Schweizer Tourismus bleibt auf Kurs

Der Schweizer Tourismussektor wird auch in der Wintersaison weiter wachsen. Gemäss der KOF Tourismusprognose sorgen vor allem Schweizer Gäste und Reisende aus Fernmärkten wie den USA für einen Anstieg der Logiernächte.

Die vergangene Sommersaison 2024 verzeichnete mit einem Plus von 408'00 Logiernächten (+1.7%) eine Rekordsaison, vor allem dank der starken Nachfrage aus den USA und stabilen Gästezahlen aus der Schweiz. Die Nachbarländer zeigen sich zweigeteilt: Die Zahl der Übernachtungen deutscher Gäste stagnierte aufgrund einer schwachen Konjunktur, während die Übernachtungen französischer Gäste erneut stiegen.

Diese Trends dürften sich auch im Winter fortsetzen. Für die Wintersaison 2024/2025 prognostiziert die KOF ein Wachstum der Logiernächte von 0.8%. Der stärkste Wachstumsimpuls kommt im Saisonvergleich von nordamerikanischen Gästen, während die Entwicklung der Logiernächte der europäischen Gäste besser ausfällt als zuletzt erwartet.

Rückblick Sommersaison 2024:

Die Logiernächte der Gäste aus Europa stagnierten (-0.5%), was vor allem auf die anhaltend schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zurückzuführen ist. Deutschland und Italien verzeichneten jeweils einen leichten Rückgang von 1%, bedingt durch Inflationsdruck und schwache Nachfrage. Im Gegensatz dazu hat sich der Tourismus aus Frankreich seit der Pandemie deutlich erholt und das Vorkrisenniveau klar überschritten. Bereits im vergangenen Sommer stieg die Zahl der Übernachtungen französischer Gäste um 4%, wobei besonders der August hervorstach: Die Logiernächte lagen über 30% höher als vor der Pandemie.

Die Entwicklung seit der Pandemie ist durch eine Verschiebung der saisonalen Muster gekennzeichnet. Der August verzeichnete einen Anstieg des Tourismus, insbesondere bei europäischen Gästen. Gleichzeitig hat der März an Bedeutung verloren, während der Februar aufgrund besserer Schneeverhältnisse zunehmend an Attraktivität gewinnt. Diese Verschiebungen lassen sich teilweise durch den Klimawandel erklären, der die Wintersaison verkürzt und auf wenige schneesichere Wochen konzentriert.

Weniger Gäste aus China und den Golfstaaten als noch vor der Pandemie

Die Logiernächtezahl der Gäste aus den asiatischen Ländern hat sich im Sommer weiter erholt, blieb aber insgesamt hinter den Erwartungen zurück. Im Vergleich zum letzten Sommer stieg sie um +5% (50'000 Logiernächte).

Die Gästezahlen aus China bleiben weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau. Sie lagen im Sommer 2024 gerade einmal halb so hoch wie noch vor der Pandemie. Da das Vorjahr jedoch noch schlechter verlief, trug dieser Anstieg dennoch positiv zur Gesamtdynamik bei (+110'000 Logiernächte).

Die Übernachtungszahlen von Gästen aus den Golfstaaten gingen zurück. Nachdem die Gäste aus den Golfstaaten unmittelbar nach der Pandemie zu den ersten gehörten, die die Besucherzahlen nach der Wiedereröffnung ankurbelten, zeigt sich nun deutlich, dass das Vorkrisenniveau nicht wieder erreicht wird. So lagen die Besucherzahlen aus den Golfstaaten zwischen Juni und August um 25% unter dem Niveau vor der Pandemie. Bemühungen um den Aufbau touristischer Resorts in den Golfstaaten könnten einen Teil der Touristen abgeworben haben. Das für Ende 2024 erwartete Schengen-Visum GCC, das die Visabestimmungen für die Golfstaaten vereinfacht, könnte das Wachstum ab 2025 wieder fördern. Zum Vergleich: Der Anteil der Übernachtungen aus den Golfstaaten ist in etwa so gross wie der aus Italien oder Indien.

Reisende aus den USA profitieren vom starken Dollar

In diesem Sommer verzeichneten die Reisenden aus Nordamerika einen erneuten Zuwachs bei den Übernachtungen, mit einem Plus von fast 300'000 (+14%) nach dem starken Anstieg von 26% im Jahr 2023. Laut International Air Traffic Statistics haben US-Amerikaner in diesem Jahr 20% mehr internationale Flüge unternommen als im Vorjahr. Davon nahmen die Flugreisen nach Europa um 16.2% zu, was teilweise auf die Olympischen Spiele in Paris zurückzuführen sein dürfte. Flugreisen der US-Amerikaner in die Schweiz nahmen sogar um 28.5% zu, nach Deutschland nur um 6%. Das grosse Interesse an Reisen in die Schweiz dürfte neben der gezielten Marketingstrategie von Schweiz Tourismus durch den starken Dollar begünstigt worden sein.

Die Schweizer Gäste bleiben mit Abstand das wichtigste Herkunftsland. Das Niveau liegt weiterhin deutlich über demjenigen vor der Pandemie und über den Erwartungen. Insgesamt gingen die Logiernächte gegenüber dem letzten Sommer allerdings um knapp 200'000 (-1.8%) zurück. Es war jedoch damit zu rechnen, dass der pandemiebedingte Überhang allmählich abgebaut wird.

