Unser Institut

Vergrösserte Ansicht: Gebäude der KOF

Im vergangenen Jahr hat sich innerhalb der KOF einiges bewegt. Auslöser war die Einführung einer Geschäftsordnung für die KOF. Zuvor war der Betrieb des Instituts durch einen Vertrag zwischen der Schweizerischen Gesellschaft für Konjunkturforschung (SGK) und der ETH Zürich geregelt. Im Rahmen der Geschäftsordnung wurde neben einer Doppelspitze mit einem Direktor und einem Co-Direktor auch ein Erweitertes Direktorium eingeführt. Zudem wurden andere Organe wie die KOF Versammlung definiert.

Die Umsetzung der Geschäftsordnung in die Organisation und die strategische Entwicklung des Instituts in den kommenden Jahren waren Hauptthemen eines Retreats, den die Mitglieder des Direktoriums, des Erweiterten Direktoriums, die Sektions- und Teamleitenden zum Jahresbeginn durchführten.

Zukünftige Schwerpunktthemen

Hervorgegangen aus dem Retreat zum Jahresbeginn, wurden im Verlauf des Jahres sieben Eckpunktthemen definiert, die das Institut in den kommenden Jahren strategisch ausbauen will. Diese Punkte wurden auch von den strategischen Gremien und der Leitung des Departments MTEC, an dem die KOF angesiedelt ist, gutgeheissen. Diese sieben Punkte umfassen:

  • Die Vertiefung und Erweiterung der Unternehmensumfragen
  • Erneuerung des KOF Makromodells für die Schweizer Wirtschaft und ihre internationalen Beziehungen
  • Entwicklung neuer Tools für Kurzfrist- und Mittelfristszenarien für die Schweizer Wirtschaft
  • Vertiefung der Untersuchung und Analyse des Schweizer Arbeitsmarkts
  • Entwicklung von Methoden zur Messung, Analyse und Verbesserung der Resilienz der Schweizer Wirtschaft gegenüber Schocks
  • Beobachtung der Schweizer Innovationsaktivitäten und Wettbewerbspositionierung bei Spitzentechnologien
  • Entwicklung eines Kompetenzzentrums für ökonomische Daten

Neue Bereiche an der KOF

Eine weitere organisatorische Änderung war die Einführung des KOF Lab. In diesem Bereich sollen neue volkswirtschaftliche Ansätze und Modelle getestet werden und es ist ein Labor für Forschungsprojekte, die Forschende einbringen und bei denen grosses Potenzial gesehen wird. Das Mitte 2023 gestartete Lab besteht derzeit aus vier Sektionen:

Portrait Andreas Beerli
Andreas Beerli

Design der Sozial- und Wirtschaftspolitik,geleitet von Dr. Andreas Beerli: 

Die Sektion untersucht die Schlüsselfaktoren im menschlichen Verhalten, welche es erlauben, effektive Politikinstrumente im Bereich Wirtschafts-​ und Sozialpolitik zu designen.

Vergrösserte Ansicht: Portrait Matthias Bannert
Matthias Bannert

Kompetenzzentrum für Wirtschaftsdaten (RSEED), geleitet von Dr. Matthias Bannert: 

Die Sektion Research Software Engineering and Economic Data (RSEED) hat sich zum Ziel gesetzt, ein Kompetenzzentrum für Forschungsprojekte zu werden, die einen daten-​ und programmgesteuerten Ansatz zur Analyse verfolgen.

Vergrösserte Ansicht: Portrait Kieran Walsh
Kieran Walsh

Mittelfrist- und Langfristszenarien, geleitet von Dr. Kieran Walsh: 

Die Sektion entwickelt quantitative Handels-​ und dynamische makroökonomische Modelle für die Durchführung politischer Kontrafaktabilitäten und die Analyse von Schockszenarien in Bezug auf die Schweizer Wirtschaft.

Vergrösserte Ansicht: Portait Isabel Martínez
Isabel Martínez

Verteilung und Öffentliche Finanzen, geleitet von Dr. Isabel Martínez: 

Die Sektion zeigt langfristige Trends in der Verteilung der Markteinkommen und Vermögen auf, identifiziert strukturelle Umbrüche und analysiert Auswirkungen von Politikmassnahmen, Institutionen und wirtschaftlichen Kräften auf die Verteilung.

