KOF Konjunkturumfragen vom Oktober 2019: Geschäftslage der Unternehmen weiter unter Druck

Der Geschäftslageindikator ist im Oktober erneut gesunken (siehe Grafik G 1). Zuvor hatte er in den Sommermonaten eine nahezu stabile konjunkturelle Situation angezeigt. Die Geschäftslage der Unternehmen ist derzeit deutlich ungünstiger als im Herbst vergangenen Jahres. Insbesondere im Verarbeitenden Gewerbe trübt sie sich seit Monaten ein. Die globale Konjunkturabschwächung färbt zunehmend auf die Schweiz ab.

KOF Geschäftslageindikator

Geschäftslage nach Wirtschaftsbereichen

Der Geschäftslageindikator sinkt im Oktober in den meisten betrachteten Wirtschaftsbereichen. Besonders ausgeprägt ist die negative Tendenz im Verarbeitenden Gewerbe: Seit elf Monaten fällt der Indikator hier ohne Unterbrechung. Zudem müssen im Oktober der Detailhandel sowie der Grosshandel einen Rückschlag hinnehmen. Im Baugewerbe ist die Geschäftslage nicht mehr ganz so gut wie im Vormonat. Das Gastgewerbe konnte die Aufwärtstendenz der Vorquartale nicht fortsetzen. Nahezu unverändert ist die Geschäftslage im Projektierungsbereich und bei den übrigen Dienstleistungen. Einzig der Bereich Finanz- und Versicherungsdienstleistungen meldet eine spürbare Aufhellung der Geschäftslage.

KOF Geschäftslage der Unternehmen der Privatwirtschaft

Die Wirtschaftsbereiche im Einzelnen

Im Verarbeitenden Gewerbe wird der Gegenwind immer stärker, die Auftragsbestände nehmen ab. Im Verarbeitenden Gewerbe trübt sich die Geschäftslage den elften Monat in Folge ein. War die Lage im Oktober des Vorjahres vorwiegend gut, ist sie nun nur noch befriedigend. Die Klagen über zu kleine Auftragsbestände haben erneut zugenommen und die Produktionstätigkeit wurde leicht gedrosselt. Dementsprechend nahm der Auslastungsgrad der technischen Kapazitäten weiter ab. Zwar veränderte sich die Wettbewerbsposition der Unternehmen weder im Inland noch im Ausland. Doch waren dafür Preiszugeständnisse der Firmen nötig, so dass die Ertragslage litt. Trotz dieser Preispolitik kämpfen die Unternehmen vermehrt mit einer zu geringen Nachfrage nach ihren Produkten. Daneben spielen finanzielle Restriktionen wieder eine grössere Rolle. Bezüglich der weiteren Geschäftsentwicklung nimmt die Zuversicht ab. Der Bestellungseingang dürfte sich trotz nochmaliger Preissenkungen nicht beleben. Die Belegschaftsgrösse soll den Planungen der Unternehmen zufolge leicht abnehmen.

Dem Detailhandel und dem Grosshandel fehlen Impulse, deutliche Umsatzzuwächse sind nicht in Sicht. Im Detailhandel wird die Geschäftslage derzeit ähnlich eingestuft wie zu Beginn dieses Jahres. Die Lage wird seit Monaten mit nur wenigen Schwankungen als leicht positiv bewertet. Der mengenmässige Absatz und die Ertragslage haben sich jüngst kaum verändert. Die Zahl der Mitarbeitenden wird insgesamt als angemessen betrachtet, weshalb beim Personalbestand keine Änderungen geplant sind. Mit Blick auf die kommenden Monate rechnen die Detailhändler mit leicht steigenden Umsätzen bei allerdings rückläufigen Preisen. Im Grosshandel trübt sich die Geschäftslage weiter ein. Im Vergleich zum Vorquartal nahm der Indikator aber weniger stark ab. Diese Verlangsamung rührt daher, dass sich die Lage im Konsumtionsverbindungshandel (Grosshandel mit Konsumgütern) stabilisiert hat. Im Produktionsverbindungshandel (Grosshandel mit Produkten für die Produktion) sinkt der Lageindikator dagegen weiter. Insgesamt ist die Ertragslage im Grosshandel leicht unter Druck. Bezüglich der weiteren Nachfrageentwicklung rechnen die Grosshändler nicht mit einer wesentlichen Veränderung.

Im Baubereich ist die Lage gut, die Bautätigkeit dürfte in den kommenden Monaten weiter leicht steigen. In den mit der Bautätigkeit verbundenen Bereichen Baugewerbe und Projektierung entwickelt sich die Geschäftslage im Oktober uneinheitlich. Im Projektierungsgewerbe ist die Geschäftslage unverändert gut. Die Nachfrage nach den Planungsleistungen belebte sich wieder stärker, so dass die Auftragsbücher reichlich gefüllt sind. Der Abwärtsdruck auf die Preise lässt daher weiter nach und die Büros wollen ihre Personalkapazitäten durch Neueinstellungen erhöhen. Der Geschäftslageindikator für das Baugewerbe sinkt im Oktober leicht. Dennoch ist die Lage hier vorwiegend gut. Der Auslastungsgrad der Maschinen und Geräte nahm zu, da die Bautätigkeit weiter moderat ausgeweitet wurde. Die Zahl der Mitarbeitenden wird eher als zu knapp bemessen. Den Firmen fällt es aber häufig schwer, zusätzliches Personal zu finden. In den kommenden drei Monaten dürften die Nachfrage und die Bautätigkeit den Firmenangaben zufolge weiter leicht steigen.