Deutschland ist das konjunkturelle Sorgenkind

Makroökonomischer Ausblick: Im Verlauf des Jahres 2024 zeigt sich die globale Konjunktur mit gemischten Signalen der Erholung. Die US-Wirtschaft hat die Erwartungen übertroffen, getrieben von starkem Konsum und hohen Investitionen. Trotz einer leichten Abkühlung am Arbeitsmarkt bleibt der starke US-Dollar ein Vorteil für den Schweizer Tourismus, da Reisen für amerikanische Gäste nach Europa weiterhin attraktiv bleiben. Im Gegensatz dazu kämpft der Euroraum mit schwächerem Wachstum, insbesondere in Deutschland, wo der private Konsum und die Investitionen zurückgegangen sind. Der schwächere Euro könnte die Schweiz jedoch für europäische Touristen teurer machen und somit deren Reisen beeinflussen.

China steht zwar weiterhin vor wirtschaftlichen Herausforderungen, insbesondere im Immobiliensektor, doch spielen auch politische Erwägungen eine Rolle. Seit der Pandemie sind die chinesischen Behörden aufgrund geopolitischer Spannungen und innenpolitischer Prioritäten weniger geneigt, Reisen in westliche Länder aktiv zu fördern. Eine starke Erholung des asiatischen Tourismus ist ebenfalls noch nicht eingetreten, auch wenn in Märkten wie Japan und Südkorea eine langsame Verbesserung erkennbar ist.

Insgesamt lässt der Inflationsdruck sowohl im Euroraum als auch in den USA nach, bleibt aber im Dienstleistungssektor hoch. Dies könnte auch im Jahr 2025 das Konsumverhalten beeinflussen und Auswirkungen auf den internationalen Reiseverkehr haben. Während sich die Weltmärkte langsam erholen, bleiben Unsicherheiten bestehen, insbesondere im asiatischen Raum, der sich noch nicht vollständig stabilisiert hat.

Prognose Winter 2024/25:

Die KOF erwartet weiterhin einen guten Tourismus-Winter. Die Prognose für die kommende Wintersaison 2024/2025 wurde nur geringfügig nach unten angepasst, wobei nun ein Anstieg der Logiernächte von +0.8% erwartet wird (Prognose im Sommer: +1%). Die aktuellen KOF Umfragen zu den Geschäftserwartungen zeigen nach einem kurzen Tief im Sommer wieder ein ähnliches Niveau wie im letzten Winter und über den Erwartungen für die Winter vor der Pandemie.

Ferien in der Heimat bleiben in der Schweiz beliebt

Die Schweizer Gäste bleiben vor allem im Winter die wichtigste Besuchergruppe. Ein weiterer Rückgang zugunsten von Fernreisen ist geringfügig zu erwarten (-0.5%). Die KOF Umfragen zur Beherbergungswirtschaft zeigen auch bei den inländischen Erwartungen einen stabilen Horizontaltrend. Die Zahl der Logiernächte von Schweizer Gästen dürfte auf hohem Niveau bleiben.

Für die kommende Wintersaison wird ein Wachstum von 2% bei den Übernachtungen europäischer Gäste erwartet. Während die Übernachtungszahlen der deutschen Gäste aufgrund der wirtschaftlichen Herausforderungen stagnieren dürften, wird für die französischen Gäste ein weiterhin stabiles Wachstum prognostiziert, das sich nach dem erfolgreichen Sommer auch im Winter, wenn auch abgeschwächt, fortsetzen dürfte.

Bei den Ferngästen dürfte der Boom der Nordamerikaner sich auch in der Wintersaison fortsetzen, wenn auch in etwas abgeschwächter Form als im Sommer. Die KOF erwartet ein starkes Wachstum der Logiernächte aus Nordamerika von knapp 10%.

Die Übernachtungszahlen der Gäste aus Asien steigen im kommenden Winter langsam an (+1%) und liegen damit bereits über dem Niveau vor der Pandemie, was auch auf eine saisonale Verschiebung hin zu mehr Wintertourismus und weniger Sommertourismus zurückzuführen ist. Die Zahl der russischen Gäste, die vor allem in den Wintermonaten stark vertreten waren, bleibt konstant bei nur 30% des Niveaus vor dem Beginn des Krieges in der Ukraine.

Für 2025 erwartet die KOF ein leichtes Wachstum

Für die Sommersaison 2025 erwartet die KOF eine Stagnation auf dem Niveau des Vorjahres, mit einem leichten Anstieg von 0.2%. Die Übernachtungen europäischer Gäste dürften dank stabiler Energiepreise und sinkendem Inflationsdruck konstant bleiben. Der chinesische Markt bleibt hingegen unsicher; trotz eines langsamen Wachstums wird das Vorkrisenniveau voraussichtlich nur zu 60% erreicht. In den Golfstaaten setzt sich der rückläufige Trend fort, und es bleibt abzuwarten, ob die geplanten Visa-Erleichterungen eine Erholung bewirken können. Ein Rückgangspotenzial besteht bei einheimischen Gästen: Sollten sie wieder verstärkt Fernreisen bevorzugen, könnten die Übernachtungszahlen im kommenden Sommer nicht wachsen.

Für die Wintersaison 2025/2026 wird ein moderates Wachstum von 1.1% prognostiziert, unterstützt durch die Erholung des Tourismus aus China. Obwohl die wirtschaftliche Lage in China weiterhin unsicher bleibt und das Vorkrisenniveau voraussichtlich in den nächsten Jahren nicht vollständig erreicht wird, dürften die Gästezahlen aus China (einschliesslich Hongkong) bis zum Winter 2025/26 rund zwei Drittel des Niveaus vor der Pandemie erreichen. Eine positive, wenn auch verlangsamte Entwicklung wird auch für Nordamerika erwartet, wo das Niveau bereits mehr als 40% über dem Vor-Pandemie-Niveau liegt.

Kontakt

Tim Reinicke
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KOF FB Konjunktur
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