Neuer Bereich Konjunktur und Data Science

Eine weitere organisatorische Änderung umfasste die Zusammenführung der Forschungsbereiche «Konjunktur» und «Data Science und Makroökonometrische Methoden» zum Bereich «Konjunktur und Data Science». Bis zu seiner Pensionierung Ende Mai 2024 wird dieser Bereich von Prof. Michael Graff und Dr. Samad Sarferaz geleitet. Ab Juni 2024 wird Dr. Samad Saferaz die alleinige Leitung des Bereichs übernehmen. In diesem Bereich sind sowohl die Sektionen der Schweizer und internationalen Konjunktur angesiedelt als auch die Methodensektion. Diese wird die Entwicklung kurzfristiger Modelle vorantreiben.

Kleines Institut mit hoher Produktivität

In Bezug auf die Anzahl der Mitarbeitenden gab es vor allem Verschiebungen bei den Forschungsbereichen und dem Lehrstuhl für Applied Macroeconomics von Prof. Jan-Egbert Sturm. Mitarbeitende aus den Forschungsbereichen und dem Lehrstuhl sind in das neue KOF Lab übergetreten. Insgesamt hatte die KOF 2023 in Vollzeitäquivalenten berechnet 52.1 Mitarbeitende (+5.6 gegenüber 2022).

Im Vergleich mit anderen Wirtschaftsforschungsinstituten im deutschsprachigen Bereich ist die KOF relativ klein, wie die Tabelle zu einem Institutsvergleich, beruhend auf dem Forschungsmonitoring 2023, zeigt. Bei diesem werden die Institute anhand der bei ihnen affiliierten und im Monitoring geführten Autoren und Autorinnen, die Berechnung ihrer Veröffentlichungen in wissenschaftlichen Zeitschriften mit der Gewichtung der Zeitschrift sowie die Anzahl der Publikationen aufgelistet. Gemessen an der Anzahlan durchschnittlichen Publikationen pro Autor und Autorin sowie der Höhe der Punkte, gemessen an der Anzahl der an einem Institut beschäftigten Autoren und Autorinnen, ist die KOF in diesem Vergleich relativ produktiv und konnte ihre Position unter den Top 2 im Vergleich zum letzten Ranking von 2021 halten. Dies gelang aber nur, weil alle Bereiche des Instituts exzellent Hand in Hand arbeiteten. Hierfür entwickeln nicht nur die Forschungsbereiche neue Strategien und Projekte, sondern auch die unterstützenden Bereiche IT, Administration und Kommunikation.

IT: Auf dem Weg in eine Kubernetes-Welt

Das IT-Team der KOF bereitet eine Transformation in eine Kubernetes-Welt vor. Dies bedeutet für das Team eine Veränderung in der Art und Weise, wie sie ihre Anwendungen entwickelt und verwaltet. Dieses grosse Projekt bietet die Möglichkeit, Anwendungen auf eine flexiblere und koordiniertere Weise zu handhaben. Ähnlich wie ein guter Dirigent, der ein Orchester leitet, koordiniert Kubernetes die verschiedenen Teile einer Anwendung und sorgt dafür, dass alles reibungslos funktioniert. Somit kann sich das Team agiler, effizienter und schneller an die sich ändernden Anforderungen anpassen. Jene Anwendungen, die von Kubernetes orchestriert werden, sind portabel und können auf verschiedenen Cloud-Plattformen oder Rechenzentren nahtlos ausgeführt werden. Das bedeutet, dass Anwendungen konsistent in verschiedenen Umgebungen laufen können. Zusätzlich sollte dies zu einer effizienteren Ressourcennutzung führen.

Administration: Auswertungen monatlich statt viertel- und jährlich

Das Financial Reporting wurde im letzten Jahr intensiv weiterentwickelt, um von einem jährlichen zu einem monatlichen Reporting mit vielfältigen Auswertungen übergehen zu können. Dabei wurden die notwendigen Grundlagen definiert und erfolgreich umgesetzt. Die Definition und Umsetzung dieser Grundlagen bilden das Rückgrat für ein effizienteres und präziseres Finanzmanagement und für eine verbesserte Planung, da das Institut nun über spezifischere Daten verfügt, um Budgets zu erstellen und strategische finanzielle Entscheidungen zu treffen. Dies ist umso wichtiger, als dass das Institut die vorgegebenen Sparmassnahmen der ETH mittragen muss.

