieder ansteigen. Insgesamt werden die Zahlen aus dem Inland sehr hoch bleiben.
• Gäste aus Europa: Für den Sommer 2024 erwartet die KOF einen Rückgang der Reisenden aus Europa, da sich der langfristige negative Wachstumstrend des europäischen Tourismus vor der Pandemie wieder fortsetzt. Die Prognose der KOF für den Sommer 2024 bleibt gegenüber unserer früheren Prognose von -4% unverändert. Die KOF geht davon aus, dass sich das Niveau der Logiernächte in 2025 in etwa halten wird.
• Fernreisende: Insbesondere Reisende aus den USA und China stabilisieren das Wachstum im Sommer. Die Zahl der Logiernächte von amerikanischen Gästen bleibt auf hohem Niveau, aber mit geringem Wachstum. Auch wenn die Zahl der chinesischen Touristen deutlich unter dem Niveau vor der Pandemie liegen dürfte, wird ihre allmähliche Rückkehr zum Wachstum der Übernachtungszahlen im Jahr 2024 beitragen. Darüber hinaus dürften sich internationale Veranstaltungen wie die UEFA-Europameisterschaft 2024 in Deutschland und die Olympischen Spiele in Frankreich positiv auf das Interesse an Reisen in die Schweiz auswirken.

Winterprognose: Für die kommende Wintersaison erwartet die KOF ein Wachstum der Zahl der Logiernächte von 190’000, was einer Zunahme von 1% entspricht. Im Vergleich zu unserer letzten Prognose, die eine Stagnation voraussagte, bedeuten diese Zahlen eine leichte Verbesserung. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die makroökonomischen Aussichten nicht mehr so negativ eingeschätzt werden wie noch Ende 2023.

• Inländische Gäste: Für den kommenden Winter und das Folgejahr wird ein leichtes Wachstum von knapp 0.8% erwartet.
• Gäste aus Europa: Die konjunkturellen Rahmenbedingungen sind zwar immer noch nicht gut, aber besser als zuletzt angenommen wurde. Es wird ein Wachstum von 0.6% erwartet.
• Fernreisende: Die allmähliche Rückkehr asiatischer Touristen wird im Winter 2024 erheblich zum Wachstum beitragen. Insbesondere die Gäste aus China dürften das Wachstum ankurbeln. Es wird erwartet, dass zwei Drittel des Niveaus von vor der Pandemie erreicht werden. Die Gästezahlen aus Nordamerika stabilisieren sich auf hohem Niveau.

Kontakt

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