Im Gastgewerbe profitieren die Beherbergungsbetriebe von steigenden Logiernachtzahlen, in der Gastronomie nimmt die Nachfrage nicht zu. Im Gastgewerbe tendiert der Geschäftslageindikator geringfügig nach unten. Während sich die Geschäftslage im Beherbergungsbereich leicht verbessert, ist sie bei den Gastronomen weniger positiv als im Vorquartal. Im Bereich Gastronomie steigt die Nachfrage nicht weiter an. Der Absatz an Getränken und Speisen erreicht nicht mehr ganz das Vorjahresniveau. Mit Blick auf die kommenden Monate erwarten die Gastronomen keine wesentliche Änderung der Geschäftslage. Die Nachfrage und der Absatz von Getränken und Speisen dürften sich ihrer Ansicht nach kaum verändern. Die Beherbergungsbetriebe verbuchten in den letzten drei Monaten ein Umsatzplus. Der Zimmerbelegungsgrad bleibt unverändert, die Ertragslage verbesserte sich. Die Betriebe rechnen mit weiter steigenden Logiernachtzahlen von ausländischen und inländischen Besuchern. Auf weitere Preisanhebungen wollen sie aber verzichten.

Bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistern ist die Geschäftslage gut, die Erträge dürften in den kommenden Monaten stabil bleiben. Die Finanz- und Versicherungsdienstleister sind mit ihrer Geschäftslage noch zufriedener als im Vormonat. Die Nachfrage entwickelt sich weiterhin positiv. Die Ertragslage verbesserte sich leicht, die Betriebsausgaben nahmen häufiger zu als die Betriebseinnahmen. Da die Institute mit einer weiterhin lebhaften Nachfrageentwicklung rechnen, planen sie, den Personalbestand zu erhöhen. Dies sollte ihnen gelingen, da sie kaum unter einem Mangel an verfügbaren Arbeitskräften leiden. Auch die Untergruppe der Banken plant vermehrt Rekrutierungen. Die Geschäftslage der Banken verbessert sich weiter. Vor allem die Geschäftssituation mit inländischen Kunden wird als sehr gut bewertet. Die Nachfrage durch inländische Privatkunden nahm erneut zu. Allerdings ist die Nachfrage vonseiten inländischer Firmenkunden jüngst kaum noch gestiegen. Auch bezüglich der kommenden Monate sind die Institute zuversichtlich, was die Nachfrage durch Privatkunden betrifft. Die Kreditvolumen mit inländischen Firmenkunden dürften aber langsamer zunehmen, unter anderem, weil die Banken die Bonität mancher Kunden als ungünstiger einstufen. Zuversichtlich sind die Befragungsteilnehmenden weiterhin für das Handelsgeschäft und das Kommissionsgeschäft, wenn auch nicht mehr so ausgeprägt wie im Vorquartal. Vom Zinsgeschäft erwarten sie kaum Anstösse. Die Ertragslage dürfte sich insgesamt wenig verändern.

Im Wirtschaftsbereich übrige Dienstleistungen ist die Lage stabil. Zusätzliches Personal wird weiterhin gesucht, ein Personalaufbau ist aber nicht mehr ganz so dringend. Bei den übrigen Dienstleistungen ist die Geschäftslage derzeit ähnlich gut wie vor drei Monaten. Die Kapazitätsauslastung entspricht in etwa der des Vorjahres. Auch die Ertragslage ist seit einem Dreivierteljahr recht stabil. Obwohl die Nachfrage zunimmt, sind die Preise der Dienstleister ein wenig unter Druck geraten. Die Nachfrage nach ihren Diensten dürfte nach Ansicht der Umfrageteilnehmenden in der nächsten Zeit langsamer steigen. Daher wollen sie die Belegschaft auch nicht mehr ganz so häufig vergrössern. Damit verliert ein für die Schweiz wichtiger Beschäftigungsmotor leicht an Kraft.

In die Ergebnisse der aktuellen KOF Konjunkturumfragen vom Oktober 2019 sind die Antworten von mehr als 4500 privatwirtschaftlichen Unternehmen aus der Industrie, dem Baugewerbe und den wichtigsten Dienstleistungsbereichen eingeflossen. Dies entspricht einer Rücklaufquote von etwa 57%.

KOF Geschäftslage Schweiz (Salden, saisonbereinigt)

Kontakt

Dr. Klaus Abberger
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KOF Konjunkturforschungsstelle
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Schweiz

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