Die Konjunkturumfragen bilden auch 85 Jahre nach Gründung der KOF das Fundament der Arbeit der KOF. Nicht nur die forschungsbezogenen Bereiche, auch die Dienstleistungsbereiche der KOF sind insbesondere bei der Gewährleistung der reibungslosen Durchführung, des Nachfassens und Bereitstellung der Berechnung involviert. Nur so ist es möglich, dass monatlich und vierteljährlich aus einem Panel von mehr als 7000 Firmen Unternehmen befragt werden und die Rücklaufquoten mittlerweile 60% betragen. Neu werden einige Fragen der Konjunkturumfragen im Verarbeitenden Gewerbe, die den Kund:innen bisher einmal pro Quartal zur Verfügung gestellt wurden, in Monatsfrequenz geliefert. Dies sind etwa die Exporterwartungen, die Verkaufspreiserwartungen und die Geschäftserwartungen allgemein.

Kommunikation: Zielgruppen konkreter ansprechen

Im Bereich Kommunikation wurde die Strategie zur Entwicklung und Ausrichtung der Publikationen abgeschlossen. Der Fokus liegt darauf, wissenschaftliche Inhalte der KOF für ein breiteres Publikum leicht, verständlich und zielgruppengerecht zugänglich zu machen. Die Anzahl der bisherigen Outlets wird verringert und die Ressourcen fokussieren sich auf ein umfassenderes Produkt. Dieses soll auf verschiedenen leicht zugänglichen Plattformen und Kanälen präsent sein, um ein vielfältiges Publikum anzusprechen, um wirtschaftspolitische Geschehnisse besser einordnen zu können oder sich über wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Forschung der KOF leicht verständlich informieren zu können.

Veranstaltungen

Von innovativen Trends in der Schweizer Wirtschaft über die Herausforderungen der globalen Geopolitik bis hin zu nachhaltigen Investitionen und dem Umgang mit dem Klimawandel – unsere Veranstaltungen deckten 2023 eine grosse Bandbreite relevanter Themen ab.

Vergrösserte Ansicht: KOF Wirtschaftsforum zum Thema «Nachhaltige Investitionen: Wie Unternehmen dem Klimawandel begegnen»
KOF Wirtschaftsforum zum Thema «Nachhaltige Investitionen: Wie Unternehmen dem Klimawandel begegnen» (Nicole Koch/KOF)

Am KOF Wirtschaftsforum vom 24. März 2023 präsentierten Experten die aktuellen Innovationstrends in der Schweizer Wirtschaft auf der Basis der KOF Innovationserhebung. Ausserdem zeigten sie die Ergebnisse einer Studie zu den neuen Innovationsmodellen der Schweizer KMU und wie diese auf die aktuellen Megatrends reagieren. Zudem gaben die Unternehmerin Cornelia Stengel und der Unternehmer Léonard Badet Einblicke in die Innovationsmodelle ihrer Unternehmen.

Der Ukraine-Krieg hat die Geopolitik verändert. Die Konfrontation zwischen Russland und dem Westen weckt Erinnerungen an den Kalten Krieg. Auch die Spannungen zwischen China und den USA haben sich verschärft. Am KOF Beyond the Borders vom 26. Mai 2023 diskutierten Referierende über die Rolle Europas im Konzert der grossen Mächte.

Startschuss nach der Sommerpause war das KOF Wirtschaftsforum zum Thema «Nachhaltige Investitionen: Wie Unternehmen dem Klimawandel begegnen». Nora Ernst, Pascal Seiler und Jörg Schläpfer debattierten darüber, wo die Schweizer Unternehmen stehen, was sie der Klimawandel kostet und was die Herausforderungen und Chancen sind, die der Klimawandel mit sich bringt.

Am 27. September 2023 durften wir rund 120 Gäste zur jährlich stattfindenden KOF Prognosetagung begrüssen. Prof. Dr. Reto Föllmi, Universität St. Gallen, Prof. Dr. Jan-Egbert Sturm, KOF Konjunkturforschungsstelle, Dr. Sibylle Wälty, ETH Zürich, und Dr. rer. pol. Boris Zürcher, Direktion für Arbeit, SECO, diskutierten darüber, wie die Schweiz die Chancen des Wachstums nutzen und gleichzeitig nachhaltige Strategien entwickeln kann, um die Herausforderungen im Zusammenhang mit der wachsenden Bevölkerung in der Schweiz zu bewältigen.

