KOF Konjunkturprognose, Mai 2020: COVID-19-Pandemie löst tiefe Rezession in der Schweiz aus – Steuerausfälle von über 5.5 Mrd. Franken in diesem Jahr zu erwarten

Die wirtschaftliche Aktivität dürfte im Sommer wieder zunehmen. Für das ganze Jahr 2020 erwartet die KOF dennoch einen deutlichen Rückgang der Wertschöpfung um 5.5%. 2021 dürfte dann wieder ein BIP-Wachstum von 5.4% resultieren. Die Ausgaben für die Sozialversicherungen werden dieses Jahr stark ansteigen. Gleichzeitig müssen Bund, Gemeinden und Kantone in diesem und den nächsten Jahren mit einem Rückgang der Steuereinnahmen um mehr als 25 Mrd. Franken rechnen.

Die COVID-19-Pandemie hat zu gravierenden Einschnitten in die Wirtschaftstätigkeit geführt. Ganze Wirtschaftszweige sind existenziell betroffen. Weil der Bund rasch Einkommenskompensationen für Haushalte und Liquidität für Unternehmen zur Verfügung stellte, konnten bislang drastische Anstiege der Arbeitslosenzahlen und Konkurse vermieden werden.

Durch die Massnahmen wurden Einkommensausfälle zwar verhindert oder verringert, kaum aber die entsprechenden Produktionsausfälle. Der Wertschöpfungsrückgang im zweiten Quartal 2020 ist deshalb dramatisch – die KOF schätzt ihn auf beinahe 10% gegenüber dem Vorquartal (annualisiert 33%). Im Gegensatz zu früheren Rezessionen, unter denen vor allem die Exportwirtschaft litt, sind diesmal auch binnenorientierte Sektoren stark betroffen, insbesondere die Dienstleistungen. Äusserst schwer getroffen wurde auch das Gastgewerbe.

Die allmählichen Lockerungen der Schutzmassnahmen dürften zu einem deutlichen Wiederanstieg der wirtschaftlichen Aktivität im Sommer führen. Trotzdem erwartet die KOF für die Schweizer Wirtschaft einen Rückgang der Wertschöpfung um 5.5% im laufenden Jahr. Für 2021 ist mit einem Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) um 5.4% zu rechnen. Die Quote der registrierten Arbeitslosen wird im laufenden Jahr weiter ansteigen, bis Ende Jahr 4.7% erreichen und im Jahresdurchschnitt bei 3.8% liegen. Im nächsten Jahr rechnet die KOF im Durchschnitt mit einer Arbeitslosenquote von 4.3%. Die international vergleichbare Quote gemäss der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) dürfte bei 5.3% (2020) und 6.0% (2021) liegen. Der hier prognostizierte Wirtschaftsverlauf deckt sich weitgehend mit dem kurzfristigen Szenario, welches die KOF im April veröffentlicht hat.

Ausgaben der Arbeitslosenversicherung steigen stark – deutlicher Rückgang der Steuereinnahmen

Die Massnahmen zur Abfederung der wirtschaftlichen Pandemiefolgen werden die öffentlichen Finanzen stark negativ beeinflussen. Vor allem die zusätzlichen Ausgaben für die Sozialversicherungen werden ins Gewicht fallen. Durch die Zunahme der Arbeitslosenzahlen und die Kurzarbeitsentschädigungen werden die Ausgaben der Arbeitslosenversicherung dieses Jahr voraussichtlich um circa 20 Mrd. Franken ansteigen, wobei etwa 75% davon auf die Kurzarbeitsentschädigungen entfallen. 2021 werden die Ausgaben wieder deutlich abnehmen, aber aufgrund der höheren Arbeitslosenquote überdurchschnittlich bleiben.

Zu diesen Mehrausgaben kommen Mindereinnahmen hinzu. So werden sich die Lohnbeiträge an die staatlichen Sozialversicherungen dieses Jahr voraussichtlich um rund 1 Mrd. Franken reduzieren. Auch die Steuereinnahmen werden teilweise deutlich tiefer ausfallen.

Insgesamt müssen Bund, Gemeinden und Kantone aufgrund der negativen wirtschaftlichen Entwicklung durch die Corona-Krise mit einem Rückgang der Steuereinnahmen um über 25 Mrd. Franken rechnen. Wegen der verzögerten Erstellung der endgültigen Steuerrechnungen werden voraussichtlich nur etwas mehr als 5.5 Mrd. Franken die Ergebnisse dieses Jahres betreffen. Der grösste Rückgang der Steuereinnahmen wird voraussichtlich 2021 erfolgen, mit einem Ausfall von weiteren 8 Mrd. Franken. 2022 ist dann wieder mit steigenden Steuererträgen zu rechnen, sie fallen aber immer noch um 8 Mrd. Franken tiefer aus, als es ohne die Wirtschaftskrise der Fall gewesen wäre.

Den ausführlichen Hintergrundbericht mit Tabellen und Grafiken finden Sie Downloadhier (PDF, 516 KB).

Kontakt

Yngve Abrahamsen
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