Industriefirmen investieren, um Kapazitäten zu steigern
Die Investitionserwartungen der Schweizer Unternehmen sind für dieses Jahr zuversichtlich. Gemäss den Ergebnissen der halbjährlichen KOF Investitionsumfrage beabsichtigen die Unternehmen, 2022 ihre Anlageinvestitionen um nominal 3.4% zu erhöhen. Insbesondere im Verarbeitenden Gewerbe dienen diese Investitionen der Erweiterung und der Ausweitung der technischen Produktionskapazitäten.
Die Schweizer Unternehmen wollen in diesem Jahr erneut mehr investieren als im Vorjahr. Das zeigen die Ergebnisse der aktuellen KOF Investitionsumfrage vom Herbst 2021. Demnach rechnen die Umfrageteilnehmenden für 2022 mit einem Wachstum der Anlageinvestitionen von nominal 3.4%. Im Vergleich zu früheren Umfragen sind dies eher zaghafte Investitionspläne, die in erster Linie von den Investitionserwartungen im Verarbeitenden Gewerbe getragen werden. Dort sollen die Investitionen um rund 6% zunehmen. Insbesondere Firmen aus der Nahrungsmittel- und Genussmittelindustrie (+19%) sowie dem Maschinen- und Fahrzeugbau (+11%) rechnen mit einem kräftigen Investitionsschub. Im Gegensatz dazu fällt das erwartete Investitionswachstum mit rund 2% im Dienstleistungssektor moderat aus, Firmen aus dem Baugewerbe wollen ihre Investitionen gar um rund 6% reduzieren.
Die geplanten Investitionsausgaben sollen vermehrt in Neu- und Umbauten von Betriebs- und Geschäftsgebäuden fliessen. 30.6% der Teilnehmenden beabsichtigen, ihre Bauinvestitionen in diesem Jahr zu erhöhen (gegenüber 27.6% im letzten Jahr gemäss der vorangegangenen Umfrage im Herbst 2020). Auch der Anteil derjenigen Unternehmen, die dieses Jahr in Ausrüstungen und Maschinen investieren wollen, ist per saldo gestiegen. Allerdings planen insgesamt weniger Unternehmen, Investitionen in Forschung und Entwicklung zu tätigen.
Nachfrage und Ertragslage treiben Erweiterungsinvestitionen
Die Umfrageergebnisse zeigen, dass sowohl die erwartete Nachfrage als auch die zur Verfügung stehenden finanziellen Ressourcen die Investitionserwartungen für dieses Jahr anregen (siehe G 5). Im Vergleich zum Vorjahr ist die Bedeutung der Nachfrage als Einflussfaktor per saldo von 31.4 Punkten auf 52.8 Punkte gestiegen. Vergleichbar mit diesem Anstieg ist auch die zunehmende Bedeutung der Ertragslage als Faktor, der die zukünftige Investitionstätigkeit der Schweizer Unternehmen positiv beeinflusst. Diese Impulse sind über alle Sektoren hinweg erkennbar, am stärksten ausgeprägt sind sie jedoch im Verarbeitenden Gewerbe.
Die positiven Nachfrageimpulse widerspiegeln sich auch in den Investitionszielen. Zwar dienen die Investitionen bei den meisten Unternehmen nach wie vor dem Ersatz bestehender Anlagegüter. Gleichzeitig haben Investitionen für die Erweiterung der Produktion und Leistungserbringung stark an Bedeutung gewonnen. Im Verarbeitenden Gewerbe geben rund 69% der befragten Unternehmen an, Erweiterungen für das laufende Jahr zu planen (siehe G 6). In der letzten Umfrage im Herbst 2020 waren es mit 52% deutlich weniger Industrieunternehmen. Auch im Dienstleistungssektor ist der Anteil der Unternehmen gestiegen, die Erweiterungsinvestitionen tätigen wollen: von 62% im letzten Jahr auf 72% im Jahr 2022. Erweiterungsinvestitionen erhöhen den Kapitalstock und dadurch die Produktionskapazität, weshalb sie als Indikator für die Wachstumserwartungen der Unternehmen gedeutet werden können. Unternehmen investieren vor allem dann in die Erweiterung ihrer Anlagen, wenn sie eine steigende Nachfrage erwarten. Der gestiegene Anteil der Unternehmen, die Erweiterungsinvestitionen tätigen wollen, deutet vor allem in der Industrie entsprechend auf positive Nachfrageimpulse.
Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe beabsichtigen, ihre Produktionskapazitäten stark auszuweiten
Im Bausektor planen die Unternehmen, ihre Produktionskapazitäten im Jahr 2022 wieder leicht zu erhöhen: Rund 10% der Umfrageteilnehmenden gedenken, ihre Kapazitäten auszuweiten, nur 6% wollen sie reduzieren. Damit steigt der Indikator per saldo von -2.3 Punkten auf 4.1 Punkte (siehe G 7). Noch ausgeprägter ist dieser Anstieg im Verarbeitenden Gewerbe. Rund 44% der Industrieunternehmen planen, dieses Jahr ihre Kapazitäten auszuweiten. Im Vergleich dazu hatten dies für das Jahr 2021 nur 21% der Unternehmen geplant. Umgekehrt beabsichtigen bloss 3%, ihre Kapazitäten in diesem Jahr zu reduzieren. In der letzten Umfrage im Herbst 2020 waren es noch 10%. Damit steigt der Indikator im Verarbeitenden Gewerbe von 10.7 Punkten auf 41.2 Punkte. Mit den zusätzlichen Kapazitäten wollen gemäss den Umfrageergebnissen rund 35% der Unternehmen aus der Industrie neue Produkte produzieren bzw. in ihr Sortiment aufnehmen.
Die konjunkturelle Entwicklung wird durch die Investitionstätigkeit der Unternehmen stark beeinflusst. Aus diesem Grund führt die KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich jeweils im Frühling und im Herbst eine Umfrage bei inländischen Unternehmen durch. Die halbjährliche Umfrage im Herbst 2021 wurde vom 27. September bis 31. Dezember 2021 durchgeführt. Im Rahmen dieser Umfrage wurden 6’154 Firmen angeschrieben und 2'707 haben geantwortet, was einer Rücklaufquote von 44% entspricht.
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