«Die 10-Mio.-Schweiz – Chancen und Herausforderungen für Arbeit, Wohnen und Wirtschaft»: Über dieses Thema diskutierten im UBS Konferenzzentrum Grünenhof Experten und Expertinnen bei der KOF Prognosetagung. Vorne links auf der Bühne Moderator Reto Lipp. (Foto: André Springer)
«Die 10-Mio.-Schweiz – Chancen und Herausforderungen für Arbeit, Wohnen und Wirtschaft»: Darübdiskutierten im UBS Konferenzzentrum Grünenhof Expert:innen bei der KOF Prognosetagung. Vorne links Moderator Reto Lipp. (Foto: André Springer)

Im November fand das letzte Wirtschaftsforum 2023 statt. Fabio Canetg moderierte den Anlass im Audimax der ETH Zürich. Themen waren Inflation, steigende Miet- und Energiepreise sowie die bevorstehenden Lohnverhandlungen. Prof. Dr. Sarah Lein, Prof. Dr. Daniel Kaufmann und Dr. Alexander Rathke trugen mit ihren Referaten und ihrer Teilnahme am Podium viel zum Gelingen der Veranstaltung bei.

Das Jahr rundete das virtuelle KOF Beyond the Borders, welches sich dem Thema der langfristigen Zinsprognosen und deren tiefgreifenden Auswirkungen auf die Unternehmenskosten widmete, ab. Prof. Dr. Jan-Egbert Sturm hielt einen Vortrag über die langfristigen Zinsaussichten. Prof. Dr. Simon Evenett und Dr. Charlotta Groth nahmen eine ergänzende Perspektive ein, indem sie die Auswirkungen der Zinslandschaft auf die Unternehmen und die Finanzmärkte untersuchten und deren Auswirkungen auf Unternehmen und Investitionsstrategien berücksichtigten.

Drittmittelprojekte

Nach einem Rückgang der Drittmittelprojekte während und in der Folge der Corona-Zeit konnte die KOF 2023 eine grosse Anzahl an Drittmittelprojekten einwerben. Aber auch durch die Gründung des KOF Labs ist die Anzahl der Projekte gestiegen. Dieses ist ein Inkubator für neue Projekte, die nicht durch Eigenmittel finanziert sind.

Die Akquise von Drittmitteln ist insbesondere für Forschungsprojekte wichtig. Diese werden oftmals in Kooperation oder im Verbund mit Forschenden anderer Bereiche der ETH oder ausserhalb durchgeführt. Die Grundfinanzierung der KOF ist durch die ETH Zürich und die Schweizerische Gesellschaft für Konjunkturforschung (SGK) sichergestellt. Aber speziell für grössere Forschungsprojekte müssen Drittmittel eingeworben werden, damit diese überhaupt durchgeführt werden können. Eine Auflistung aller neuen, laufenden und abgeschlossenen Drittmittelprojekte findet sich im Annex, in diesem Teil wird auf vereinzelte neu eingeworbene Projekte fokussiert.

Unter diesen Projekten sind drei des Schweizerischen National-fonds (SNF): «Bright boosting refugee integration through psycho-logical intervention» in Kooperation mit dem Immigration Policy Lab der ETH Zürich und Universität Zürich; «Identifying and over-coming barriers in accessing welfare programs: direct, spillover and down stream effects in a large-scale field study»; «Intergene-rational mobility: multi-dimensional patterns, determinants, and effects on beliefs». Weitere Projekte sind das Kooperationsprojekt «Wirkungsevaluation des Modellversuchs ‹Ressourcenorientier-te Betreuung und Sozialarbeit in der Untersuchungshaft›» mit der Universität Zürich, das durch die Kantone Zürich und Bern finanziert wird. In diese Thematik fällt ein weiteres kooperatives Forschungsprojekt der NOMIS Foundation und der Universität Zürich «The effects of short-term incarceration».

Zudem begleiten Forschende der KOF das Projekt «Durchführung von drei Studien zu möglichen Auswirkungen der Legalisierung von Cannabis». Des Weiteren wird die KOF gemeinsam mit der Berner Fachhochschule (BFH) den Statusbericht zur Schweizer Kreislaufwirtschaft aktualisieren.

JavaScript wurde auf Ihrem Browser deaktiviert